Aufruf zur Freiraumdemo in Freiburg am 28.04.2012
Wir, die Freiraumkampagne Plätze.Häuser.Alles., rufen zu einer Freiraum Demo am 28. April 2012 auf, um gemeinsam den Geburtstag der Gartenstraße 19 zu feiern und weiterhin für Freiräume zu kämpfen.
Seit zwei Jahren ist die Gartenstraße 19 in der Freiburger Innenstadt besetzt. Irgendwo zwischen grauem (Konsum-)Alltag, Shopping Meile und Betonklötzen hat sich in dem kleinen selbstverwalteten Häuschen ein reges Treiben rund um Infoladen, unkommerzielles Café, Bibliothek, Umsonstladen und Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt entwickelt.
Doch wie alle Räume, in denen versucht wird sich Kommerzialisierung und Konsumzwang zu entziehen, hat auch die Gartenstraße seit letztem Sommer verstärkt mit Repression zu kämpfen. Ordnungsamt, Bullen, Bauamt, … Mit allen Mitteln versucht die Stadtverwaltung gegen die Besetzer_innen vorzugehen - und wenn schon nicht die Räumung zu erzwingen, die Nutzung weitestgehend einzuschränken. So erließ die Stadtverwaltung im Sommer 2011 eine Verfügung, die bis dahin alltägliches verbietet: Volxküche, Kneipe, Kino, Veranstaltungen aller Art, Gehwegnutzung und den Kräutergarten auf dem Dach. Bei Verstößen wird dem Eigentümer mit 2000€ Bußgeld gedroht – um ihn dadurch zu einer Räumung zu drängen.
All dies geschah im Zuge massiver Repression und Hetze gegen Freiräume und linke Projekte in Freiburg, deren Höhepunkt gewissermaßen die Räumung des bis dahin zwei Jahre besetzten Wagenplatzes Kommando Rhino war. Durch die Rhino-Räumung im August 2011 wurden viele Menschen obdachlos gemacht und auch das Entstehen einer neuen Wagenburg wurde durch die Stadt verhindert. Mit Rhino wurde Freibug nicht nur ein Wagenplatz, der kostenlosen Wohnraum für über 30 Menschen bot, genommen sondern auch ein wichtiger Freiraum und ein politisches Projekt, das von vielen Menschen genutzt wurde. Auch nach der Räumung sorgte die Stadt für weitere Skandale - Wägler_innen am Straßenrand wurden durch die Polizei terrorisiert, Straßenfeste verhindert und linke Projekte wie etwa das Autonome Zentrum KTS durchsucht.
Im Gespräch ist auch ein Abriss des selbstverwalteten Studierendenhaus der Pädagogischen Hochschule, das „KuCa“ - von einem vergleichbaren Ersatzgebäude ist keine Rede.
Auch in anderen Städten werden Freiräume angegriffen. In Reutlingen ist das jahrelang bestehende Selbstverwaltete Jugendzentrum Kulturschock Zelle akut Existenz bedroht – auch dort nimmt die Reutlinger Stadtverwaltung das Projekt mit Hilfe von Paragraphen – in diesem Fall des Gewerberechts – in die Mangel. Die Liste wäre endlos weiterzuführen: AZ Köln Kalk, das Irrlicht in Schopfheim, Ivi in Frankfurt, …
All dies ist an sich Grund genug auf die Straße zu gehen. Freiräume waren und sind immer umkämpfte Räume.
Freiräume sind Orte, an denen wir uns organisieren. An denen wir versuchen selbstverwaltete Strukturen aufzubauen und Gegenentwürfe zu leben. Dazu gehört ein anderer Umgang miteinander, der Versuch, den in unserer Gesellschaft verankerten Unterdrückungsmechanismen, wie Sexismus, Rassismus, Heterozentrismus etc. weitestgehend zu entkommen und Raum zu schaffen, sich kritisch mit eben diesen auseinander zu setzen. In dieser auf Zwang basierenden Gesellschaftsordnung ist ein (temporäres) Ausbrechen nur durch Organisation mit Anderen möglich. Indem wir uns zusammentun, um die Dinge, die für unser Leben wichtig sind, gemeinsam und hierarchiefrei zu organisieren, können wir unsere Utopien ein Stück weit ausprobieren und für Andere erlebbar machen. Ob unkommerzielle Kunst- und Kulturveranstaltungen auf Wagenplätzen oder in Autonomen Zentren, gemeinsames Containern oder solidarische Gartenbaukooperativen, Umsonstläden, Haus/Platzbesetzungen, freie Radios oder besetzte Krankenhäuser - eine selbstorganisierte Gesellschaft kann nur von unten entstehen. Diese kriegen wir nicht geschenkt – wir müssen für sie kämpfen!
Nicht ihr sondern wir bestimmen, wo und wann und wie wir auf die Straße gehen. Mit dieser Demo wollen wir uns den durch strukturierten, kommerzialisierten Raum der Innenstadt wenigstens vorübergehend zurückzuerobern und einen temporären Freiraum schaffen.
Freiheit entsteht aus kämpfender Bewegung!
Wir nehmen uns was wir brauchen!
Freiraum Demo | Sa. 28.04.2010 | 14:00 Uhr | Bertoldsbrunnen | Freiburg i.Bsg.
Im Anschluss an die Demo findet ein Straßenfest in der Gartenstraße 19 und später Konzert und Party in der KTS Freiburg statt.
Infos zu den Projekten und Terminen findet ihr hier:
http://annefreiburg.blogsport.de/
http://unsersquat.blogsport.eu