Neuer Chef im Sanierungsbeirat

Neuer Vorsitzender des Sanierungsbeirates ist Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach. Foto: Eggstein
Erstveröffentlicht: 
26.01.2013

Stadtverwaltung will eine "aktivere Rolle" in Weingarten spielen
Von unserer Mitarbeiterin Anja Bochtler
WEINGARTEN. Der Sanierungsbeirat Weingarten-West hat einen neuen Vorsitzenden. Künftig wird Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach das beratende Gremium moderieren, die Quartiersarbeit vom Verein "Forum Weingarten" ist vom bisherigen ersten auf den Stellvertreter-Platz gerutscht. Der Sanierungsbeirat stimmte diesem zwischen Stadtverwaltung, Freiburger Stadtbau (FSB) und Quartiersarbeit ausgehandelten Beschluss einstimmig zu. Dass es zu der Änderung kam, ist das Ergebnis von Konflikten im Hintergrund, die sich zunehmend zugespitzt hatten.
Die Auseinandersetzung um die Sanierung der FSB-Gebäude Sulzburger Straße 35 bis 39 (siehe Infobox) brachte das Fass zum Überlaufen: In einer Mieterbefragung hatte sich die Mehrheit der Mieter der 120 Wohnungen gegen eine Vollsanierung ausgesprochen. Dennoch stimmte im Dezember die Mehrheit im FSB-Aufsichtsrat für die von der FSB bevorzugte Variante. Das sorgte für Frust bei den Mietern (die BZ berichtete) — ein Mieter-Sprecherrat legte sein Engagement auf Eis.

Es spitzte sich noch weiter zu: Die Quartiersarbeit lud zu einer Mieterversammlung ein, die FSB empörte sich darüber, weil bei dieser Versammlung keine Teilnahme von FSB-Mitarbeitern gewünscht war. Das städtische Dezernat III stieg ein, um zu vermitteln. Ergebnis der Gespräche waren die nun anstehenden Änderungen, die Quartiersarbeiterin Annette Brox und Dezernatsmitarbeiter Manfred Meßmer jetzt dem Sanierungsbeirat vorstellten: Bei einem monatlichen Jour fixe sollen sich FSB, Stadtverwaltung und Quartiersarbeit künftig besser austauschen und gegenseitig informieren. Im neuen Fördervertrag für die Quartiersarbeit will die Stadtverwaltung deren Rolle "klarer erkennbar" formulieren, kündigte Manfred Meßmer an. Und anders als bisher hat die Quartiersarbeit nicht mehr den Vorsitz im Sanierungsbeirat, das übernimmt Ulrich von Kirchbach (SPD). Dass der Sozialbürgermeister einsteigt, hat Vorteile, fanden alle, die sich äußerten: Dadurch bekomme das Gremium mehr Gewicht.

Doch es gibt auch Bedenken: Die Entscheidung für die Vorrang-Rolle der Quartiersarbeit fiel einst, um Vertrauen bei den Mietern zu schaffen, erinnerte Coinneach McCabe, Stadtrat der Grünen Alternative: "Das setzt man jetzt aufs Spiel" . Bürgervereinsvorsitzender Gerd Sanders sieht kein Problem: "In Weingarten hat niemand Angst vor dem Bürgermeister."

Deutlich wurde: Es gibt Diskussionsbedarf zur Rolle des Sanierungsbeirats. Im FSB-Aufsichtsrat habe er den Eindruck, es interessiere niemanden, was vom Sanierungsbeirat komme, sagte Hendrijk Guzzoni, Stadtrat der Linken Liste. Coin neach McCabe kritisierte, dass Infos manchmal verspätet im Sanierungsbeirat ankämen. Matthias Staenke, Geschäftsführer des Vereins "Nachbarschaftswerk" , forderte, dass klarer werden müsse, welche Funktion das Gremium habe.


Ulrich von Kirchbach will als "neutraler Moderator" fungieren
Für Beunruhigung sorgt die Frage, wie sich die Diskussionen um die Rolle der Quartiersarbeit entwickeln werden. Ein Gerücht, dass FSB-Geschäftsführer Ralf Klausmann den Fördervertrag zwischen Stadtverwaltung und "Forum Weingarten" vor der Unterzeichnung sehen wolle, weisen FSB und Ulrich von Kirchbach zurück. Klar sei aber, dass man der FSB die mit dem "Forum Weingarten" ausgehandelte Rolle der Quartiersarbeit kommunizieren werde, sagte Ulrich von Kirchbach auf BZ-Anfrage — ob vor oder nach der Vertragsunterzeichnung, sei noch nicht klar. Er sei zuversichtlich, dass der Ansatz der Quartiersarbeit, die Bewohner zur Teilhabe zu befähigen, eine Zukunft habe. Allerdings werde die Stadtverwaltung "eine aktivere Rolle" einnehmen. Darum werde er als neutraler Moderator den Vorsitz des Sanierungsbeirats übernehmen.

 

Sulzburger Strasse
Die Freiburger Stadtbau will ihre Mieterinnen und Mieter in der Sulzburger Straße Ende 2013 in einer Mieterversammlung über die Sanierungen informieren. Geplant ist laut FSB-Mitarbeiterin Manuela Bott folgender Ablauf: Im Frühling 2014 beginnt die Sanierung der viergeschossigen Häuser Sulzburger Straße 27 bis 31 sowie 41 bis 45. Dort können alle Mieter während der Sanierung in ihren Wohnungen bleiben. Anders in den achtgeschossigen Häusern Nummer 35 bis 39: Die Mieter dort müssen während der Sanierung ausziehen. Die von der FSB organisierten Umzüge sollen 2014 starten, die Sanierung Anfang 2015. Im Jahr 2016 soll alles fertig sein.