Nach Sperrung von Altermedia Deutschland
Von Antonie Rietzschel
Thiazi.net, Deutschlandecho und jetzt auch Altermedia Deutschland: Immer mehr rechtsextreme Internetseiten gehen offline. Hinter dem neuesten Schlag steckt die Kampagne Jugendschutz.net. Die Rechtsextremen drohen indirekt mit Gewalt gegen einen der Mitarbeiter.
Es wird langsam eng für die Neonazis im Netz: In den vergangenen Monaten gingen mehrere rechtsextreme Internetseiten aufgrund von Hackerangriffen oder nach Razzien durch das BKA offline. Darunter das Forum Thiazi.net und die Nachrichtenseite Deutschlandecho. Die Nutzer linker Seiten stellten daraufhin die Frage: "Wann fällt Altermedia?" Die Antwort gab es vergangenes Wochenende. Seit Samstag ist das wichtigste rechtsextreme Nachrichtenportal nicht mehr erreichbar. Die Betreiber von Altermedia Deutschland ließen über Twitter wissen, die Seite sei durch den amerikanischen Hoster gesperrt worden.
Dahinter steckt Jugendschutz.net, eine Kampagne, die unter anderem Entwicklungen von Rechtsextremismus im Internet beobachtet. Jugendschutz.net habe den direkten Kontakt mit dem Provider gesucht, über dessen Server die Seiten gehostet wurden, sagte Sprecherin Hanna Wittstadt zu Süddeutsche.de. Grund seien die zahlreichen volksverhetzenden und den Holocaust leugnenden Inhalte gewesen. "Die Löschung von Altermedia zeigt, dass das Internet nicht zwingend ein 'sicherer Hafen' für Hass und Menschenverachtung ist, nur weil eine Webseite im Ausland gehostet ist", sagte Wittstadt.
Eine Erkenntnis, für die sich die rechtsextreme Netzgemeinde scheinbar an Jugendschutz.net rächen will: Auf anderen Internetseiten kursiert eine offizielle Erklärung der mutmaßlichen Betreiber von Altermedia Deutschland. Diese beinhaltet auch ein Bild samt kompletten Namen eines Mitarbeiters von Jugendschutz.net. Auch die Adresse seines Büros, sowie die Nummer des Diensttelefons sind einsehbar. Dazu der Aufruf an die Kameraden, den Mitarbeiter zu besuchen, um ihm für seine "Heldentat" zu danken. Er habe sich so lange bei dem amerikanischen Hoster ausgeheult, bis der sich genötigt gefühlt habe, die Seite vom Netz zu nehmen.
Was ihren Kollegen anbelangt, hält sich die Sprecherin von Jugendschutz.net in ihren Aussagen zurück. Selbst dazu, ob es konkrete Drohungen gab, will Wittstadt nichts sagen. Nur dass die Reaktionen auf die Abschaltung von Altermedia Deutschland beobachtet und im Notfall entsprechende Schritte eingeleitet würden.
Nach Einschätzungen von Experten ist das Aus von Altermedia Deutschland ein schwerer Rückschlag: Mit seinem Anspruch, abseits der NPD-Linie zu berichten, hatte sich die Seite nach Einschätzung des Landesamtes für Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern zu einem der bedeutendsten Portale deutscher Rechtsextremisten entwickelt.
Im Herbst 2011 wurde der Betreiber Axel Möller unter anderem wegen Volksverhetzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Aufrufs zu Straftaten zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Seitdem war Altermedia Deutschland zwar weiter mit Beiträgen gefüllt worden, erschien aber längst nicht mehr so aktuell wie in der Vergangenheit.
Die Sperrung von Altermedia Deutschland wollen die Betreiber nicht einfach so hinnehmen: Die Techniker würden bereits mit Hochdruck an dem Umzug der Seite arbeiten, heißt es auf anderen rechtsextremen Internetseiten. Die Mitarbeiter von Jugendschutz.net glauben jedoch nicht daran: "Die Tatsache, dass die Webseite noch immer offline ist, spricht dafür, dass sich die Suche nach einem neuen Provider, der Hass duldet, schwierig gestaltet."