Sie marschieren maskiert und mit Fackeln durch die Stadt, werfen Böller und greifen einen Kebab-Imbiss an: Ein nächtlicher Aufmarsch von Rechtsradikalen hat Donaueschingen verschreckt.
Eine gespenstige Szene leitete die Walpurgisnacht in der Donaueschinger
Innenstadt ein: Unter dem Donner von Böllern und Feuerwerksraketen
begannen um Mitternacht von Montag auf Dienstag etwa 50 Rechtsextreme –
mit weißen Gesichtsmasken getarnt und in schwarzer Bomberkluft – ihren
Marsch durch die City. Viele Donaueschinger waren über den Einfall der
Vermummten so entsetzt, dass sie am Dienstagnachmittag spontan vom
Rathaus aus eine Gegendemonstration starteten, um vor der braunen Gefahr
zu warnen.
Bei ihrem Zug durch die Innenstadt brüllten die Rechtsextremen
Hassparolen auf die Demokratie. Außerdem schwenkten die Fackelträger ein
Transparent mit der Parole: "Damit jeder weiß, dass Du ein Deutscher
warst."
Vom Lärm der Gespensterhorde aufgeschreckte Anwohner hatten die Polizei
alarmiert, die mit der Besatzung von zwei Streifenwagen am Ort des
Geschehen aufkreuzt war. Als die Maskenträger die Ordnungshüter
erblickten, ergriffen sie die Flucht. Trotzdem gelang es den Beamten,
einige Neonazis zu stellen. Zuvor hatten die Rechtsradikalen einige
ihrer Fackeln gegen die Hauswand eines geschlossenen Kebab-Imbisses
geworfen.
Viel passiert ist dabei nicht: Nurten Kilicioglu, die Inhaberin des
Imbisses, und ihre Familie haben erst am Dienstag im Internet erfahren,
dass die Neonazis ihrem Lokal einen Besuch abgestattet haben. "Wir sind
sofort hingegangen und waren auf einiges gefasst, doch zum Glück gibt es
keine großen Schäden am Haus", sagt Gabriel Uyumaz, Neffe der
Inhaberin. Lediglich ein kleiner Brandfleck unten an der Fassade sei
erkennbar, die Fenster seien heil geblieben. Eine Werbetafel allerdings,
auf der für die Kunden die Herkunft des Dönerfleisches angegeben ist,
war verschwunden. "Die haben wir dann 300 Meter weiter bei der Sparkasse
gefunden, oben auf dem Geldautomaten", sagt Uyumaz. Der Betrieb im
"King"-Imbiss läuft regulär weiter. "Von solchen Ereignissen lassen wir
uns nicht einschüchtern", sagt Uyumaz. Die ganze Familie hoffe, dass
dies ein Einzelfall gewesen sei.
Doch woher kommen die 50 Fackelträger in einer Stadt, in der es nach
keine nennenswerte rechtsradikale Szene gibt? "Bei der Überprüfung der
Personalien stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass die Männer
ihren Wohnsitz in Karlsruhe und in der Schweiz haben", berichtete der
Donaueschinger Revierleiter Ulf Feichtinger. Weil die wieder laufen
gelassenen Männer jede Aussage verweigerten, könne nur darüber
spekuliert werden, warum für den Fackelaufmarsch ausgerechnet
Donaueschingen ausgesucht worden war. Jetzt soll die Kriminalpolizei
Licht in diese Demonstration bringen.