Kontroverse Debatte: Beirat Mitte stimmt für Asylbewerberunterkunft im Viertel und verspricht Anwohnern Hilfe
Buh-Rufe, Applaus, Kritik, aber auch breite Zustimmung: Kontrovers diskutierten am Montagabend der Beirat Mitte, die Sozialbehörde und Viertelbewohner über die geplante Unterkunft für bis zu 60 Asylbewerber an der Eduard-Grunow-Straße. Letztlich gab der Beirat grünes Licht für das neue Heim – trotz Sorgen und Bedenken von einigen Anwohnern und gegen die Stimmen der CDU.
„Wir haben es hier mit einem komplizierten Beratungsvorgang zu tun“, betonte Ortsamtsleiter Robert Bücking gleich zum Sitzungsbeginn im vollbesetzten Concordia-Theater. Und so prallten in der knapp dreistündigen Debatte die Meinungen aufeinander. Vor allem die direkten Nachbarn des ehemaligen „Haus des Sports“ würden in einem bereits angespannten Umfeld mit Drogenkriminalität einen weiteren „Reizpunkt“ befürchten, berichtete eine Anwohnerin. Gegen Ausländer habe man nichts, stellten die Kritiker klar. Aber es gebe Angst vor ausländerfeindlichen Übergriffen.
Andere sorgen sich wiederum um mögliche Ruhestörungen. Dieses Argument wurde lautstark kritisiert: „Wäre, wie ursprünglich geplant, ein Hostel entstanden, hätte dann niemand vor dem Haus auf der Straße gestanden?“, hieß es dazu von anderer Seite. Nicht nur einmal fiel an diesem Abend die Bemerkung, dass es diese Sitzung sicher nicht gegeben hätte, wenn dort ein Hostel eröffnen würde. Der Beirat hat nun den Anwohnern parallel zu seiner Zustimmung zum Asylbewerberheim fest zugesichert, ihre Bedenken weiter ernstzunehmen, und den Nachbarn eine Begleitgruppe angeboten. Diese soll für einen engen Kontakt zwischen der Hausleitung und den Anwohnern sorgen, um mögliche Konflikte frühzeitig zu bearbeiten. Vertreter des Sozialressorts betonten derweil, dass es zu dem Haus in der Eduard-Grunow-Straße 30 derzeit keine Alternative gebe. Seit Sommer steige die Zahl der Asylbewerber. Mehr als 80 kommen jeden Monat hinzu, dreimal mehr als noch im Frühjahr. Da die vier bisherigen Unterkünfte alle voll belegt sind, könnten nun nach der Zustimmung des Beirats und den in Kürze abgeschlossenen Vertragsverhandlungen zwischen Sozialressort und Hauseigentümerin im Februar die ersten Asylbewerbern dort einziehen. Eine schnelle Lösung, die Kritiker als zu teuer erkauft einstufen. So bemängelte die CDUFraktion im Beirat, dass der im Raum stehende Quadratmeterpreis von 13 Euro weit über ortsüblichen Mieten liege und sich die Vermieterin, eine Geschäftsfrau aus dem Viertel, über eine auf zehn Jahre festgelegte Vertragslaufzeit eine goldene Nase verdienen könne. Dabei habe sich auch ein Hauseigentümer in Gröpelingen gemeldet, der eine Unterkunft zu einem niedrigeren Preis anbieten könne.
Heiko Hergert vom Sozialressort bestätigt, dass es dazu gestern ein Gespräch gab. Dieses müsse aber erst ausgewertet werden. Laut Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts, kommt das Objekt wohl aber kurzfristig nicht infrage, weil es stark sanierungsbedürftig sei.