Thessaloniki - Schlagstöcke und Tränengas: In Thessaloniki war ein robuster Einsatz griechischer Polizisten nötig, um den deutschen Konsul Wolfgang Hoelscher-Obermaier vor aufgebrachten Demonstranten zu schützen. Der wütenden Menge gelang es an diesem Donnerstag dennoch, Hoelscher-Obermaier mit Wasserflaschen zu bewerfen, als er ein Gebäude betreten wollte, in dem eine Konferenz zu deutsch-griechischen Handelsinitiativen stattfand.
Übereinstimmenden Agenturberichten zufolge hatten sich vor dem Gebäude rund 250 Demonstranten versammelt. Sie skandierten Parolen wie "Zusammen Nazis rausschmeißen", über Lautsprecher wurden Nazi-Hymnen und griechische Radioaufnahmen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs abgespielt. Wenig später stürmten einige Demonstranten in das Gebäude.
"Diese Leute sind nicht hierhergekommen, um uns zu helfen, sondern um unsere Todesstrafe zu verkünden", sagte Themis Balasopoulos, Chef der Gewerkschaft der Kommunalangestellten.
Die Polizei verfolgte die Protestierenden durch das Konferenzzentrum. Zunächst wurden keine Verhaftungen bekannt. Vor dem Gebäude beteiligte sich die Bundestagsabgeordnete Annette Groth (Linke) an der Demonstration. "Nicht ihr solltet den Preis für diese Krise zahlen, sondern die Reichen", sagte Groth.
Der Protest richtete sich ursprünglich gegen die Anwesenheit des parlamentarischen Staatssekretärs im Arbeitsministerium, Hans-Joachim Fuchtel (CDU). Er ist der deutsche Sondergesandte für Griechenland.
In Griechenland wird Deutschland, obwohl es einer der größten Geldgeber ist, häufig für die harten Sparmaßnahmen verantwortlich gemacht, die das Land erfüllen muss, um Finanzhilfe zu erhalten. Erst vergangene Woche hatte das Parlament ein weiteres Sparpaket verabschiedet. Bei einem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Athen gingen im Oktober rund 50.000 Bürger auf die Straße.