Es geht nicht mehr: Der Berliner Senator für Soziales entlässt jetzt doch seinen Staatssekretär - wegen Mitgliedschaft in einer umstrittenen Burschenschaft. Ein monatelanger Streit geht damit zu Ende.
Mit ein paar kurzen Sätzen hat sich der Sozialsenator Berlins von einem seiner engsten Mitarbeiter verabschiedet: "In einem persönlichen Gespräch hat mich Staatssekretär Michael Büge heute darüber informiert, dass er sich entschieden hat, die Burschenschaft 'Gothia' nicht zu verlassen", so teilt es Mario Czaja von der CDU mit. "Ich habe daraufhin die Entlassung von Herrn Büge auf die Tagesordnung der morgigen Senatssitzung setzen lassen."
Der Staatssekretär soll also wegen seiner Mitgliedschaft in einer Burschenschaft am Dienstag aus dem Amt scheiden - allerdings erst nach einem wochenlangen Hickhack, das die Politik und die Medien der Hauptstadt in Atem hielt. Seit langem gab es vehemente Kritik an Büges Mitgliedschaft in der "Gothia", deren Hauptquartier im Berliner Südwesten auch "braune Wolfsschanze in Zehlendorf" genannt wird, wie die "Berliner Zeitung" schrieb.
Die "Gothia" gehört zum Dachverband Deutsche Burschenschaft, der in den letzten Jahren immer weiter nach rechts gerückt war. Auch die "Gothia" selbst ist sehr umstritten. Die Berliner Grünen etwa sehen in ihr eine Vereinigung, "die das Anstandsgefühl eines jeden Demokraten verletzt". Die Linke im Abgeordnetenhaus hatte bereits im April die Entlassung Büges gefordert, wenn er sich nicht von seiner Burschenschaft lossagt.
Büge selbst hat sich vor einigen Wochen in der "Berliner Morgenpost" zitieren lassen: "Ich vermag mir nicht vorzustellen, dass in einem demokratischen deutschen Staat, der der burschenschaftlichen Tradition so viel verdankt, allein die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft Grund für einen Rücktritt sein soll", hieß es dort. Erst hatten seine Parteifreunde diese Ansicht und Büges Mitgliedschaft als Privatsache bezeichnet. Jetzt musste er sich entscheiden: zwischen dem sogenannten "Lebensbund" zu seiner "Gothia", in die er bereits als Schüler eintrat, und seiner Karriere in der Berliner Politik.
Sein Chef, Senator Czaja, teilte mit, die Diskussion um Büge "hat die Arbeit an Sachthemen in den vergangenen Monaten deutlich erschwert". Er bedauere die Entscheidung und danke ihm für sein Engagement. Auf der Facebook-Seite laufen bereits die ersten Kommentare auf, die Büge unterstützen. Einer lautet zum Beispiel: "Es ist schön zu sehen, daß es hier einen Ehrenmann gibt, der zu seinem Burscheneid steht!"