Morddrohung im Vorstadtkrieg:
Links- und rechtsextreme Jugendliche bekämpfen sich gegenseitig
BOCHUM Norbert Busche, Bezirksbürgermeister im Bochumer Osten, spricht von „politisch Verwirrten“. Zumeist Jugendliche. Sie liefern sich derzeit einen Krieg auf den Straßen im Osten. Es gibt sogar eine Morddrohung.
Von Benedikt Reichel und Jürgen Koers
Parolen,
Schmierereien, Drohungen und Übergriffe. Mit großer Sorge
beobachten die Bezirksvertreter und die Menschen im Bochumer Osten,
wie sich jugendliche Rechtsextreme und Linksextreme einen
Schlagabtausch liefern. „Die scheinen sich gemüßigt zu fühlen,
einen Krieg zu führen“, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Busche
(SPD).
Was die Polizei bestätigen kann. „Wir verzeichnen
seit etwa einem halben Jahr unter anderem vermehrt
Hakenkreuz-Schmierereien“, sagt deren Pressesprecher Guido Meng.
Doch dabei bleibt es nicht. Zuletzt wurde der Name eines bekannten
linken Aktivisten auf ein Straßenschild geschmiert. Mit dem Zusatz:
„Töten“.
Links-
und rechtsextreme Jugendliche
Offen
spricht die Polizei von einem Konflikt zwischen links- und
rechtsextremen Jugendlichen. Es gebe „einige konkrete Leute, die
wir im Auge haben“, so Meng weiter. Auf beiden Seiten, wohlgemerkt.
Genutzt hat dies den Behörden bislang allerdings wenig. Alle
Verfahren, etwa wegen Sachbeschädigung oder der Verwendung von
Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, laufen bislang gegen
Unbekannt.
Kein
Täter konnte gestellt werden. Eine direkte Verbindung zur vor allem
in Wattenscheid aktiven NPD vermag die Polizei daher nicht ziehen –
wegen „laufender Ermittlungen“. Die Möglichkeiten der Polizei
sind begrenzt. „Wir setzen auf die Bevölkerung. Wir brauchen
Hinweise oder Anzeigen“, sagt Meng. Man nehme das Problem aber sehr
ernst, da Schmierereien „auffällig mehr“ geworden seien.
Auslöser:
abgeschlagener Kopf eines Denkmals
Als
Auslöser des aufgeflammten Konflikts gelten der abgeschlagene Kopf
eines Kriegerdenkmals in Langendreer sowie Schmierereien im gesamten
Stadtgebiet aus dem vergangenen November. Seitdem tobt der Mob.
„Wir
werden erstmal die Maßnahmen der Polizei nicht stören“, betont
Bezirksbürgermeister Busche. Füße stillhalten, bis nach der
Sommerpause. „Dann müssen wir aktiv werden.“ Busche will den Rat
der Stadt informieren, das Jugendamt einschalten. „Wir bekämpfen,
verabscheuen und dulden keinen Rechts- wie Linksextremismus.“