Wörth an der Isar - Nach Brand: Kritik an Sicherheitsvorkehrungen

Erstveröffentlicht: 
07.11.2012

Von Horst Müller.
Nach dem noch immer ungeklärten Brand, der in der Nacht zum Samstag in der Flüchtlingsherberge in Wörth ausgebrochen war (wir berichteten), wurde Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen rund um die Asylbewerberunterkünfte im Landkreis Landshut laut. So berichtet die "Karawane Landshut für die Rechte von Flüchtlingen und Migrant/innen" laut einer Pressemitteilung davon, dass "die Flüchtlinge in Angst und Schrecken" leben würden und "ein rassistischer Hintergrund" nahe liege.

 

Der Sprecher der Karawane, Till Seidemann, betont, dass bei dem "Brandanschlag auf das Flüchtlingslager" nur deshalb niemand verletzt worden sei, weil ein Bewohner den Brand durch Zufall bemerkt habe. Seidemann erhebt in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe gegen das Landratsamt Landshut, weil sich der oder die Täter durch eine Hintertür, die von den Bewohnern nicht abgeschlossen werden könne und durchgehend offen stehe, Zugang zu dem ehemaligen Gasthaus verschafft hätten. "Dies stellt auch weiterhin ein enormes Sicherheitsrisiko für die Flüchtlinge dar, das vom Landratsamt Landshut fahrlässig hingenommen wird", kritisierte Seidemann, der das Flüchtlingslager eigenen Angaben zufolge am Sonntag besucht hat.

 

Aus dem Landratsamt verlautete dagegen, dass man in Sachen Sicherheit im ständigen Kontakt mit den zuständigen Stellen stehe. Jetzt gelte es erst einmal die Ergebnisse der kriminalpolizeilichen Ermittlungen abzuwarten, bevor das Sicherheitskonzept etwaigen neuen Erkenntnissen anzupassen sei.

Unterdessen arbeiten Beamte der Kripo Landshut weiter mit Hochdruck an dem Fall. Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte das Feuer in der Asylbewerberunterkunft vorsätzlich gelegt worden sein, da es mehrere Brandausbruchstellen gab. "Von dem oder den Tätern fehlt bislang jede Spur. Über die Motivlage ist nach wie vor nichts bekannt. Die Kripo Landshut ermittelt weiter in alle Richtungen", teilte Polizeisprecher Alexander Schraml am Dienstag mit.

Bei der Inaugenscheinnahme des Brandortes stellten die Kriminalbeamten fest, dass im Waschraum der Schlauch einer Waschmaschine offensichtlich durch Unbekannte gelöst wurde. Eine Überflutung des Waschraumes konnte jedoch verhindert werden. Am Brandort sicherten die Ermittlungsbeamten zudem Spuren, deren Auswertung derzeit erfolge. Zwischenzeitlich seien auch die elf zur Brandzeit anwesenden Bewohner mit Hilfe von Dolmetschern vernommen worden. Die Kripo Landshut hofft weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung, die unter Telefon 0871-92520 mitgeteilt werden können.

 

Die Flüchtlinge seien derzeit äußerst besorgt: "Im Moment sind wir sehr erschüttert von dem, was passiert ist. Es ist sehr schwierig für uns, nachts unsere Zimmer zu verlassen, da wir Angst haben, dass so etwas noch einmal passiert", zitiert die "Karawane Landshut" in ihrer Pressemitteilung einen jungen Bewohner der Unterkunft. Die Vermutung eines rassistisch motivierten Angriffs liege nahe, da das Haus vor dem Anschlag mit rassistischen Parolen beschmiert worden sei.

Außerdem konstatiert die "Karawane Landshut", dass die Bewohner untereinander ein sehr gutes Verhältnis pflegen würden, in der Gemeinde jedoch völlig isoliert seien, da es "kaum ehrenamtliche Angebote, geschweige denn professionelle Unterstützung" gebe.

Weiter heißt es in der "Karawane"-Pressemitteilung: "Unweigerlich werden hier die Erinnerungen an die Brandanschläge in Rostock-Lichtenhagen, Anfang der 90er Jahre wach, die einem neu erstarkten gesellschaftlichen Rassismus entsprangen. Auch die Hetze gegen asylsuchende Roma aus Serbien und Mazedonien, die unter Verwendung rassistischer Rhetorik betrieben wird, schafft ein Klima, das einen Nährboden für solche Anschläge liefert."

Um Solidarität mit den betroffenen Flüchtlingen auszudrücken und eine schnelle und gründliche Untersuchung des Brandanschlags einzufordern, wird nach Angaben der "Karawane Landshut" am Samstag in Wörth eine Kundgebung geplant. In der dortigen Asylbewerberunterkunft sind derzeit 22 Personen untergebracht: elf Afghaner, sieben Personen moslemischen Glaubens aus Russland sowie jeweils zwei Flüchtlinge aus Nigeria und dem Kongo.