"Bildung für alle und zwar umsonst" - Bildungsstreik in Konstanz

Blockade auf der Alten Rheinbrücke

„Bildung für alle und zwar umsonst!“ - Unter diesem Motto demonstrieren ca 800 Konstanzer SchülerInnen und Auszubildende am Mittwochvormittag im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks.

Gegen 10:00 Uhr sammeln sich am gestrigen Mittwoch SchülerInnen verschiedener Konstanzer Schulen, sowie Auszubildende, auf der Wiese vor dem Telekom Gebäude in der Nähe des Zähringer Platzes. Eine halbe Stunde später setzt sich der ca. 800 Menschen starke Zug in Bewegung und zieht mit Transparenten und lautstarken Rufen („Bildung für alle und zwar umsonst!“) die Theodor-Heuss-Straße entlang Richtung Alte Rheinbrücke. Dort angekommen lässt sich die bunte Menschenmasse, in der sich Auszubildende und SchülerInnen aller Altersklassen und Schultypen befinden, in der Mitte der Brücke nieder und blockiert etwa 10 min den Verkehr. Ab diesem Moment gesellen sich zwei Polizei – Autos zu der Demonstration, die im Folgenden die Eskorte übernehmen. Während der Blockade bemüht sich ein Polizist, einen Teilnehmer des Protestes kurzerhand zur Demoleitung und somit zum Verantwortlichen zu erklären. Dessen Erwiderung - „Es gibt keine Demoleitung, wir sind alle kollektiv losgezogen“ – wird übergangen. Zu einem weiteren Gespräch kommt es dennoch nicht, da der Zug sich spontan wieder in Bewegung setzt.


Auf dem weiteren Weg über Konzilstraße, Bodanstraße und Laube kommt es immer wieder zu spontanen Solidaritätsbekundungen der blockierten AutofahrerInnen, die dem Zug lachend zuhupen. Voller Elan skandieren die SchülerInnen „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!“ und halten Schulbücher und –hefte in die Höhe, um ihr Anliegen zu unterstreichen. Durchweg handelt es sich dabei um eine lautstarke und lebendige Demonstration, die positiv durch die bunte Mischung an SchülerInnen und Auszubildenden auffällt.


Schließlich biegt der Protestzug in die Katzgasse ein. Auf dem Münsterplatz setzen sich die DemonstrantInnen erneut und die Transparente werden gut sichtbar vor dem Münster hochgehalten – „Wir sind so KLUK“, ist hier zu lesen, in Anspielung auf die mangelhafte Bildung, die SchülerInnen derzeit genießen, „Schulbücher – 50 Euro, Schülerausflug – 200 Euro, Studiengebühren – 500 Euro, Eine Bildung für Alle – unbezahlbar“, bemängelt ein anderes die vielen Kosten, für die im Durchlauf der Bildungseinrichtungen aufzukommen ist und „Smash G8“, macht schließlich die Forderung deutlich, das achtjährige Gymnasium wieder abzuschaffen.


Als sich eine Schülerin spontan zu einigen Sätzen hinreißen lässt, in denen sie klare Forderungen artikuliert („Wir fordern bessere Lehr- und Lernbedingungen, eine Demokratisierung und Chancengleichheit im Bildungssystem! Es kann nicht sein, dass der Bildungsweg der Kinder vom Geld und Bildungsstandard der Eltern abhängig ist!“), hat das zur Folge, dass drei PolizeibeamtInnen auf sie zustürmen, sie an Armen und am Hals (!) packen, ihr auf den Fuß treten und von den restlichen DemonstrantInnen wegzerren wollen. Sofort bildet sich jedoch eine Traube von Protestierenden um die Schülerin und die PolizistInnen. Die Schülerin  besteht darauf: „Wenn Sie mit mir reden wollen, dann hier!“.


Erneut meinen die PolizistInnen, nun eine Versammlungsleiterin gefunden zu haben. Obwohl sie dieses dementiert und die umstehenden DemonsrantInnen erklären: „Wenn sie ihre Personalien aufnehmen, dann müssen sie die von uns allen auch aufnehmen!“, besteht die Polizei darauf, die Schülerin habe sich mit der „Rede“ als Versammlungsleitung zu erkennen gegeben und nimmt nur ihre Personalien auf.


Eine Journalistin des „Südkurier“ machte Fotos von der „Festnahme“, wurde jedoch von der Polizei harsch weggeschickt - „Kamera weg!“ – und gezwungen, die Fotos von ihrer Kamera zu löschen! So steht es also in Deutschland mit der Pressefreiheit?!


Auch einige jüngere Schülerinnen können das Verhalten der Polizei nicht nachvollziehen: „Aber sie hat doch nur die Wahrheit gesagt!“


Nach diesem Vorfall begeben sich einige Grüppchen der SchülerInnen zurück zum Zähringerplatz, um dort zu dem Demonstrationszug der Studierenden zu stoßen und gemeinsam mit ihnen erneut ihren Protest am Bildungssystem zu äußern.