Aktivisten besetzen RWE-Gebäude

Erstveröffentlicht: 
30.08.2013

Freitagmorgen, kurz vor 10 Uhr: Rund 20 Umweltaktivisten dringen mit Trommeln und Pfeifen in das RWE-Kundencenter in der Dürener Innenstadt ein. Fast zeitgleich besetzen andere Tagebaugegner bis etwa 15 Uhr die Parteizentrale der Grünen in Düsseldorf.

 

Um am Rande des seit Tagen nahe Kerpen aufgeschlagenen Klimacamps gegen den Braunkohleabbau im Hambacher Forst und die Zerstörung von Wäldern und Dörfer zu demonstrieren, wollen die Tagebaugegner das Kundencenter in Düren in ein „Autonomes Umweltzentrum“ verwandeln, rücken aber wieder ab, als die Polizei eintrifft, und setzen ihren Protest in der Fußgängerzone fort.

Als die Polizei die nicht genehmigte Demonstration stoppen will, eskaliert die Situation. Angesprochene Aktivisten wollen sich der Identitätsfeststellung entziehen und werden gleich von mehreren Beamten zu Boden gerissen. Umstehende Passanten reagieren angesichts des harten Eingreifens der Polizei geschockt. Zwei Demonstranten werden vorläufig festgenommen. Gegen einen 25-Jährigen aus Schleswig-Holstein leitet die Polizei ein Verfahren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt ein. Auf Anfrage verteidigte Polizeisprecher Willi Jörres am Freitag das harte Eingreifen, das notwendig gewesen sei, um die Personalien der Aktivisten festzustellen. Die Polizei hat Ermittlungen auch wegen Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.

Seit Anfang März verzeichnet die Stelle für Staatsschutz im Polizeipräsidium Aachen, die sich mit politisch motivierten Taten befasst, 54 Strafanzeigen im Umfeld des Ortes Morschenich auf dem Gebiet des Kreises Düren und des Rhein-Erft-Kreises. In der überwiegenden Zahl der Fälle wurden nach Polizeiangaben Anzeigen gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigungen erstattet. Es gebe aber auch Anzeigen wegen Körperverletzung und gefährlichen Eingriffen in den Bahnverkehr.

Dies und die für diese Tage angekündigten Aktionen der Aktivisten gegen die Braunkohleinfrastruktur hatten Verdi und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) am Donnerstag-abend zum Anlass für eine Aktion genommen, um auf die Position und die Situation der RWE-Mitarbeiter aufmerksam zu machen. „Die Unversehrtheit unserer Kollegen ist uns wichtig“, „Wohlstand für die Region mit Braunkohle“, „Stromausfall lassen wir nicht zu“ und „Berufsaktivisten belasten Steuerzahler“ war auf den Transparenten zu lesen, die Mitglieder der Gewerkschaften an den Damm der Hambachbahn geheftet hatten. Neben Bergleuten und Polit-Prominenz aus dem Rhein-Erft-Kreis waren auch viele Aktivisten nach Kerpen-Buir gekommen – mit eigenen Transparenten wie „Systemwandel, kein Klimawandel“.

„Gegen einen kritischen und konstruktiven Dialog haben wir nichts“, sagte Matthias Hartung, Vorstandsvorsitzender von RWE Power, der mit einigen Vorstandskollegen gekommen war. „Aber es gibt tätliche Angriffe auf unsere Mitarbeiter, und das ist eine andere Qualität der Auseinandersetzung“, kritisiert der RWE-Chef.

„Panikmache und Hetze“

Auch IG BCE-Bezirksleiter Manfred Maresch ist bewusst, dass der Klimawandel und die Braunkohle kontrovers diskutierte Themen sind. „Wir wollen das Klimacamp zum Anlass nehmen, um auf die Bedeutung der Braunkohle für Arbeitsplätze hinzuweisen“, sagte er. Rund 11 500 Beschäftigte hat RWE Power im rheinischen Revier. Den Braunkohlegegnern boten die RWE-Mitarbeiter und Gewerkschaftler den Dialog an – und so wurde nahe der Hambachbahn-Trasse kontrovers über die Energiegewinnung diskutiert.

Bis auf einige Zwischenrufe blieben die Aktivisten zurückhaltend, suchten das kritische Gespräch mit den Vertreten von RWE und den Gewerkschaften. Manfred Maresch sprach nach der Veranstaltung von einem Erfolg. Erstmals sei es zu einem „wirklich respektvollen Dialog“ gekommen. Ein anderes Fazit zogen die Aktivisten. In einer Mitteilung sprechen sie von „an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen“, mit denen Stimmung gemacht werden soll, und von einer „Verleumdungskampagne“. Sie bestreiten Angriffe und werfen dem Energiekonzern „Panikmache und Hetze“ vor.

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