Stillstand auf dem Gleis

Reparaturarbeiten nach dem Kabelbrand.
Erstveröffentlicht: 
03.05.2013

Brandanschlag auf Kabelschacht

 

Brandstifter legen den Bahnverkehr zwischen Berlin und Potsdam lahm. Sie wollen damit den ersten Mai „verlängern“, heißt es in einem Bekennerschreiben.

 

Von Sebastian Erb

 

BERLIN taz | Durch einen politisch motivierten Anschlag wurde am Donnerstag in Berlin die Bahnstrecke zwischen Berlin und Potsdam lahmgelegt. Die mutmaßlich linksradikalen Täter zündeten am frühen Morgen einen Kabelschacht an einer Bahnstrecke an, die parallel zur Autobahn Avus verläuft.

 

Eine Gruppe, die sich selbst „Vulkan Grimsvötn. Würde Freiheit Gerechtigkeit" nennt, hat sich zu dem Anschlag bekannt. Man habe den ersten Mai „praktisch wie inhaltlich" verlängern wollen, heißt es in einem Bekennerschreiben, das am Donnerstagvormittag auf dem Internetportal linksunten.indymedia.org veröffentlicht wurde.

 

Die Verfasser wenden sich gegen „das Diktat der europäischen Wirtschaftseliten in Gestalt der Troika" und die von ihnen durchgesetzte „Kürzungspolitik" in Südeuropa. Als Begründung für die Tat werden unter anderem auch die Fahrpreiserhöhung der BVG und das „Milliardengrab Flughafenneubau BER" angegeben. Die mutmaßlichen Täter kritisieren konkret auch die „Ritualisierung der Maifestspiele" mit einer Revolutionären 1.Mai-Demo, die sich „in einer toten, aufstandsgesicherten Regierungsmitte tot [gelaufen]" habe.

 

Die Polizei konnte bislang keine konkreten Tatverdächtigen ermitteln. Wer hinter der bislang nicht in Erscheinung getretenen Gruppierung steckt, sei nun Gegenstand der Ermittlungen des polizeilichen Staatsschutzes, sagte ein Polizeisprecher der taz. Auf welche Art und Weise das Feuer gelegt wurde, dazu wollte er nichts sagen. Der Polizei ist nur der eine Brandort bekannt. Im Bekennerschreiben ist von „mehreren Orten im Südwesten Berlins" die Rede. Ebenso liegen der Polizei auch keine Erkenntnisse vor, dass „in Teilen die Telekommunikation stillgelegt, bzw. eingeschränkt" wurde, wie es in dem Schreiben heißt. In dem betroffenen Kabelschacht lägen allerdings auch Telefon- und Signalkabel, so der Sprecher.

 

Durch den Brand wurden sowohl der Verkehr mit Regionalzügen als auch mit S-Bahnen unterbrochen. Fernzüge fahren auf dieser Strecke nicht. Die Reparatur sollte nach Einschätzung der Bahn bis in den Abend hinein dauern.

 

In der Vergangenheit gab es in Berlin immer wieder Brandanschläge auf Anlagen der Bahn. Zuletzt wurde im Februar in der Nähe des Ostkreuzes Feuer gelegt, was den S-Bahnverkehr erheblich störte. Seit der Vulkan Eyjafjallajökull im Jahr 2010 den europäischen Flugverkehr lahmlegen, sind die Namen isländischer Vulkane beliebte Absender von Bekennerschreiben. (mit dpa)