War es eine nächtliche Schmiererei - oder eine politische Aussage gegen Gentrifizierung? Der Farbanschlag auf die Luxus-Immobilie "Klarschiff" in Flensburg wird in der Politik kritisiert.
Flensburg. Die Südfassade ist wieder weiß, die Spuren des großflächigen Farbanschlags auf das kurz vor der Fertigstellung stehende Wohn- und Geschäftshaus "Klarschiff" sind beseitigt. Doch Ablehnung und Unverständnis bei Betroffenen und im Rathaus sind noch längst nicht verraucht - vor allem wegen der expliziten Aussagen in dem anonymen Bekennerschreiben.
"Inhaltlich und kritisch auseinander setzen kann man sich mit allen Projekten in der Stadt", sagte auf Anfrage Helmut Trost, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion. "Aber diese Art und Weise desavouiert all die, die so etwas tun. Mit so einer Aktion schaden sich die Kritiker selber", sagte Trost mit Blick auf die Sprühattacke in der Nacht von Montag auf Dienstag.
Entscheidungen sollte man akzeptieren
Ähnlich äußert sich auch Trosts Ratskollege von der CDU, Frank Markus Döring: "Sachbeschädigung ist nie eine Lösung." In einer Demokratie gebe es nun einmal Mehrheitsentscheidungen. Und zur Demokratie gehöre es, dass man diese Entscheidungen akzeptiert.
"Das ist überhaupt nicht zu akzeptieren" und sei "reine Sachbeschädigung", empört sich auch Raimund Dankowski, Vorstand des Selbsthilfe-Bauvereins (SBV) und damit selbst einer der bedeutenden Bau-Investoren in der Stadt. Er sprach sich zudem dafür aus, solche Taten zu verfolgen und die "Täter, wenn man sie denn ermittelt, auch zu bestrafen". Farbanschläge des Ausmaßes, wie sie jetzt bei "Klarschiff" verübt wurden, habe es bei Häusern des SBV indes noch nie gegeben.
Täter aus dem "linken Spektrum"
Auch an der Rathaus-Spitze findet die Farbschmiererei an dem weißen Haus am Ballastkai keine Zustimmung. "Wir verurteilen Vandalismus generell, so auch in diesem Fall", sagte Oberbürgermeister Simon Faber gegenüber dem Flensburger Tageblatt.
Polizeisprecherin Kristin Stielow kann im Fall des Farbanschlags auf "Klarschiff" keine neuen Erkenntnisse seit Mittwoch melden: "Die Untersuchungen dauern an", und seien auch nicht Sache von wenigen Tagen. Die Pressesprecherin der Polizei Husum berichtet derzeit als Urlaubsvertretung für ihre Flensburger Kollegen. Vermutet werde allerdings, dass die Täter aus dem "linken Spektrum" stammen; eine bestimmte Personengruppe hat die Polizei indes nicht in Verdacht. Auch verstehen die Ermittler die Farbe nicht als politische Botschaft, sondern schlicht als Schmiererei.