Minidrohnen: Vom militärischen Einsatz zur zivilen Luftspionage

Dicker Brummer: Seit Verabschiedung des neuen Luftfahrtgesetztes können nicht nur die kleineren Drohnen (vorne), sondern auch UAVs wie das Neo S-300 (ganz hinten) und noch größere Kaliber eingesetzt werden.
Erstveröffentlicht: 
10.09.2012

Bei den Militärs haben sie längst Karriere gemacht - nun erobern sie auch zivile Märkte. Fliegende Roboter oder Drohnen heißen die unbemannten Flugmodelle, die die Größe eines Insekts oder auch die Ausmaße einer Garage haben können. Bei der Internationalen Luftfahrtschau ILA in Berlin (11. bis 16. September) werden sie die heimlichen Stars sein. Erstmals wird auf der ILA den unbemannten Flugkörpern (UAS, auch Unmanned Aerial Vehicles UAV) ein eigener Bereich zugewiesen. Er dokumentiert die wachsende Bedeutung der immer leistungsfähiger und intelligenter werdenden ferngelenkten Modelle.

 

"UAS sind ein Zukunftsthema für uns – sie haben für die Industrie strategische Bedeutung", sagt Christopher Bach vom Branchenverband BDLI. Er sagt eine wachsende Nachfrage auch für den zivilen Anwendungsbereich voraus, sobald alle rechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind. Bach: "Bisher wurden nur Grundvoraussetzungen geschaffen. Der größte Bremser für ihre Verbreitung ist europaweit bisher das Luftrecht."

 

 Denn mittlerweile werden die unbemannten Drohnen immer kleiner und billiger in der Anschaffung - und damit auch immer populärer im zivilen Bereich. Die Kleinflieger sind praktisch bei der Überwachung von Großveranstaltungen oder der Waldbrand-Bekämpfung, bei Großbaustellen, der Verkehrslenkung oder der Entdeckung von Umweltsündern. Sie können per Mausklick Strahlung messen oder die Entwicklung von Rauchwolken überprüfen, präzise Karten erstellen oder Fabrikanlagen und Strommasten überwachen helfen.

 

Doch ihre zunehmende kommerzielle Nutzung löst auch Unbehagen aus, dass mit einer massenhaften Verbreitung der Miniflieger dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet werden könnte. Schon werden die ersten warnenden Stimmen laut, die einen neuen Volkssport Luftspionage für nicht ausgeschlossen halten. Die Perspektive voyeuristischer Spähattacken per Kamera-Drohne, die gestochen scharfe Bilder liefert, ist keine Utopie mehr. Natürlich verstößt es gegen bereits geltende Gesetze; doch das Problem dürfte der Nachweis sein.

 

Ausspähen wird mit den Kleinstfliegern fast schon zum Kinderspiel - zur Steuerung reicht bei einigen Modellen bereits das iPhone. Die Preise für die Minidrohnen- Einstiegsmodelle beginnen bei rund 100 Euro und erreichen schnell mehrere tausend Euro bei wirklich ausgefeilten Fliegern. Wer sich für die zivile Anwendung keine eigene Drohne anschaffen will, kann sie mittlerweile sogar mieten - im Internet wird bereits rent-a-drone angeboten.

 

Zugenommen haben auch Lufteinsätze durch staatlichen Stellen. Das deutsche Luftgesetz wurde daher für den Einsatz von Drohnen durch staatliche Behörden gerade erst novelliert. Per Monitor und Joystick ferngelenkt, bevölkern diese Drohnen zunehmend den unteren Luftraum und werden zur Gefahr auch für Privatpiloten.

 

In Deutschland wird die Debatte überlagert von der Frage, ob die Bundeswehr dem US-Beispiel folgt und künftig mit eigenen Kampfdrohnen ausgestattet wird. Denn sie setzt bisher nur unbewaffnete Flugkörper als fliegende Spione ein – etwa in Afghanistan. Doch mittlerweile setzen sich auch bewaffnete Modelle immer stärker durch – die Kosten ihres Einsatzes betragen nur einen Bruchteil dessen, was moderne Kampfjets verursachen. Beim deutschen Militär wird daher auch über die Anschaffung von Kampfdrohnen nachgedacht, wie sie von den Amerikanern mit der "Predator" eingesetzt werden. Sie wird auf der ILA zu sehen sein.

 

Analysen etwa der amerikanischen Teal-Gruppe gehen davon aus, dass sich die Ausgaben für die militärischen Drohnen in den nächsten zehn Jahren von 6,6 Milliarden pro Jahr auf 11,4 Milliarden Dollar verdoppeln werden – ein Markt mit einem Volumen von insgesamt 89 Milliarden Dollar. Unter den führenden Herstellern mischen neben Amerikanern und Europäern auch Israelis, Chinesen, Russen oder Südafrikaner mit. (Ralf E. Krüger, dpa)