Umweltschützer haben beim Kulturfest gegen die Waldrodung im Hambacher Forst protestiert. Rund 200 Waldbesucher schlugen ihre Zelte auf, errichteten Informationsstände und sogar eine mobile Küche.
KERPEN-BUIR - Auf einer Lichtung mitten im Hambacher Forst, wo sich sonst Hase und Igel gute Nacht sagen, war am Wochenende so einiges los. Rund 200 Waldbesucher schlugen ihre Zelte auf, errichteten Informationsstände und sogar eine mobile Küche. Auf Bierbänken und Baumstümpfen machten sie es sich bequem.
Unter dem Motto „Wald statt Kohle“ trafen sich am Samstag die Klimaaktivisten, Umweltschützer und Anwohner im Hambacher Forst, um ein friedliches Waldfest zu feiern. Gleichzeitig sollte es dem Protest dienen und ein deutliches Zeichen gegen die Abholzung des Waldes für den Tagebau Hambach setzen.
„Die Idee ist aus dem Klimacamp entstanden“, erläuterte Paul Kröfges, Landesvorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband NRW. Verlaufe alles wie vorgesehen, sei in zehn Jahren nichts mehr von dem Jahrhunderte alten Hambacher Forst übrig. Der sei dann dem Tagebau gewichen.
Bäume statt Bagger
Kröfges sah aber einen Silberstreif am Horizont. Der BUND hat nämlich eine Klage gegen den dritten Rahmenbetriebsplan von RWE für den Tagebau Hambach eingereicht. Als die Planungen für den Tagebau vor rund 30 Jahren gemacht worden seien, sei die Klimaproblematik noch weniger dramatisch und nicht in den Köpfen der Menschen gewesen. Aus heutiger Sicht, stelle sich die Lage anders dar. „Wir stehen hier in einem einzigartigen alten Wald, den es so kaum noch gibt.“ Kröfges gab sich optimistisch, auf juristischem Wege noch einen Teil des Hambacher Forstes erhalten zu können. Die Chancen ständen 50 zu 50, meinte er.
Während ein Junge friedlich einige Akkorde auf der Gitarre zupfte und Protestlieder anstimmte, schallte die Geräusche von Kettensägen durch den Wald. „Hoffentlich nur gang normale Waldarbeiter“, sagte die Aktivisten. Zwischen den Bäumen hingen Plakate mit Botschaften wie „Bäume statt Bagger“ oder „Waldrodung? Nö, is nich!“.
Der Fotograf Hubert Perschke aus Buir stellte seine Fotos vom Tagebau unter freiem Himmel aus. Er bedauerte, dass nur wenige Buirer im Wald erschienen waren. In der Mehrzahl waren es Jugendliche aus Aachen, Düren oder Köln, Mitglieder der Gruppen Attac oder Robin Wood. Auf dem Programm standen Lesungen, Konzerte und Vorträge. Viele Besucher übernahmen Baumpatenschaften. „Die Leute dürfen dabei kreativ werden“, sagte Klimaaktivist Markus Henkel (26) aus Düren, der barfuß unterwegs war. Einige versprachen, täglich in den Wald zu kommen, um ihren Baum zu gießen. „Das wendet sich symbolisch gegen das Abpumpen des Grundwassers“, erläuterte Henkel.
Toni Schunck (24) war aus Aachen angereist, um das Waldfest zu unterstützen: „Es ist eine schöne Idee, im Wald zu feiern, solange es ihn noch gibt." Zu den Feiernden gesellten sich später weitere 40 unabhängige Aktivisten. Sie zogen Plattformen in die Bäume, um sich dort für längere Zeit einzurichten und hängten Transparente auf. Während die Organisatoren des Festes ihre Mahnwache am Sonntag beendeten, kündigte die Aktivisten an, so lange auszuharren und die Bäume zu „besetzen“, bis RWE einlenke und den Wald unberührt ließe.