Erdinger Neonazi kehrt Szene den Rücken

Felix Benneckenstein
Erstveröffentlicht: 
30.04.2012

Erding - Drei Jahre lang war er der führende Kopf der rechten Szene in Erding. Jetzt ist er ausgestiegen: Felix Benneckenstein will mit Neonazis nur noch zu tun haben, wenn auch sie den Absprung suchen.

 

Es ist noch keine fünf Jahre her, da musste Erding mit dem Ruf leben, ein kleines braunes Nest zu sein. Felix Benneckenstein, der heute 25 ist, gründete mit etwa zehn Gesinnungsgenossen die Junge Offensive Herzogstadt. Schon bei der Gründung war der Staatsschutz zugegen. Viele in der Stadt hatten Angst vor den braunen Umtrieben. Dem jungen Neonazi gelang es einmal sogar, dass die Tage der Toleranz nur unter massivem Polizeischutz stattfinden konnten.

 

Seine Kriminalakte wurde immer dicker: Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, Verwenden verbotener Symbole aus der Nazizeit wie das Hakenkreuz oder Beleidigungen. Auch bei den rechtsextremistischen Umtrieben in Dorfen war der junge Mann mit dem Bubigesicht immer wieder dabei. Unter dem Künstlernamen Flex trat er als rechter Liedermacher in ganz Deutschland auf.

 

Dann verschwand Benneckenstein nach Nordrhein-Westfalen. Die Junge Offensive Herzogstadt fiel in sich zusammen. Der Aktivist schwamm aber weiter auf der braunen Welle. Insgesamt 18 Monate musste er deswegen ins Gefängnis. Dort traf er unter anderem auf Abschiebehäftlinge. In Benneckensteins Kopf setzte ein Umdenken ein. Dieser Prozess ist jetzt auf einem Höhepunkt angekommen. In München verkündete der junge Mann mit nun dichterem Haarwuchs: „Ich steige aus der Szene aus. Ich will mit denen nichts mehr zu tun haben.“ Doch nicht nur das. Er hat den Verein Aussteigerhilfe Bayern gegründet, die erste Initiative dieser Art in Bayern. „Ich will anderen helfen, denen es so geht wie mir.“ Der Verein bietet Selbsthilfe für die, die den Rückweg vom rechten Rand in die Mitte der Gesellschaft suchen. Unterstützung bekommt er von dem bundesweit tätigen Bündnis Exit.

 

Aus eigener Erfahrung weiß Benneckenstein, dass Nachahmer keine leichte Zeit vor sich haben: „Einfach nicht mehr aktiv zu sein, das reicht nicht.“ Man müsse sich von allem trennen, von Gedanken ebenso wie vom unseligen Propagandamaterial.

 

In der Szene wird Benneckenstein genau beäugt. Aussteiger gelten dort als Verräter. Er will daher lieber nicht sagen, wo heute sein Lebensmittelpunkt ist.

In Erding, ist vom Staatsschutz der Kripo Erding zu erfahren, gibt es nach wie vor keine aktive rechtsextremistische Szene mehr.

 

(Hans Moritz)