Streifenwagen-Brand gibt Rätsel auf

Nachdem die Feuerwehr den brennenden zivilen Streifenwagen in der Lübecker City gelöscht hat, suchen Ermittler nach Spuren. Auch wenn vieles auf einen Anschlag hindeutet, bislang will die Polizei einen technischen Defekt nicht ausschließen.
Erstveröffentlicht: 
16.05.2012

Lübeck - In der Lübecker Altstadt ist ein parkendes Fahrzeug der Polizei ausgebrannt. Die Ursache ist unklar.

Technischer Defekt oder heimtückischer Anschlag? Noch sind die Hintergründe unklar, weshalb ein parkendes Einsatzfahrzeug der Polizei Lübeck gestern Nacht plötzlich in Flammen aufging. Die Behörden halten sich mit Äußerungen betont zurück. Die politischen Forderungen fallen dafür umso schärfer aus.

 

Gegen 2.30 Uhr am frühen Dienstagmorgen reißt ein lauter Knall viele Anwohner der Mengstraße im Herzen der Lübecker Altstadt aus dem Schlaf. Auch die Beamten der Nachtschicht des 1. Reviers schrecken an ihren Schreibtischen auf. Durch die Fenster sehen sie Rauch aufsteigen und den Schein von Feuer. Dazu das Geräusch einer jaulenden Alarmanlage. „Die Kollegen sahen nach – und stellten fest, dass eines der zivilen Einsatzfahrzeuge, das vor dem Haupteingang des Dienstgebäudes abgestellt war, brannte“, fasst Stefan Muhtz von der Polizeidirektion Lübeck zusammen.

 

Die Berufsfeuerwehr rückt an, erstickt die Flammen, bevor sich diese auf weitere Fahrzeuge der Polizei ausbreiten können. „Wir gehen von einem wirtschaftlichen Totalschaden aus, da der Einsatzwagen im vorderen Bereich komplett ausbrannte“, berichtet der Behördensprecher. Zur möglichen Ursache will sich der 48-Jährige öffentlich nicht einlassen. Brandstiftung sei ebenso möglich wie ein technischer Defekt, betont Muhtz und kündigt die Untersuchung des zerstörten Ford Mondeo durch einen Sachverständigen an.

 

Polizeiintern scheint der Vorfall derweil bereits klarer zu sein: „Es ist von einem mutwilligen Inbrandsetzen des Pkw auszugehen“, heißt es im schriftlichen Einsatz-Lagebericht, der den LN vorliegt. Überdies ist die Staatsanwaltschaft Lübeck bereits in die Ermittlungen über den nächtlichen Vorfall in der Altstadt involviert. Für einen Brandanschlag spricht nicht zuletzt, dass das Feuer am rechten Vorderreifen ausgebrochen ist. Experten halten es für höchst unwahrscheinlich, dass ein technischer Defekt in diesem Bereich des Fahrzeugs eine derart heftige Explosion auslösen kann. Überdies war der Wagen ohne Mängel. „SH-32780“ wurde erst vor wenigen Tagen bei der Inspektion genau untersucht. Auch die Reifen des Fahrzeugs waren neu. Unklar ist noch, ob die Spurensicherung der Kriminalpolizei Rückstände von Brandbeschleunigern an dem Fahrzeug-Wrack finden konnte.

 

Bei der Fahndung nach möglichen Brandstiftern des Streifenwagens suchten die Einsatzkräfte vergeblich nach möglichen Verdächtigen. Hinter vorgehaltener Hand kursieren bei Polizei und Stadtpolitik viele Gerüchte, wer für einen Brandanschlag verantwortlich sein könnte. Öffentlich sagen will es allerdings niemand.

 

Rüdiger Hinrichs, innen- und rechtspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion in Lübeck, sagt: „Sollten Täter ermittelt werden, müssen die Behörden hart durchgreifen.“ Rund um das betroffene Polizeirevier in der Lübecker Mengstraße sei ausschließlich Wohnbebauung. Sollte es tatsächlich ein Anschlag gewesen sein, hätten die Täter gleichgültig mit der Sicherheit unschuldiger Menschen gespielt. Sicherheitsexperte Hinrichs: „Es ist gesellschaftlich bedenklich, wenn Polizei-Fahrzeuge brennen. Ein Rechtsstaat darf sich so etwas nicht gefallen lassen.“