Ist dein Leben geil genug? Alt. Aufruf zur Bildungsdemo

Schluss mit der Armut

Wenn am 18. Januar demonstriert wird gegen Studiengebühren, für das Grundrecht auf Bildung und nicht zuletzt für eine neue, vermeintlich bessere Regierung, dann finden wir dies erst einmal gut. Wir halten auch nicht besonders viel von der Regierung und von Studiengebühren. Wir glauben allerdings, dass in den Jahren der Zurichtung ein ganz wesentlicher Teil verloren gegangen ist, den uns unsere Grundrechte und unsere Wahlen niemals zurückbringen können, wie sehr wir sie auch einfordern.

 

Als wir jünger waren, erschien uns die Welt der Wirtschaft und der Politik grau und wie kalter Zigarettenrauch. Was diese Menschen dort abstrakt schwadronierten, verstand kaum jemand von uns, und wollte auch niemand verstehen.
Diese Sphäre war uns fremd, dort waren die Menschen nicht erwachsen, sondern alt und tot, dorthin wollten wir nicht, niemals.

Und doch sind wir heute dort, weil es uns betrifft, weil es irgendwie wichtig ist, reden selber abstrakt und schwafeln ganz ausdifferenziert daher,

ohne wirklich bewegt zu sein, und ohne uns selber oder irgendetwas zu bewegen. Die Freiheit, das zu tun, was wir tun sollen, ist die einzige, die uns erlaubt ist, und ist deswegen keine Freiheit. Es ist die graue Hölle der repressiven Toleranz.

Wir wollen Kritik daran üben. Wir wollen zeigen, warum es falsch ist, sich zu fügen.

Die Schule beginnt damit, dass sie uns zwingt, sie zu besuchen, weil dies gut für uns sei.
Sie bringt uns Dinge bei, die uns zu interessieren haben, gleich wie wir über ihre Belanglosigkeit denken.
Sie zwingt uns über Noten dazu, unser Gegenüber als Feind zu sehen und über Kopfnoten dazu, dies alles hinzunehmen.
Sie pfercht uns in Klassen voller Leute, die wir uns nicht aussuchen können, und engagiert eine Lehrkraft als Bluthund, die mit Glück irgendwann mal alles anders machen wollte.

Jene von uns, die es nicht mehr aushalten, treten nach unten,
und jene, die getreten werden, fallen durchs Raster der Schulformen und landen irgendwann im Abseits.
Jene, die nicht so sein wollen, entziehen sich durch den Gang in die Vereinzelung, und jene, die vollends kollabieren, prügeln.
Jene, die wegschauen wollen, pumpen den Kopf voller Drogen oder vergehen in der Leere von Bildschirmen,
die ihnen das beruhigende Gefühl vermitteln, dass das, was real um sie herum passiert, nichts mit ihnen zu tun hätte.
Irgendwo darin oder dazwischen sind wir.
Die Schule als Spiegelbild der Gesellschaft ist ein Ort permanenter Gewalt und Übergriffigkeit.

Wenn wir genügend malträtiert worden sind,
und nicht zwischen Förderschule und Arbeitsamt verschimmeln, geht es an die Universität. Sie erzählen uns, wir wären damit "Gewinner" oder so etwas. Hier uns weis gemacht, weil wir selber bezahlen müssten, sei jetzt irgendwas besser. Wir sollten dafür nicht bezahlen, wir sollten dafür Geld bekommen, dass wir uns das antun!

Die Zwänge der Schulzeit sind in uns selbst so übergegangen, dass wir unsere eigenen Zuchtmeister werden und unter einer moralinsauren Monade vermeintlicher Eigenverantwortung für die Zurichtung selber aufkommen, und aufkommen müssen, weil die Angst vor der Armut latent aus jeder Ritze kriecht.
Wir verrennen uns in Abstraktionen und stressen uns dabei, Dinge endlich als Problem zu betrachten, die nicht unser Problem sind. Dort, wo Freiheiten bestand haben könnten, greifen die Prüfungsordnungen, und dort, wo Menschen selber zu denken anfangen, werden die Gelder gestrichen.

Die Universität ist der Ort, an dem jene, die sich selber zurichten gelernt haben, den Vollzug dessen als ihre Freiheit betrachten, und der Ort, wo sie lernen, dies auch anderen anzutun.

Am Ende wartet dann der Markt, auf dem wir unsere Arbeitskraft und Lebenszeit zu Grabe tragen können, 
wo uns die nackte Gewalt der Verhältnisse gegenübersteht.
Ruhe, Frieden, Erfolg und Erfüllung sind dort so sicher wie die Rente.
Zur Maximierung des Gewinns, zur Maximierung des Gewinns.

Zuletzt stellen wir dann fest, dass wir so geworden sind, wie wir niemals sein wollten.
Darum, aus diesem Grund, ist es falsch, sich zu fügen.

Die Wahrheit ist: In dieser Welt, so wie sie ist, geht es niemals um dich.
Das ist traurig, und dagegen wollen wir kämpfen.

Wir wollen nichts einfordern von der Verwaltung dieser Welt. 
Keine Wahlen, keine Grundrechte, kein Garnichts!
Wir wollen ein Ende der Gewalt, wir wollen dass dieser Wahnsinn hier aufhört!

Wir wollen uns selber wichtiger sein als das, was wir sein sollen, jeder und jede für sich selbst,

und wenn du dich angesprochen fühlst, gemeinsam auf der Straße!

Am 18. Januar 2013, um 15 Uhr, Hannover Steintor.

Kopier diesen Aufruf, und gib ihn jenen, denen du vertraust.

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AG Gebuehrenstopp
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Dies ist ein alternativer Aufruf zur Bundesweiten Demonstration der LandesASTenkonferenz Nds. 
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