Maskierte Neonazis marschieren durch Donaueschingen

Erstveröffentlicht: 
02.05.2012

Sie marschieren maskiert und mit Fackeln durch die Stadt, werfen Böller und greifen einen Kebab-Imbiss an: Ein nächtlicher Aufmarsch von Rechtsradikalen hat Donaueschingen verschreckt.

Eine gespenstige Szene leitete die Walpurgisnacht in der Donaueschinger Innenstadt ein: Unter dem Donner von Böllern und Feuerwerksraketen begannen um Mitternacht von Montag auf Dienstag etwa 50 Rechtsextreme – mit weißen Gesichtsmasken getarnt und in schwarzer Bomberkluft – ihren Marsch durch die City. Viele Donaueschinger waren über den Einfall der Vermummten so entsetzt, dass sie am Dienstagnachmittag spontan vom Rathaus aus eine Gegendemonstration starteten, um vor der braunen Gefahr zu warnen.

Fackeln, Hassparolen und ein Transparent


Bei ihrem Zug durch die Innenstadt brüllten die Rechtsextremen Hassparolen auf die Demokratie. Außerdem schwenkten die Fackelträger ein Transparent mit der Parole: "Damit jeder weiß, dass Du ein Deutscher warst."

Vom Lärm der Gespensterhorde aufgeschreckte Anwohner hatten die Polizei alarmiert, die mit der Besatzung von zwei Streifenwagen am Ort des Geschehen aufkreuzt war. Als die Maskenträger die Ordnungshüter erblickten, ergriffen sie die Flucht. Trotzdem gelang es den Beamten, einige Neonazis zu stellen. Zuvor hatten die Rechtsradikalen einige ihrer Fackeln gegen die Hauswand eines geschlossenen Kebab-Imbisses geworfen.

 

Viel passiert ist dabei nicht: Nurten Kilicioglu, die Inhaberin des Imbisses, und ihre Familie haben erst am Dienstag im Internet erfahren, dass die Neonazis ihrem Lokal einen Besuch abgestattet haben. "Wir sind sofort hingegangen und waren auf einiges gefasst, doch zum Glück gibt es keine großen Schäden am Haus", sagt Gabriel Uyumaz, Neffe der Inhaberin. Lediglich ein kleiner Brandfleck unten an der Fassade sei erkennbar, die Fenster seien heil geblieben. Eine Werbetafel allerdings, auf der für die Kunden die Herkunft des Dönerfleisches angegeben ist, war verschwunden. "Die haben wir dann 300 Meter weiter bei der Sparkasse gefunden, oben auf dem Geldautomaten", sagt Uyumaz. Der Betrieb im "King"-Imbiss läuft regulär weiter. "Von solchen Ereignissen lassen wir uns nicht einschüchtern", sagt Uyumaz. Die ganze Familie hoffe, dass dies ein Einzelfall gewesen sei.

Doch woher kommen die 50 Fackelträger in einer Stadt, in der es nach keine nennenswerte rechtsradikale Szene gibt? "Bei der Überprüfung der Personalien stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass die Männer ihren Wohnsitz in Karlsruhe und in der Schweiz haben", berichtete der Donaueschinger Revierleiter Ulf Feichtinger. Weil die wieder laufen gelassenen Männer jede Aussage verweigerten, könne nur darüber spekuliert werden, warum für den Fackelaufmarsch ausgerechnet Donaueschingen ausgesucht worden war. Jetzt soll die Kriminalpolizei Licht in diese Demonstration bringen.