Gedankenspiele über Zukunftsszenarien der Stromproduktion und deren Einfluss auf die Sicherheit der Menschen in Europa und den globalen Klimawandel.
Wo soll das noch hinführen? Nuklearkraft spaltet nicht nur Atomkerne
sonder auch Koalitionen. Die Atomdebatte ist längst ein wichtiger Teil des Wahlkampfs 2009 geworden.
Kaum jemand hat aber bisher den Erdrutsch in Nachterstedt mit den Kohlekraftwerken in Verbindung gebracht. Obwohl Experten bereits vor weiteren Erdrutschen warnen versäumt es die kritische Öffentlichkeit in Deutschland bisher die Verbindungen zwischen Kohletagebau und Kohlekraftwerken herzustellen.
43,6 % des deutschen Stroms werden in der Bundesrepublick Deutschland in Kohlekraftwerken erzeugt. Deutschland ist mit weitem Abstand Weltmeister in der Braunkohleförderung und bei der Steinkohle auf Rang 15.
Die Lobby wird nicht müde die vermeintlichen Vorteile von Kohlekraftwerken aufzuzählen. Die deutschen Vorräte würden noch locker für zwei Jahrhunderte reichen. Kohlekraftwerke sollen errichtet werden, die keine Klimaschädlichen Emmisionen mehr produzieren sollen. Auf die Gefahr der Grundwasserverseuchung und instabilität des Bodens durch die Lagerung des Kohlenstoffdioxides wird aber in den Werbebroschüren, die auch des öfteren großen deutschen Tageszeitungen beiligen, nicht hingewiesen.
Derweil vereinigt sich ein dubioser Club von Banken, Technologiekonzernen, Versicherungen und Energiekonzernen in München um den vermeintlichen Energieproblemen Europas mit einem Rückfall in Kolonialzeiten Herr zu werden. DESERTEC wird das Projekt genannt, dass in ein paar Jahrzehnten 15 -20 % des Europäischen Energiebedarfs mit Solarstrom aus der Sahara decken soll. Obwohl schon viel Wind um diese Initiative gemacht wurde kam bei dem ersten Treffen in München am 13.Juli nichts wirklich wichtiges herraus. Vermutlich war die Aktion eher ein Werbeschachzug um den Boden zu bereiten für Milliardensubventionen aus den europäischen Staatskassen. Die Investitionssumme von ~400 Milliarden € ist nämlich ohne staatliche Hilfen kaum aufzubringen.
Es regt sich aber auch der Widerstand in der Republik.
Die Pannenserie in Krümmel hat anscheinend viele Menschen dazu gebracht über die Sicherheit von Atomkraftwerken nachzudenken. Viele kommen zu dem einzig logischen Schluss, dass die schon längst abgeschaltet sein müssten. Als KOnsequenz aus diesem Reflektionsprozess verzeichnen die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) einen Ansturm von Neukunden nach den Reaktorpannen in Krümmel.
Eine Bürgerinitiative versucht, zusammen mit Gemeinden und Kommunen, den fünftgrößten Energiekonzern Deutschlands von der EON zu kaufen um den Ausstieg aus der Atomwirtschaft und den Ausbau regenerativer Energien voranzutreiben. Dörfer und Gemeinden errichten sich ihre eigene Energieversorgung und lösen sich somit von der zentralisierten Energieproduktion.
Außerdem wurden im Jahr 2008 das erste große Parabolrinnenkraftwerk Europas in Betrieb genommen. Bis 2011 soll das Projekt erweitert werden und dann 510 Gigawattstunden an Strom pro Jahr produzieren. Viele kritisieren diese großen Kraftwerke, weil sie an den zentralistischen Strukturen des Strommarktes nichts verändern. Unbestritten ist, dass der private Energiebedarf für die eigenen vier Wände dezentral und vor Ort bedient werden kann und muss.
Wie aber, soll der Energiebedarf der Schwerindustrie, der öffentlichen Gebäude oder des Transportsektors bedient werden? Ein Elektroauto oder Bahn fahren macht nur Sinn wenn ausreichende Mengen an sauberem Strom zur Verfügung steht.
Ich bin der Meinung, dass dezentrale Energieproduktion auf jeden Fall forciert werden muss aber dass wir es uns nicht leisten können auf große Parabolrinnenkraftwerke oder Windparks komplett zu verzichten. Das größte Problem der zentralen Energieversorgung ist die Monopolbildung bei wenigen Großkonzernen. Große Kraftwerke, die von demokratisch organisierten Genossenschaften betrieben werden könnten vieleicht ein Schritt in die richtige Richtung sein.