Integration in Schulen: IGS Göttingen überzeugt seit 38 Jahren mit Erfolgsmodell

Erstveröffentlicht: 
22.07.2013

Die IGS Göttingen gehört zu den wenigen Schulen in Deutschland, die sowohl auf Integration als auch aus Leistungsstärke setzen. Seit Jahrzehnten zahlt sich das Modell aus. 2011 wurde sie sogar als beste Schule Deutschlands gekürt. Sie könnte als Vorbild für die Länder dienen.

 

Am deutschen Schulsystem wird seit Jahren viel Kritik geübt. Ihr selektiver Charakter nach sozialen Kriterien ist bekannt.

Die Landesregierungen tun sich schwer nachhaltige Änderungen und Reformen im Schulwesen durchzuführen. Dabei verläuft die Integration von Migranten in einigen Schulen Deutschlands mit Erfolg.

Das verwundert. Denn statistisch gesehen gelten Kinder mit Migrationshintergrund als die Verlierer des Bildungssystems (mehr hier). Sie werden in der Regel in Haupt- oder Sonderschulen gesteckt (mehr hier).

 

Alle Kinder sind gleichwertig

Die IGS Göttingen praktiziert seit 38 Jahren ein Schulmodell, das die Verschiedenheit der Schüler positiv nutzt. Nicht durch Ausschluss, sondern durch Einbindung. Dazu gehören auch Schüler mit Behinderungen. Dieses Reformschulkonzept zahlt sich aus. In den vergangenen Jahrzehnten haben eine Reihe von IGS-Schülern bei Schülerwettbewerben brillieren können. Die IGS Göttingen ist eine Ganztagsschule und hat einen hohen Leistungsanspruch. Sie hat sowohl eine Sekundarstufe I als auch eine Oberstufe.

 

2011 erhielt sie als beste Schule Deutschlands den Deutschen Schulpreis. Zudem wurde sie 1999, 2001, 2003, 2005, 2007 und 2009 als Umweltschule in Europa ausgezeichnet. 2010 erhielt sie als eine von sechs Schulen den Deutschen Präventionspreis des Bundesministeriums für Gesundheit.

 

Bis zur achten Klasse keine Noten

Dabei dürfte diese erfolgreiche Schule ein Grauen für alle konservativen Schultheoretiker sein. Denn es gibt bis zur achten Klasse keine Schulnoten. Stattdessen gibt es „Lernentwicklungsberichte“ („LEB“), die den Lernprozess der Schüler genau unter die Lupe nehmen. An dieser Stelle sind die Lehrer gefragt, die die „LEBS“ verfassen müssen. Lehrer und Schüler duzen sich untereinander. Das wurde aus dem schwedischen Schulsystem übernommen.
Die Kinder sitzen in sogenannten „Tischgruppen“ zusammen, die de facto Teams sind. Innerhalb jener Teams soll das Sozialverhalten der Kinder gefördert werden. Es gibt regelmäßige Teamaufgaben. Alle ziehen an einem Strang, zumal sie in einem Boot sitzen.

 

Breites Angebot für Schüler

„So einen Unterricht habe ich noch nicht erlebt (…) Die Schüler werden ständig angehalten, ihre Lernergebnisse zu präsentieren. Die Tischgruppen sind toll“, so Hans Anand Pant, Direktor des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), auf der Homepage des Deutschen Schulpreises.

Es gibt Fachräume für die Naturwissenschaften, für den Bereich Arbeit–Wirtschaft–Technik (AWT), Kunsträume, Computerräume, Musikräume, Sporthallen, ein Kino, ein Theater, eine Cafeteria, eine Bibliothek, eine Disco, einen Billardraum, eine Teestube, ein zentral gelegenes Veranstaltungs-Forum und Sportanlagen. Es treffen sich insgesamt 1.200 Schüler täglich in der Mensa zum Mittagessen.

 

Die Zukunft Deutschlands

Die Integration von Kindern aus allen gesellschaftlichen Schichten kann also gelingen. Hoher Leistungsanspruch und die Verantwortung füreinander stehen nicht im Widerspruch zueinander. Doch Bildung, Integration und die Zukunft Deutschlands stehen mehr denn je auf dem Spiel. Sollte das Land diesen historischen Test meistern, dann wird Deutschland international noch stärker und selbstbewusster auftreten können.

Dabei tragen neben der Politik und Wirtschaft auch die Lehrer und Elternhäuser der Kinder eine große Verantwortung.