Sechs Jahre nach der Ermordung des Freundes und Genossen Davide "Dax" durch Faschisten in Milano, fand am 7. Mai der letzte Prozess zu den brutalen Vorkommnissen im Krankenhaus in der Mordnacht des 16. März 2003 statt in Roma statt. Die Trauer um den Verlust von Dax sitzt noch immer und die Wut gegen den staatlichen Justiz und Exekutivapparat wird nicht weniger. Die staatlichen Ordnungskräfte veranstalteten ein Szenario brutaler Provokation, während FreundInnen und GenossInnen sich über Dax Zustand informieren wollten, in diesem Moment der Verzweiflung und Trauer. Zwei Genossen sind nun zu 20 Monaten Knast, sowie der Schadensersatzzahlung von 130.000€ verurteilt wurden. Alle Polizeikräfte und Carabinieri wurden frei gesprochen.
San Paolo wie in der Diaz: Der Staat spricht sich frei -
AL SAN PAOLO COME ALLA DIAZ: LO STATO SI ASSOLVE.
Am 7 Mai fand in Rom vor dem "Bundesgerichtshof"
der letzte Prozess "San Paolo" statt. Somit soll ein
juristisches Kapitel zu der Nacht des 16. Maerz 2003 geschlossen
werden, die Nacht in der Dax starb, ermordet durch Faschisten,
waehrend GenossInnen und FreundInnen zum Krankenhaus San Paolo
herbeieilten und sich den ueblen Schlaegen von Polizei und
Carabinieri aussetzten. Schon in der via Brioschi waren diese
massiven Maßnahmen der Ordnungshüter present, um die
Ankunft von Hilfe zu bremsen, auszuhalten. Nachdem die Ambulanz
Davide und einen anderen schwer verwundeten Genossen weg brachten,
begann eine Abteilung der Polizei mit den Antikrawallmachermaßnahmen,
um "die Verzweiflung" der Anwesenden "einzudaemmen".
Provokationen gipfelten in Schläge, und Knüppeleinsätze
innerhalb des Krankenhauses. Von den verächtlichen und
höhnischen Lachen der Trauer derer, die gerade die Nachricht des
Todes von Dax erfuhren, kam es zu Agression, vorsaetzlich und
letztendlich stellten wir uns wehrlos um quasi die Reaktionen zu
verhindern. Sie haben diese Situazion ausgenutzt um gegen die stets
verabscheuten "Scheissroten" ["rossi di
merda"] vorzugehen, "einer weniger" ["uno di meno"],
"wir machen euch alle fertig" ["vi ammazziamo tutti"].
Der Fall wollte es so, dass die Kameras der Notaufnahme zu diesem
Zeitpunkt nicht funktionierten und aus diesem Grund eben nicht direkt
die grausame Schlägerei, die Schreie der Festgenommenen, nachdem
sie blutig zusammengeschlagen wurden, dokumentieren konnten. Eine
Bilanz machte offene Kopfwunden, gebrochene Arme, kaputte Zähne,
alles dies in diesem tragischen Moment des Todes von Davide.
Schon
am nächsten Tag war die groteske Version des Polizeidirektors
Boncoraglio parat, um die Arbeit der eigenen Männer zu
rechtfertigen: "man versuchte lediglich das verschleppen der
Leiche durch die Jugendlichen zu verhindern". Abweichende
Rechtfertigungen, nur um ein Bild von Schlägerei oder Barberei
(was hätten wir machen sollen mit der Leiche?) sofort in der
Presse von einem politischem Mord in eine "Schlägerei
zwischen Tölpeln und Gaunern" zu transformieren. Ein klarer
Versuch Schweigen über diese Sache zu bringen, ein "kleines
Diaz" milanese.
Das gerichtliche Kapitel repräsentiert
eine andere offene Wunde.
Die Ermittlungen liefen gegen 4
Genossen und 3 Personen der Ordnungskräfte. Das Gerichtsurteil
der Verhandlung vom Februar 2008 setzte eine Strafe von 1 Jahr und 8
Monaten für 2 Genossen, sowie Schadensatzzahlungen von 100.000 €
fest. Des weiteren lieferte diese Verhandlung den vollen Freispruch
für die Mitglieder der Ordnungskräfte, welche in erster
Instanz das Urteil eines Polizisten zu 4 Monaten wegen Amtsmissbrauch
(durch ein Video, welches zeigt wie eine Person am Boden liegens
zusammengeschlagen wird) und eines Carabnieri zu 7 Monaten wegen
Besitzes eines Baseballschlägers (die Straftat ist wegen
Verjährung verfallen)mit ansahen. Die Zeugenaussagen des
medizinischen Personals, welche sowohl in der Notaufnhame als auch
draußen ihren Beistand leisteten und sofort den vielen
Verletzten zur Hilfe kamen, zählten nichts. Noch viel weniger
zählten die evidenten Aussagen von FreundInnen und GenossInnen
Davids, welche allerdings die einzigen Verurteilten sind. Der Staat
verdreht die Wahrheit in den Hallen des Gerichtes, und verhängt
hinzukommend zu der Gewalt dieser Nacht ein lügnerisches
Gerichtsurteil.
Nun zur wohl letzten Verhandlung spricht das
Urteil eine klare Bilanz: sämtliche Polizisten und Carabinieris
sind frei gesprochen. 2 Genossen wurden zu insgesamt 20 Monaten
Gefängnis verurteilt, sowie der Zahlung von 130 000 an das
Innenministerium.
Solidarität konstruieren! Wir kennen
die Wahrheit!
Dieser Fall zeigt ein weiteres Mal wie der
italienische Staat ein vollkommen verfälschtes Bild eines
politischen Mordes darstellt und mit seinen Gerichturteilen eine nur
zu verurteilende "Gerechtigkeit" konstruiert, die natürlich
und vorallem als ein politischer Gegenschlag zu werten ist.
Oggi
come ieri, teniamo alta la solidarietà e facciamone un'arma da
rivolgere contro stato, magistratura e i loro servi in divisa.
Non
dimentichiamo! Non perdoniamo!
Heute wie Gestern, halten wir
unsere Solidarität hoch und richten unsere Waffe gegen Staat,
gegen Gericht und ihre Diener in Uniform.
Wir vergessen nicht! Wir
vergeben nicht!
Wir kennen unsere Geschichte, wir tragen die
Erinnerung in und mit uns!
DAX e vivo e lotta insiema a noi!
Le nostre idee non mouriano mai!
Kein Vergeben! Kein
Vergessen!
[Teilübersetzung aus dem Prozessaufruf]
Mehr Infos:
http://www.daxresiste.org/
Video zu der Nacht im san paolo
http://it.peacereporter.net/videogallery/video/11950
Der faschistische Mord an Davide Cesare Dax 2003 in Mailand
:: (aktueller deutscher Artikel und Interview mit der Mutter von
Davide)
http://lombardia.indymedia.org/node/17389
Sehr guter Artikel dem ak (18.3.2005) zu dem gesamten
Vorfall
„Sturmtruppen des Faschismus - Italienische Naziskins
terrorisieren Linke“ - Artikel zu Davide Cesare:
http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/owl/artikel-einzel/ak493.html