Der Druck soll größer werden

Screenshot Weinheimer Zeitung
Erstveröffentlicht: 
03.05.2013

Sulzbach. Sulzbachs Bürger sind aufmerksam: Kaum rollten am Mittwochnachmittag zwei leere Busse auf den Festplatz, schauten viele auf das Gasthaus "Zum Schwarzen Ochsen". Das hatte auch einen Grund, denn der Gasthof war erneut Treffpunkt für Mitglieder aus der rechten Szene. Dieses Mal waren es zwei Reisebusse mit Teilnehmern an der NPD-Kundgebung in Frankfurt. Diese wurde von Hunderten von Gegendemonstranten verhindert, eine im Anschluss stattfindende Kundgebung in Hanau war schließlich auch nicht von allzu langer Dauer.

 

Auf der Suche nach einem passenden Treffpunkt am Nachmittag fiel die Wahl schließlich auf den "Schwarzen Ochsen", wo gegen 17 Uhr die Busse vorfuhren; sie stammten jeweils aus dem Raum Waiblingen und Saarlouis.

Die Polizei wurde darüber am Mittwochmittag von Kollegen in Frankfurt unterrichtet und war bei Ankunft der Gruppe vor Ort, wie Polizeisprecher Norbert Schätzle gestern auf Anfrage bestätigte. Vorher sei allerdings nichts über ein erneutes rechtes Treffen in Sulzbach bekannt gewesen. Dort gab es keine Vorkommnisse, gegen 19 Uhr machten sich die Teilnehmer auf die Heimreise.
Kein Zufall mehr

Zurück bleibt nicht nur ein Gasthaus, das in der Nacht auf Mittwoch von bislang unbekannten Tätern mit Parolen wie "Nazis raus" und Hakenkreuzen beschmiert wurde. Zurück bleiben auch viele Bürger, die sich noch am Mittwochabend besorgt bei der Redaktion meldeten. Im Weinheimer Rathaus war gestern am frühen Morgen von dem neuerlichen Treffen noch nichts bekannt, bei der Verwaltung vor Ort dagegen gingen der ein oder andere Anruf ein, wie Ortsvorsteher Josef Klemm bestätigte.

Dort sieht man wie in Weinheim auch die Notwendigkeit zu handeln, denn mittlerweile ist man sich sicher, dass es kein Zufall mehr ist, dass sich nach dem NPD-Landes- und Bundesparteitag sowie einem Veteranentreffen erneut Mitglieder der rechten Szene in Sulzbach getroffen haben. Die Stadtverwaltung kündigte bereits vergangene Woche verschiedene Szenarien an, um Treffen dieser Art künftig zu vermeiden. Rein rechtlich gibt es jedoch kaum Möglichkeiten, denn am Ende hat der Wirt seine Räumlichkeiten zwar einer rechtsextremen Partei vermietet, die allerdings nicht verboten ist. Daher steht nun die Sensibilisierung der Bevölkerung im Mittelpunkt. Ein erster Schritt dahin ist am kommenden Dienstag ein von der Ortsverwaltung anberaumtes Treffen aller am öffentlichen Leben Beteiligten, von denen sich viele auch schon an dem Protest gegen den Bundesparteitag vor knapp zwei Wochen beteiligten. "Wir werden das Ergebnis des Treffens abwarten und in der Folge auch das Gespräch mit dem Eigentümer des "Schwarzen Ochsen" suchen, gibt Klemm die Hoffnung nicht auf, eine Lösung zu finden. Es ist eine Initiative, die von den politisch Verantwortlichen in Weinheim unterstützt wird.

"Wir sind bestürzt über das völlig uneinsichtige Verhalten des Gastwirtes, der eine ganze Ortschaft in ein schlechtes Licht rückt. Es ist leider so, dass die Stadt keine rechtliche Handhabe hat, Veranstaltungen der Art, wie sie bislang stattgefunden haben, zu verbieten. Das ist außerordentlich bedauerlich, liegt aber nicht in unserer Macht", sagte dazu Pressesprecher Roland Kern auf Anfrage. Was aber nicht bedeute, dass "wir untätig oder auch nur gewillt sind, diesen Personenkreis künftig in Sulzbach oder irgendwo anders in der Stadt zu dulden."

Man werde alles Mögliche tun, dies den NPD-Anhängern und dem Wirt unmissverständlich klarzumachen. Im Moment müsse man sich aber darauf konzentrieren, weiter moralischen und gesellschaftlichen Druck auf den Inhaber des Gasthauses auszuüben. sf