Innerhalb von nur drei Tagen, kam es in Griechenland zu zwei Brandanschlägen auf besetzte Häuser. Getroffen hat es die besetzten Häuser "Apertus" in Agrinio und "Draka" in Korfu. Es ist davon auszugehen, dass diese Angriffe auch dieses Mal wieder aus den Reihen der Neonazipartei Chrissi Avgi/Goldene Morgendämmerung kamen. Es folgen zwei Artikel zu den Brandanschlägen:
Agrinio, Griechenland: Apertus Squat von Faschos angegriffen
Am 10. Juli, nur einen Tag nach einer direkten Aktion, die durch AntifaschistInnen in der Stadt Argrinio erfolgreich durchgeführt wurde, begab sich ein sehr gefährlicher Brandanschlag auf das besetzte Haus Apertus. Es folgt das Kommuniqué der HausbesetzerInnen:
Dienstagnacht, den 10. Juli, kurz vor Mitternacht, wurde das freie soziopolitische besetzte Haus Apertus mit einem Sprengsatz angegriffen und dadurch beschädigt. Außerdem brach im Hof des besetzten Hauses ein Feuer aus. Das Haus selbst war zu diesem Zeitpunkt leer, niemand wurde verletzt. Die Explosion konnte im gesamten Bereich Aghios Dimitrios gehört werden. NachbarInnen eilten zu dem Gebäude, löschten das Feuer und alarmierten sofort die Leute vom HausbesetzerInnenplenum.
Seit nunmehr zwei Jahren ist das besetzte Haus Apertus ein Ort für politische Treffen und Kollektivierung, das darauf abzielt, nicht einfach nur zu funktionieren sondern Solidaritätsstrukturen aufzubauen und soziale Kämpfe in der ganzen Stadt bekannt zu machen. Deshalb haben wir neben politischen Events, Diskussionen, Buchpräsentationen, Filmvorführungen, kollektiven Festivals etc. im besetzten Haus auch Umsonstbasare, Theaterstücke etc. in anderen Teilen der Stadt organisiert.
Wir müssen nicht unbedingt Spionagewissen haben um zu verstehen, dass dieser Angriff einer Rotte nur aus den Kreisen der Neonaziorganisation Chrissi Avgi/Goldene Morgendämmerung kommen kann. Eine Organisation, die wie eine Schlange im sozialen Bereich dieser Stadt herumkriecht, Gift in ihrem Kielwasser verströmt und in ihrer Fixierung auf die Nation versucht, Unkraut unter den Unterdrückten zu sähen, während sie eine informelle repressive Reserve des Staates darstellt... Eine Organisation, die in ihrem Versuch ihre wahre Rolle zu verschleiern vorgibt, anti-systemisch, wohltätig und gegen die Memoranden zu sein, was nichts anderes als die Verwaltung des Kapitalismus in der Krise darstellt. An welchem Ort die AnhängerInnen der Goldenen Morgendämmerung auch immer auftreten, überall versprechen sie den Leuten, die gewillt sind, ihnen zu folgen, dass sie ihnen bei der Lösung ihrer Probleme helfen werden; ihnen helfen werden, eine (SklavInnen) Arbeit zu finden, ihnen ermöglichen, ohne Angst shoppen zu gehen, so sagen sie... In der Region um Agrinio verteilen sie Versprechen, dass sie ein für alle Mal das "Romakriminalitätsproblem" lösen werden, in Wirklichkeit schwebt ihnen ein Pogrom vor, der direkt auf den Hitlerfaschismus anspielt. Während sie auf der Bühne ihren Akt der Sozialarbeit und Legitimierung politischer Aktivitäten aufführt, stechen sie dahinter auf ImmigrantInnen ein und legen Brandsätze in selbstverwalteten Räumen. Diese beiden Tatsachen wurden in Agrinio somit bestätigt, durch den Angriff auf das besetzte Haus Apertus und den Angriff auf Roma, den die Neonazis in Panaitolio (einer Stadt die sehr nahe bei Agrinio liegt) inszeniert haben. Auf diese Weise erreichen sie eine moderne Apartheid. Die Verantwortung dafür tragen aber auch mehrere lokale Mainstreammedien, die seit langem das entsprechende Klima geschaffen haben, indem dies alles passieren kann.
Diese Probleme innerhalb der Gesellschaften, bleiben aber trotzdem ein Resultat der Natur des kapitalistischen Systems und der sozialen Beziehungen, die es etabliert. Kein Mensch bekommt allumfassende Hilfe, indem er einfach nur "die Goldene Morgendämmerung anruft". Dieser Mülleimer der Goldenen Morgendämmerung, der heute so freigiebig Hilfe verspricht, wird morgen Gegenleistungen verlangen, wie ZuhälterInnen und PatronInnen es tun. Ihre Idee, der in den Bezirken patrouillierenden Korps hört sich schließlich nach einem sehr guten Geschäftsplan an. Wir bitten die lokale Gemeinde dringend darum, nicht auf die Lügen dieser wahnwitzigen Persönlichkeiten hereinzufallen, die hier den lokalen Kern der faschistischen Organisation formen und den Faschoschnauzen der Goldenen Morgendämmerung nicht zu erlauben, im Alltag der Menschen zu erscheinen. Wir bitten dringend darum, jedem/jeder aufstrebenden PatronIn der Sozialinteressen den Rücken zuzuwenden.
Die Historie der Krisen zeigt auf, wie sie zu einer Zuspitzung der Ausbeutung, Armut und gesellschaftlichen Faschisierung führt. Der Ausweg aus der Krise wird weder vom Staat noch vom Parastaat oder kriminellen Gangs kommen. Unsere Verteidigung gegen Krisen ist die gegenseitige Hilfe und Unterstützung, die Selbstorganisation, soziale Strukturen, GenossInnensschaftlichkeit und Solidarität. Nur dann können wir auf eigenen Beinen stehen und unsere Würde erhalten.
Die "störenden Vorfälle" (wie sie abwertend in der lokalen bürgerlichen Presse erwähnt werden), die mit den Versuchen der Goldenen Morgendämmerung begannen, in Agrinio Fuß zu fassen, sind keine "Vendetta" zwischen einigen Extremisten. Sie entstammen der ureignen Geschichte Agrinios... Die Gesellschaft in einer Stadt mit einem tiefgreifenden kämpferischen Hintergrund, mit einem Gedächtnis an Blutvergießen während Arbeitskämpfen, Massenhinrichtungen und öffentlichen Strangulationen kann es nicht zulassen, dass die Nachkommen von InformantInnen, KollaborateurInnen der deutschen Tsoliades auf ihren Straßen, Alleen und Feldern als RetterInnen darstellen.
Unsere Antwort ist eine politische und kommt direkt von der Bewegung!
Nicht einen Schritt zurück!
Weder in Agrinio noch irgendwo anders
Zerschlagt die FaschistInnen in den Städten und Dörfern
11. Juli 2012
Apertus Squat
Kalivion Str. 70, Agrinio
Die GenossInnen in Agrinio antworten auf die wachsende faschistische Repression mit einem Aufruf zu einer antifaschistischen Demonstration auf dem zentralen Platz der Stadt am Dienstag, den 17. Juli, um 19 Uhr (griechische Zeit).
Korfu: Brandanschlag auf das besetzte Haus Draka führt zu großflächigen Schäden
Am Freitagabend, den 13. Juli, gegen 20:30 Uhr brach ein Feuer in dem Gebäude des Hausprojekts und politischem Squat Draka aus. Das besetzte Haus befindet sich in einer der zentralsten Straßen der Stadt Korfu. KeinE Genosse/Genossin war im Gebäude, als das Feuer ausbrach, es gab keine Verletzten. Das Feuer zerstörte allerdings einen erheblichen Teil des Gebäudes (das gesamte Obergeschoss des besetzten Hauses brannte aus - Video).
Innerhalb der letzten 1,5 Jahre wurde drei Gebäude in der Stadt Korfu angegriffen: das Elaia Squat, die jüdische Synagoge (beide Brandanschläge ereigneten sich im April 2011) und jetzt das besetzte Haus Draka.
Update: Es folgt ein Auszug der Erklärung des besetzten Hauses Draka zum Brandanschlag in der vergangenen Nacht. Der Text wurde auch während der Lautsprecherkundgebung verteilt, die heute (14.7.) stattfand.
"Es ist wohlbekannt, dass wir Beziehungen der Solidarität, GenossInnenschaftlichkeit, Gleichberechtigung und Freiheit entwickelt haben.
Es ist wohlbekannt, dass die einzigen Gründe für unsere Aktionen, Aktivitäten, Mentalität und Vorgehensweise vom Staat und Parastaat nur als feindlich wahrgenommen werden können - im Endeffekt sind sie nur zwei Seiten der gleichen Medaille.
Mögen sie behaupten, dass das Feuer durch einen Kurzschluss ausgelöst wurde, obwohl sie alle sehr genau wissen, dass das überhaupt nicht passieren kann, wenn es keinen Strom gibt, insbesondere, da die Stromzufuhr schon vor dem Feuer unterbrochen war.
Mögen sie behaupten, dass das Feuer aufgrund einer weggeworfenen Zigarette ausbrach, obwohl sie nur zu gut wissen, dass vor Ausbruch des Feuers niemand in den Räumen war.
Mögen sie behaupten, dass wir auf die eine oder andere Art sowieso verantwortlich, aber sie wissen sehr genau, dass alle von uns, die mit dem HausbesetzerInnenprojekt beschäftigt waren, niemals etwas derartiges zulassen würden, unter gar keinen Umständen. Wir würden das Haus eher mit allen Mitteln verteidigen.
Sie wissen auch genauso gut wie wir, dass es ganz eindeutig Brandstiftung war. Was auch immer irgendwer behaupten wird, unsere Meinung wird sich deshalb nicht ändern.
Die InteressentInnen, die das Gebäude in Beschlag nehmen und ausbeuten wollten sind nur zu gut bekannt.
Es ist bekannt, dass die Neonazis von Chrissi Avgi/Goldene Morgendämmerung ein Büro in der Alexandra Allee (wo sich das besetzte Haus befindet) eröffnen wollen.
Es ist bekannt, dass in den letzten 1,5 Jahren drei Gebäude in der Stadt Korfu durch Brandanschläge abgebrannt sind: Elea Squat, die jüdische Synagoge and nun das Draka Squat. Lasst uns auch darauf hinweisen, dass die TäterInnen dieser Anschläge niemals gefunden wurden und immer noch auf freiem Fuß sind.
Was nicht bekannt sein mag ist, dass das besetzte Haus Draka nicht eine Summe seiner Wände oder Stockwerke ist, die wir aber trotzdem nicht verlassen wollen (und falls es machbar ist, beabsichtigen wir sobald wie möglich zu Restaurieren). Bei Draka geht es um unsere ganzen Ideen, Beziehungen; es ist die Welt, die wir uns vorstellen und aufzubauen versuchen; es sind alle und jedEr Einzelne, die zu dem Projekt stehen; jene Leute, mit denen wir gemeinsame Werte teilen; es geht darum, was wir alle sind und diese Materialien sind nicht brennbar."
Quelle: http://de.contrainfo.espiv.net/