NPD-Zentrale geräumt

Erstveröffentlicht: 
06.07.2012

Wattenscheid ist nicht mehr Sitz der NPD-Landesparteizentrale. Der neue Hauseigentümer hatte der Partei, die Mieter in dem Gebäude an der Günnigfelder Straße 101 a war, gekündigt. Ende Juni zog die Partei fristgerecht aus.

 

Wo die NPD nun unterkommt, ob möglicherweise wieder in Bochum, ist bisher unklar. Landesvorsitzender Claus Cremer (auch Mitglied des Stadtrates Bochum) erklärte auf Nachfrage der WAZ, dass man auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten sei, auch für den Kreisverband Bochum und Wattenscheid, der ebenfalls in Günnigfeld untergebracht war. „Wir geben zur Standortfrage keine Auskunft, bis alles unter Dach und Fach ist, damit der Umzug nicht gestört wird.“


Zum Hintergrund: Das Haus an der Günnigfelder Straße 101 a wurde Ende November 2011 am Amtsgericht Bochum zwangsversteigert. Die Essener Immobilienfirma Rossig und Partner erhielt für 79 000 Euro den Zuschlag für das Gebäude, in dem die rechtsextreme Partei rund 150 Quadratmeter angemietet hatte. Der neue Eigentümer machte anschließend von seinem Sonderkündigungsrecht nach Zwangsversteigerungen Gebrauch und beendete das Mietverhältnis.


Mehr als drei Jahrzehnte war die Partei in Wattenscheid ansässig, genauso lange dauerten die Proteste gegen Rechtsextremismus und die NPD. Für die Gegner bietet sich nun die Gelegenheit, die Parteizentrale endgültig aus der Stadt loszuwerden. Die Frage ist, ob sie hier einen neuen Standort findet. Eigentümer der Immobilie war zum Zeitpunkt der Zwangsversteigerung die KEL Grundbesitzverwaltung GmbH in Berlin – die Gesellschaft kam aber den Zahlungen für das Hypothekendarlehen nicht nach, weshalb der Gläubiger, die Hypovereinsbank, die Zwangsversteigerung einleitete. Gegen Erwin Kemna, Geschäftsführer der KEL und zudem Ex-Schatzmeister der NPD, wurde vor rund drei Jahren ein Verfahren wegen des Verdachts der Untreue eingeleitet, da er Parteigelder in Höhe von mehreren hunderttausend Euro unterschlagen hatte – er wurde dafür vom Landgericht Münster verurteilt.


Das dreigeschossige Wohn-/Geschäftshaus an der Günnigfelder Straße wurde 1950 erbaut und verfügt über 577 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche; es besteht erheblicher Renovierungsbedarf.


Heinz Rossig will den Standort auf jeden Fall für Wohnzwecke nutzen: Zunächst wurde angedacht, das Haus abzureißen und dort dann Neubauten zu errichten; neue Variante ist, das Gebäude zu sanieren und umzubauen.


Ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen will, sieht den NPD-Fortzug auch fernab politischer Aspekte: „Das ständig mit politischen Parolen beschmierte Haus war kein Aushängeschild für diese Gegend. Sanierung oder Neubau – egal, diese Ecke wird auch optisch auf jeden Fall aufgewertet.“

 

Ralf Drews