Fü: Antikapitalistische Vorabenddemo am 30.04

Vorabenddemo am 30.04.2013 in Fürth

Seit eh und je gegen Re­pres­si­on und Ras­sis­mus – Ge­mein­sam für die so­zia­le Re­vo­lu­ti­on!

Der 1. Mai steht seit über 100 Jah­ren für den in­ter­na­tio­na­len Ar­bei­ter_in­nen­kampf­tag. Auch in die­sem Jahr wer­den wir wie­der für eine Welt ohne Aus­beu­tung und Un­ter­drü­ckung kämp­fen, für eine Welt in der kein Mensch auf­grund der Haut­far­be oder der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung dis­kri­mi­niert wird. Gehen wir ge­mein­sam am 1. Mai und am Vor­a­bend auf die Stra­ße, um uns aktiv für un­se­re In­ter­es­sen und eine Welt jen­seits ka­pi­ta­lis­ti­scher und fa­schis­ti­scher Ideo­lo­gi­en ein­zu­set­zen.

 

An­ti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Vor­a­bend­de­mo zum re­vo­lu­tio­nä­ren 1. Mai 2013
Di, 30. April | 19.​00 Uhr | Klei­ne Frei­heit (Fürth)


Staat und Nazis Hand in Hand – Fa­schis­mus be­kämp­fen!


Kaum eine Woche ver­geht in der BRD, ohne dass in ir­gend­ei­ner Stadt Fa­schis­t_in­nen Auf­mär­sche, Kund­ge­bung oder Kon­zer­te ver­an­stal­ten und An­grif­fe auf Mi­gran­t_in­nen und po­li­ti­sche Geg­ner_in­nen aus­üben. Auch Fürth hat ein Na­zi­pro­blem, auch wenn Staat und Stadt die­ses Pro­blem nur allzu gerne igno­rie­ren.

 

Mit dem Neo­na­zi­ka­me­rad­schafts­dach­ver­band „Frei­es Netz Süd“ (FNS) be­steht in Fürth seit Jah­ren ein über­re­gio­na­ler Zu­sam­men­schluss von Fa­schis­t_in­nen, der aus einer Ab­spal­tung der NPD ent­stan­den ist. Ein füh­ren­der Fa­schist des FNS ist der in Sta­deln woh­nen­de Matt­hi­as Fi­scher, der zudem auf der NSU-​Kon­takt­lis­te von Uwe Mund­los auf­taucht. In dem Ka­me­rad­schafts­dach­ver­band sind über 30 Na­zi­grup­pen aktiv. Die füh­ren­den Mit­glie­der kom­men al­ler­dings aus Mit­tel­fran­ken. Der be­reits ge­nann­te Matt­hi­as Fi­scher, Stel­la Ruff, Kai Zim­mer­mann aus Fürth und vor allem Nor­man Kemp­ken aus Nürn­berg sind die Füh­rungs­ka­der im FNS. Et­li­che Neo­na­zis waren zuvor in der „Frän­ki­schen Ak­ti­ons­front“ tätig, bis diese 2004 ver­bo­ten wurde. Das „Freie Netz Süd“ tritt offen ras­sis­tisch, an­ti­se­mi­tisch und na­tio­nal­so­zia­lis­tisch auf. Sämt­li­che Ak­ti­vis­t_in­nen im FNS ge­hö­ren zu den ge­walt­be­rei­tes­ten Neo­na­zis Süd­deutsch­lands. Die Rück­kehr zum pseu­do-​bür­ger­li­chen Auf­tritt ver­su­chen die Für­ther Neo­na­zis des FNS mit der Grün­dung der Tarn­or­ga­ni­sa­ti­on „Bür­ger­initia­ti­ve So­zia­les Fürth“ (BSF) zu voll­zie­hen. Als Vor­bild dient der BSF dabei die sog. „Bür­ger­initia­ti­ve Aus­län­der­stopp“, wel­che eine Tarn­or­ga­ni­sa­ti­on der NPD ist. Das Ziel der BSF ist es 2014 zur Stadt­rats­wahl an­zu­tre­ten und in Die­sen ein­zu­zie­hen.


Wie ge­fähr­lich die Fa­schis­t_in­nen rund um das FNS sind, zeigt sich nicht nur an ihren An­grif­fen auf An­ders­den­ken­de, son­dern auch an ihren Kon­tak­ten zum „Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Un-​ter­grund“ (NSU), der in den ver­gan­ge­nen Jah­ren min­des­tens zehn Men­schen er­mor­de­te. Zwi­schen dem „Thü­rin­ger Hei­mat­schutz“, der Or­ga­ni­sa­ti­on in der die Haupt­tä­ter_in­nen des NSU or­ga­ni­siert waren und der frän­ki­schen Na­zi­sze­ne be­ste­hen seit den neun­zi­ger Jah­ren sehr enge Kon­tak­te. Ei­ni­ge die­ser engen Un­ter­stüt­zer_in­nen des NSU leb­ten oder leben noch immer in Fran­ken. Neben dem Kro­nach­er V-​Mann Kai Dalek, der in den 90er Jah­ren einer der füh­ren­den Köpfe und Mit­be­grün­der der An­ti-​An­ti­fa Struk­tu­ren in Fran­ken war, ist Mandy Struck zu nen­nen. Die da­mals im Land­kreis Nürn­berg le­ben­de Struck traf sich des Öf­te­ren mit den NSU-​Ter­ro­ris­t_in­nen und lieh Beate Zschä­pe ihre Iden­ti­tät, indem sie ihr Aus­weis­pa­pie­re und Mit­glieds­aus­wei­se über­trug. Matt­hi­as Fi­scher hielt in die­ser Zeit regen Kon­takt nach Thü­rin­gen, vor allem zu dem im NSU-​Pro­zess an­ge­klag­ten Ralf Wohl­le­ben, je­doch auch zu Mandy Struck. Mitt­ler­wei­le wurde be­kannt, dass eine wei­te­re Frau aus Fürth, deren Namen bis­lang nicht be­kannt ist, auf einer NSU-​Kon­takt­lis­te zu fin­den ist, wel­che das BKA bis­lang nicht ver­öf­fent-​lich­te. Sie wohn­te Ende der 90er Jahre im Haus von Matt­hi­as Fi­scher in Fürth – Sta­deln. Diese Bei­spie­le zei­gen, dass die Ver­bin­dun­gen der lo­ka­len Fa­schis­t_in­nen zu den NSU-​Ter­ro­ris­t_in­nen weit tie­fer gehen, als bis­her an­ge­nom­men. Nicht nur des­halb, soll­te die Ge­fahr, die von den lo­ka­len Neo­na­zis aus­geht weder ver­harm­lost, noch igno­riert wer­den.


Grund­le­gen­des Ziel der Fa­schis­t_in­nen ist die Er­rich­tung eines fa­schis­ti­schen Staa­tes, des­sen Herr­schafts­form sie selbst als „Na­tio­na­len So­zia­lis­mus“ be­zeich­nen, wor­auf Neo­na­zis zum Bei­spiel mit sog. „Na­tio­nal be­frei­ten Zonen“ ver­su­chen hin­zu­ar­bei­ten. Das Kon­zept be­inhal­tet die Idee der voll­kom­me­nen Kon­trol­le über ein Ge­biet, das folg­lich für all jene zur „No-​Go-​Area“ wird, die nicht in ihr Welt­bild pas­sen. Seien es Mi­gran­t_in­nen, po­li­ti­sche Geg­ner_in­nen oder jed­we­de Kri­ti­ker_in­nen ihres Vor­ge­hens. Mehr­mals ver­such­ten sie dies schon in Knei­pen in Fürth zu eta­blie­ren, was auf­grund von an­ti­fa­schis­ti­schem Wi­der­stand nicht ge­lang. Da ihnen das mo­men­tan je­doch nicht mög­lich ist, su­chen sich die Neo­na­zis Rück­zugs­räu­me, in denen sie ihre krude Ideo­lo­gie ver­brei­ten kön­nen. In Fürth haben sie bis vor kur­zen einen sol­chen Rück­zugs­raum in der Gast­stät­te „Wil­helms­hö­he“ ge­fun­den. Die Be­trei­ber_in­nen der Knei­pe lie­ßen die FNS-​Ak­teu­re um Matt­hi­as Fi­scher, Nor­man Kemp­ken und Uwe Mee­nen re­gel­mä­ßig in ihrer Gast­stät­te deren fa­schis­ti­sche Ver­an­stal­tun­gen or­ga­ni­sie­ren und ab­hal­ten. Zu den Ver­an­stal­tun­gen er­schie­nen bis zu 40 Neo­na­zis. Den Be­trei­ber_in­nen ist dabei nicht ent­gan­gen, wel­che Men­schen sie ho­fie­ren. Auf an­ti­fa­schis­ti­schen Druck hin hat der Wirt nun be­kannt ge­ge­ben, dass er die Nazis nicht mehr in seine Räume las­sen wird, je­doch ohne sich von den Neo­na­zis zu dis­tan­zie­ren. Es kann und darf auch wei­ter­hin nicht mög­lich sein, dass in Fürth und An­ders­wo Na¬ziknei¬pen exis­tie­ren.


Nicht nur in Fürth, son­dern auch in Nürn­berg-​Lang­was­ser haben Nazis Rück­zugs­räu­me ge­fun­den. Der „Bür­ger­initia­ti­ve Aus­län­der­stopp“-​Stadt­rat Se­bas­ti­an Schmauß, der zudem FNS-​Ka­der und An­ti-​An­ti­fa Fo­to­graf ist, hat dort ein Stadt­rats­bü­ro, in wel­chen sich Neo­na­zis aller Cou­leur tref­fen. Für uns ist klar, dass wir den Neo­fa­schis­t_in­nen kei­nen Raum über­las­sen dür­fen, um ihre Struk­tu­ren und damit ihre men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie zu un­ter­stüt­zen. Auf den Staat ist dabei ein wei­te­res Mal kein Ver­lass. Denn im Ge­gen­satz zu den ört­li­chen an­ti­fa­schis­ti­schen Struk­tu­ren fand eine po­li­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Na­zi-​Pro­blem von staat­li­cher und städ­ti­scher Seite weder in Fürth, noch in Nürn­berg statt und ist auch nicht er­wünscht. Da passt es auch in das Bild, das die Für­ther Po­li­zei trotz zahl­rei­cher Straf­ta­ten kei­ner­lei Er­mitt­lungs­er­geb­nis­se gegen die Neo­na­zis vor­wei­sen kann und will. Das hat sei­nen Grund: Ein Staat, der ka­pi­ta­lis­tisch or­ga­ni­siert ist, hat gar kein In­ter­es­se die be­ste­hen­den Ver­hält­nis­se und damit auch die fa­schis­ti­schen Struk­tu­ren ab­zu­schaf­fen. Ka­pi­ta­lis­t_in­nen, die nur die Ver­wert­bar­keit der Men­schen in­ter­es­siert, hat­ten weder vor der Macht­über­tra­gung 1933 an die Na­tio­nal­so­zia­lis­t_in­nen, noch heute ein Pro­blem damit, den Pro­fit aus Zwangs­ar­beit, Krieg und dem damit ver­bun­den Leid zu ma­xi­mie­ren. Der Fa­schis­mus war da­mals die letz­te Mög­lich­keit, das Zu­sam­men­bre­chen der ka­pi­ta­lis­ti­schen Wirt­schafts­ord­nung ab­zu­wen­den. Die­ser Zu­sam­men­hang zwi­schen Ka­pi­tal und Fa­schis­mus ist nach wie vor eine große Ge­fahr. Je grö­ßer die Krise, desto wei­ter be­dient sich die herr­schen­de Klas­se einer Po­li­tik, die offen Men­schen auf­grund ihrer Her­kunft, Haut­far­be und Re­li­gi­on spal­tet, wie am ge­sell­schaft­li­chen Rechts­ruck in Grie­chen­land und Un­garn mo­men­tan zu sehen ist. Neo­na­zis­ti­sche Ideo­lo­gi­en ent­ste­hen und be­fin­den sich kei­nes­wegs am so­ge­nann­ten „Rand der Ge­sell­schaft“, son­dern trei­ben le­dig­lich den ras­sis­ti­schen, na­tio­na­lis­ti­schen und se­xis­ti­schen Nor­mal­zu­stand auf die Spit­ze. Die Fa­schis­t_in­nen stel­len damit die ex­trems­te Ver­kör­pe­rung der Logik be­ste­hen­der ka­pi­ta­lis­ti­scher Ver­hält­nis­se dar.


Da wir also vom ka­pi­ta­lis­ti­schen Staat und sei­ner Po­li­zei keine Lö­sung des Na­zi­pro­blems er­war­ten kön­nen und wol­len, heißt es selbst aktiv zu wer­den. Die An­ti­fa­schis­ti­sche Linke Fürth (ALF) und die Ju­gend­an­ti­fa Fürth (JAF) haben in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten zu­sam­men zwei an­ti­fa­schis­ti­sche Ak­ti­ons­rei­hen mit dem Titel „Input“ durch­ge­führt. Die erste Ak­ti­ons­rei­he wid­me­te sich der Ge­schich­te: So ver­an­schau­lich­te eine Ver­an­stal­tung über die An­ti­fa­schis­ti­sche Ak­ti­on und deren 80 jäh­ri­ge Ge­schich­te, den an­ti­fa­schis­ti­schen und an­ti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Wi­der­stand, jen­seits ir­gend­wel­cher pseu­do­de­mo­kra­ti­schen Par­la­men­te. Es wurde wie jedes Jahr an die Ver­bre­chen der Reichs­po­grom­nacht ge­dacht und zwei an­ti­fa­schis­ti­sche Stadt­spa­zier­gän­ge in­for­mier­ten über die Ge­schich­te Fürths vor und wäh­rend des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. In der zwei­ten Ak­ti­ons­rei­he wurde dem To­des­tag von Ru­dolf Be­n­a­rio und Ernst Gold­mann ge­dacht, zwei Für­ther Kom­mu­nis­ten aus jü­di­schem El­tern­haus, die mit als im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dachau er­mor­det wur­den. Im An­schluss an das Ge­den­ken wurde ein Kon­zert mit Es­ther Be-​ja­ra­no, einer KZ-​Über­le­ben­den, ge­mein­sam mit der Rap-​Grup­pe „Micro­pho­ne Mafia“ ver­an­stal­tet. Zudem wur­den in einer Ver­an­stal­tung die Ge­schich­te der NSDAP in Fürth auf­ge­zeigt und über die „ver­ges­se­nen“ Opfer fa­schis­ti­schen Ter­rors nach 1990 be­rich­tet. Ver­an­stal­tungs­rei­hen wie diese zei­gen uns, dass wir uns ste­tig mit der fa­schis­ti­schen Ver­gan­gen­heit, wie auch mit deren Ge­gen­wart aus­ein­an­der­set­zen müs­sen. Denn nur so kann das Übel an der Wur­zel ge­packt wer­den und sich fa­schis­ti­scher und ka­pi­ta­lis­ti­scher Ideo­lo­gie aktiv wi­der­setzt wer­den.

 

Re­pres­si­on – ein Teil der ka­pi­ta­lis­ti­schen Logik


Seit Jah­ren las­sen die staat­li­chen Er­mitt­lungs­be­hör­den Nazis rund um das FNS freie Hand. So wurde trotz eines Sach­scha­dens von mitt­ler­wei­le weit über 40 000 € in Fürth noch kein ein­zi­ger An­schlag auf­ge­klärt. Sei es der Brand­an­schlag auf das Auto einer an­ti­fa­schis­ti­schen Fa­mi­lie, seien es die An­grif­fe auf Autos oder Häu­ser von Für­ther An­ti­fa­schis­t_in­nen, oder Ver­leum­dung der Spre­che­rin des Für­ther Bünd­nis­ses gegen Rechts an ihrem Ar­beits­platz, oder sei es der An­schlag auf den an­ti­ras­sis­ti­schen In­fo­la­den Be­n­a­rio, der im Fe­bru­ar ver­gan­ge­nen Jah­res mit Stei­nen ein­ge­wor­fen wurde: Die Un­tä­tig­keit der Po­li­zei zeigt ein­mal mehr, dass sich im Kampf gegen Ras­sis­mus und Neo­na­zis­mus nicht auf den Staat ver­las­sen wer­den kann. Denn an­statt gegen Fa­schis­t_in­nen, wie die des FNS vor­zu­ge­hen, geht es meist vor allem gegen die po­li­ti­sche Linke. Bei­spie­le hier­für gibt es in letz­ter Zeit viele:


-Tim aus Ber­lin wurde wegen „Rä­dels­füh­rer­schaft bei be­son­ders schwe­rem Land­frie­dens­bruch“ zu 22 Mo­na­ten Haft ohne Be­wäh­rung ver­ur­teilt. Bei dem po­li­tisch mo­ti­vier­ten Ur­teil wird ihm le­dig­lich vor­ge­wor­fen im Zu­sam­men­hang mit den An­ti­na­zi-​Pro­tes­ten in Dres­den Me­ga­fon­durch­sa­gen ge­macht zu haben.
-​Deniz K. der wohl be­kann­tes­te Fall in der Re­gi­on. Seit einem Jahr sitzt der junge An­ti­fa­schist wegen des aus der Luft ge­grif­fe­nen Vor­wurfs des fünf­fa­chen ver­such­ten Tot­schlags an Po­li­zei­be­am­t_in­nen in Nürn­berg in Un­ter­su­chungs­haft. Nach einem vier­tä­gi­gen Pro­zess, der ein Pa­ra­de­bei­spiel für den Be­las­tungs­ei­fer der Be­hör­den dar­stell­te, wurde Deniz zu zwei­ein­halb Jah­ren Haft wegen ver­such­ter ge­fähr­li­cher Kör­per­ver­let­zung, Wi­der­stand und Land­frie­dens­bruch ver­ur­teilt. Und das alles, weil er an­geb­lich mit einer Fah­nen­stan­ge auf einen be­helm­ten und ge­pan­zer­ten Po­li­zei­be­am­ten ein­ge­schla­gen haben soll.


Oder die an­de­ren zahl­rei­chen Kri­mi­na­li­sie­rungs­ver­su­che in Nürn­berg und Fürth. Rund um die Ge­gen­ak­ti­vi­tä­ten zum 01.​08.​2012 – dort hielt die NPD eine Kund­ge­bung in Nürn­berg-​Lang­was­ser ab – kam es zu einer hef­ti­gen Kri­mi­na­li­sie­rung von An­ti­fa­schis­t_in­nen und damit ein­her­ge­hend zu mas­si­ven Spal­tungs­ver­su­chen, die die De­mons­trie­ren­den in „gute“ und „böse“ Na­zi­geg­ner_in­nen ein­tei­len soll­te. Den Eifer, den die Po­li­zei an die­sem Nach­mit­tag an den Tag legte, spricht für sich. Neben dem mas­si­ven Ein­satz von Schlag­stö­cken und Pfef­fer­spray kam es zu ge­ziel­ten An­grif­fen auf ein­zel­ne De­mons­tran­t_in­nen.


Auch in die­sem Jahr geht die Kri­mi­na­li­sie­rung von An­ti­fa­schis­t_in­nen wei­ter. In einem Pro­zess gegen zwei Für­ther An­ti­fa­schis­t_in­nen wur­den diese zu 500 Euro Geld­stra­fe, bzw. zur Leis­tung von So­zi­al­stun­den ver­ur­teilt, weil sie an­geb­lich Schil­der auf einer De­mons­tra­ti­on bei sich tru­gen auf denen die Worte „Die Spin­nen“, „Schwei­ne“ und „Bul­len“ stan­den.


Diese Bei­spie­le zei­gen, dass nicht ein­zel­ne An­ti­fa­schis­t_in­nen der Re­pres­si­on aus­ge­setzt sind, son­dern sich die Re­pres­si­on gegen die an­ti­fa­schis­ti­sche Be­we­gung rich­tet. Wel­che gro­tes­ken For­men sol­che An­grif­fe an­neh­men kön­nen, zeigt der Pro­zess gegen Deniz K., in wel­chem die Feh­ler der Er­mitt­lungs­be­hör­de und deren ab­ge­spro­che­ne Zeu­gen­aus­sa­gen ein­fach igno­riert wer­den. Der Ka­pi­ta­lis­mus kann eine star­ke an­ti­fa­schis­ti­sche Be­we­gung nicht ge­brau­chen und ver­sucht die Wur­zeln einer dro­hen­den Ge­fahr nie­der­zu­schla­gen.


Fälle der Kri­mi­na­li­sie­rung und Rechts­ver­dre­hung fin­det man auch, wenn man sich mit dem Thema Flücht­lings­po­li­tik ge­nau­er be­schäf­tigt.

 

Re­fu­gees Wel­co­me – Immer und Über­all!


Im Au­gust die­sen Jah­res wer­den sich die grau­sa­men Po­gro­me aus Ros­tock-​ Lich­ten­ha­gen zum 21. Mal jäh­ren. Vier Tage lang wur­den haupt­säch­lich viet­na­me­si­sche Gast­ar­bei­ter_in­nen in ihrem Wohn­heim an­ge­grif­fen. Ein rie­si­ger Mob ras­sis­ti­scher Bür­ger_in­nen, un­ter­stützt von Neo­na­zis at­ta­ckier­te unter to­sen­dem Bei­fall der Be­völ­ke­rung mit Stei­nen und Mo­lo­tow-​Cock­tails das Ge­bäu­de, wäh­rend die Po­li­zei haupt­säch­lich damit be­schäf­tigt war An­ti­fa­schis­t_in­nen davon ab­zu­hal­ten, den Mob an sei­nem ras­sis­ti­schen Trei­ben zu hin­dern. Es grenzt an ein Wun­der, dass nie­mand ums Leben ge­kom­men ist. Die er­schre­ckends­te Er­kennt­nis, die man nach den 4 Tagen ge­win­nen konn­te war, dass Po­gro­me in der brei­ten Be­völ­ke­rung au­ßer­halb Ros­tocks gro­ßen Zu­spruch fan­den. Heute, 21 Jahre spä­ter, wird von der so­ge­nann­ten Mitte der Ge­sell­schaft jähr­lich an die Ros­to­cker Po­gro­me ge­dacht. Krän­ze wer­den nie­der­ge­legt, man si­gna­li­siert tiefe Be­trof­fen­heit und schwört, dass so etwas nie wie­der pas­sie­ren dürfe. An­ge­sichts der der­zei­ti­gen Asyl­po­li­tik in der BRD und Eu­ro­pa, be­kommt diese Be­trof­fen­heit je­doch einen sehr bit­te­ren Bei­ge­schmack. Täg­li­che Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen sind die trau­ri­ge Rea­li­tät. Al­lein bei dem Ver­such das Mit­tel­meer zu über­que­ren star­ben im Jahr 2011 etwa 1500 Flücht­lin­ge, wobei re­gel­mä­ßig Schif­fe der EU-​Grenz­schutz­po­li­zei „FRON­TEX“ ta­ten­los zu­se­hen wenn sich vor Eu­ro­pas Gren­zen Tra­gö­di­en auf hoher See ab­spie­len. Fast täg­lich sehen sie dabei zu, wie Boote bei schwe­rem See­gang un­ter­ge­hen oder Flücht­lin­ge ster­ben, weil sie ta­ge­lang ohne Nah­rung und Was­ser aus­kom­men müs­sen. Über Um­we­ge in Deutsch­land an­ge­kom­men, wer­den Flücht­lin­ge in Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen un­ter­ge­bracht. Oft­mals wird ihre Ab­schie­bung noch am glei­chen Tag oder in­ner­halb einer Woche be­sie­gelt. Ohne Deutsch­kennt­nis­se oder recht­li­chen Bei­stand ist es un­mög­lich in dem kom­ple­xen ju­ris­ti­schen Di­ckicht Ein­spruch gegen diese ras­sis­ti­schen aber rechts­kräf­ti­gen Ab­schie­bun­gen ein­zu­le­gen. Schafft es ein Flücht­ling „ge­dul­det“ zu wer­den er­war­tet ihn je­doch keine ro­si­ge Zu­kunft. Zum Bei­spiel ver­hin­dern Re­si­denz­pflicht, Es­sens­pa­ke­te und Ar­beits­ver­bo­te, dass Flücht­lin­ge am ge­sell­schaft­li­chen Leben teil­ha­ben kön­nen.


Je­doch stellt sich na­tür­lich die Frage, wieso die Po­li­tik so ein gro­ßes In­ter­es­se daran hat, den Auf­ent­halt für Flücht­lin­ge so un­an­ge­nehm wie mög­lich zu ma­chen, sie mög­lichst schnell wie­der ab­zu­schie­ben und den Flücht­lin­gen au­ßer­halb der EU-​Gren­zen die Ein­rei­se erst gar nicht zu er­mög­li­chen? Diese Frage ist zwar leicht zu be­ant­wor­ten, umso schwie­ri­ger ist es al­ler­dings die Lö­sungs­an­sät­ze in die Pra­xis um­zu­set­zen. In einem ka­pi­ta­lis­ti­schen Sys­tem ist es obers­tes Ziel der Wirt­schaft in mög­lichst kur­zer Zeit mög­lichst viel Pro­fit zu er­wirt­schaf­ten. Ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te. So wer­den Men­schen in ver­wert­ba­re und un­ver­wert­ba­re Ar­beits­kräf­te ein­ge­teilt. Nun ist es ein Leich­tes aus Sicht der Wirt­schaft einen Flücht­ling nach die­sem Mus­ter zu klas­si­fi-​zie­ren. Mög­lich wird die­ses un­ge­nier­te und kalt­blü­ti­ge Han­deln al­ler­dings erst da­durch, dass das töd­li­che Dik­tat des Mark­tes, das Men­schen schlicht an ihrer Ver­wert­bar­keit misst, be­reits in den meis­ten Köp­fen der bun­des­deut­schen Be­völ­ke­rung ver­an­kert ist. Einen nicht un­we­sent­li­chen Teil tra­gen hier­zu Po­li­ti­ker_in­nen bei, die in ka­pi­ta­lis­ti­scher Tra­di­ti­on oft nur das Sprach­rohr ver­schie­de­ner ka­pi­ta­lis­ti­scher In­ter­es­sen sind. Ge­winn­ori­en­tier­te As­pek­te rü­cken in den Vor­der­grund und füh­ren dazu, dass sich die Po­li­tik am Pro­fit statt am Men­schen ori­en­tiert. Oft trifft es dabei Flücht­lin­ge. Schnell ist die Rede von „So­zi­al­schma­rot­zern, die unser So­zi­al­sys­tem nur aus­nut­zen wol­len und keine Ar­beit haben“. Nicht be­ach­tet wird dabei, dass deut­sche Ge­set­ze vie­len Asyl­su­chen­den ver­bie­ten einem Job nach­zu­ge­hen. An­ge­sichts der Tat­sa­che, dass die BRD als welt­weit dritt­größ­ter Waf­fen­ex­por­teur in vie­len Krie­gen eine nicht un­be­deu­ten­de Rolle spielt, ist es umso dra­ma­ti­scher, dass vor Krie­gen flie­hen­den Men­schen in Deutsch­land trotz ge­gen­tei­li­ger Be­haup­tun­gen fak­tisch kein Asyl ge­währt wird. Auch hier wird der Pro­fit von bun­des­deut­schen Groß­kon­zer­nen dem Leben von Mil­lio­nen Mi­gran­t_in­nen über­ge­ord­net. Die BRD ist je­doch nicht das ein­zi­ge Land, in dem Flücht­lin­ge schlecht be­han­delt wer­den. In Grie­chen­land wer­den Flücht­lin­ge mo­men­tan von Fa­schis­t_in­nen ge­mein­sam mit der Po­li­zei re­gel­recht ge­jagt, in Ita­li­en wer­den sie in Ghet­tos ein­ge­sperrt, sich selbst über­las­sen. Eben­falls die Re­ak­ti­on fa­schis­ti­scher Kräf­te auf die Wirt­schafts­kri­se.


Di­rekt in Zirn­dorf be­fin­det sich die so­ge­nann­te „Zen­tra­le Auf­nah­me­stel­le für Flücht­lin­ge in Nord­bay­ern“(ZAST). Auch hier muss­ten viele asyl­su­chen­de Men­schen den bit­ter­kal­ten Win­ter in Zel­ten oder leer ge­räum­ten Ga­ra­gen ver­brin­gen. Be­reits im Ok­to­ber des letz­ten Jah­res wurde am Zirn­dor­fer Markt­platz eine Kund­ge­bung ab­ge­hal­ten, die auf die de­sas­trö­sen Zu­stän­de in der Auf­nah­me­stel­le auf­merk­sam ma­chen soll­te. Diese Kund­ge­bung ist nur ein Teil einer bun­des­wei­ten So­li­da­ri­sie­rung mit den Flücht­lin­gen, die ge­ra­de im Jahr 2012 ihre Ent­schlos­sen­heit ge­zeigt haben. Mit Camps in In­nen­städ­ten, einem Pro­test­marsch von Würz­burg nach Ber­lin und einem Hun­ger­streik wurde deut­lich, wie ernst diese The­ma­tik ist. Un­ter­stüt­zen wir also wei­ter­hin die Flücht­lin­ge in ihrem Kampf gegen La­ger-​ und Re­si­denz­pflicht, ras­sis­ti­sche Son­der­ge­set­ze und für ein welt­wei­tes Blei­be­recht. Der Kampf hat ge­ra­de erst be­gon­nen. No bor­der, no na­ti­on-​ gegen jede Ab­schie­bung!

 

Für eine re­vo­lu­tio­nä­re Per­spek­ti­ve – So­zia­le Re­vo­lu­ti­on für eine bes­se­re Welt


Zei­gen wir also dem Staat und sei­nen Nazis, was wir von ihnen hal­ten. Gehen wir ge­mein­sam am 30. April auf die Stra­ßen, um gegen Fa­schis­mus, Re­pres­si­on und eine men­schen­ver­ach­ten­de Flücht­lings­po­li­tik zu de­mons­trie­ren. Lasst uns ge­mein­sam das ka­pi­ta­lis­ti­sche Sys­tem in Frage stel­len und Al­ter­na­ti­ven auf­zei­gen, die einer Welt ent­spre­chen, die sich an den Be­dürf­nis­sen der Men­schen und nicht an den Be­dürf­nis­sen der Wirt­schaft ori­en­tiert!
 

 

Für eine Welt ohne Aus­beu­tung, Un­ter­drü­ckung und Fa­schis­mus
Gegen jede Form von Dis­kri­mi­nie­rung!

Ka­pi­ta­lis­mus über­win­den – für eine be­frei­te Ge­sell­schaft!