Ötigheim (red/as) - Eine Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe der linken Antifa-Bewegung und mutmaßlichen Neonazis konnte durch einen Polizeieinsatz Montagnacht in Ötigheim verhindert werden. Gegen 23.30 Uhr hatten Anwohner die Polizei gerufen, weil mehrere Personen lautstark Parolen grölen und bengalische Feuer entzünden würden. Sofort fuhren mehrere Streifenwagen ins Telldorf, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizeidirektion. Wie die Ermittlungen ergaben, hatte eine Gruppe, die der Antifa-Bewegung zugeordnet werden kann, Flyer an Fahrzeugen in der Rastatter Straße angebracht.
Vor einem Haus, in dem nach Ansicht der Gruppe Neonazis wohnen, hätten die Linken ihrem Unmut über diese Gesinnung lautstark Luft gemacht. Die Bewohner verständigten daraufhin laut Polizeibericht ihrerseits Gesinnungsgenossen. Aufgrund der starken Polizeipräsenz konnte eine Auseinandersetzung der Gruppierungen verhindert werden. In einem mit fünf Personen besetzten Fahrzeug wurden bei einer Kontrolle unter anderem ein Baseballschläger und ein Tierabwehrspray sichergestellt. Um die Ruhe wieder herzustellen, mussten die Polizisten mehrere Platzverweise aussprechen. Mehrere Personen, die dem rechten beziehungsweise dem linken Spektrum zuzuordnen sind, seien in der Nacht kontrolliert worden. Das Dezernat Staatsschutz bei der Kriminalpolizei Rastatt/Baden-Baden ermittelt. Nach bisherigem Sachstand handelt es sich bei der Aktion um ein sogenanntes Nazi-Outing, teilt die Polizei mit. Damit ist das Publizieren privater Informationen über tatsächliche oder vermeintliche Rechtsextremisten gemeint.
Gestern Morgen fanden dann zahlreiche Anwohner der Rastatter und der Wilhelm-Tell-Straße entsprechende Flugblätter in ihren Briefkästen, die mit "Antifaschistische Aktion" unterzeichnet waren. Darin werden explizit zwei junge Männer aus Ötigheim namentlich genannt und deren angebliche Kontakte in die rechte Szene angeprangert.
Zahlreiche besorgte Bürger meldeten sich daraufhin gestern im Rathaus. Bürgermeister Werner Happold war von den Vorfällen überrascht: "Mir war bisher nichts derartiges bekannt", erklärte er. Allerdings habe die Gemeinde seit einigen Jahren Ärger mit Aufklebern mit rechtsradikalen Parolen, die immer wieder auf Straßenlaternen, an Stromkästen oder dem Aushang der Volksschauspiele (VSÖ) aufgeklebt worden und nahezu unmöglich zu entfernen seien. "Das dulde ich nicht in Ötigheim", bekundete der Verwaltungschef weiter, dass man mit aller Entschiedenheit gegen Radikale egal welcher Couleur vorgehen werde: "Die Demokratie muss wehrhaft bleiben." Er wolle sich nun zunächst informieren, wie Polizei und Staatsschutz die im Flugblatt veröffentlichten Vermutungen über einen Treff der Neonazi-Szene in Ötigheim einstufen und das Gespräch mit den Genannten suchen. Der Antifa zufolge werde ein Treffpunkt im Telldorf nach der Schließung des "Rössle" in Söllingen vermehrt von "Kadern" der "Nationalen Sozialisten" Rastatt und des "Karlsruher Netzwerks" frequentiert.