Zum wiederholten Mal zogen am 10. März 2012 christlich-fundamentalistische Abtreibungsgegner_innen unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ durch Münsters Innenstadt. Das Bündnis „gegen 1000 Kreuze“, hat auch in diesem Jahr zu kreativen Protesten mobilisiert und demonstrierte für das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht der Frau.
Schon vor Beginn der Veranstaltungen wurde die Innenstadt von einem
Großaufgebot der Polizei abgeriegelt. Diese ging, ähnlich wie bei den
Protesten gegen den Naziaufmarsch am 3.3. in Münsters, unnötig aggressiv
und ruppig gegen die Gegendemonstrant_innen vor
(http://de.indymedia.org/2012/03/326179.shtml). Erneut wurden 3 Genoss*innen festgenommen und dabei geschlagen und getreten.
Die knapp 150 Anhänger_innen der christlich-fundamentalistischen Organisation „EuroProLife“, die größtenteils von außerhalb Münsters anreisten, sammelten sich um 14:30 Uhr an der Aegidikirche und wurden von den ca. 150 Gegendemonstrant_innen empfangen, die ihren Unmut über den mittelalterlichen Kreuzzug lautstark und kreativ zum Ausdruck brachten.
Transparente und Schilder mit Aufschriften wie „mein Körper gehört mir“
oder „Don’t pray, go gay!“ wurden gezeigt, zahlreiche Trillerpfeifen und
Parolen wie „Kein Gott- Kein Staat- Kein Vaterland- Abtreibung in
Frauenhand“ waren zu hören, ein Chor stimmte das satirische Lied „every
sperm is sacred“ aus dem Film „Der Sinn des
Lebens“ von Monthy Python an und performte abgewandelt den „Jesustanz“
von Bibel.tv.
Die Abtreibungsgegner_innen setzten sich gegen 15 Uhr in Bewegung, und
wurden die gesamte restliche Strecke durch vielfältige, kritische und
kreative Aktionen der Gegendemonstrant_innen begleitet. Erstaunlich agressiv reagierten dieses Jahr Teile der Münsteraner Bevölkerung an der Wegstrecke, vor allem in den Einkaufspassagen auf die Proteste.
Beteiligung von Rechtsaußen
Während schon in den letzten Jahren einzelne Neonazis der Gruppe „Nationale Sozialisten Münster“ sowie der NPD-Jugendorganisation
„Junge Nationaldemokraten“ bei den christlichen Fundamentalist_innen
mitliefen, rief dieses Jahr die extrem rechte Organisation „pro NRW“ zum
1000-Kreuze-Marsch mit auf und beteiligte sich an dem Aufmarsch.
Dies überrascht kaum, da die christlich-fundamentalistische Szene
frauenfeindlich, homophob und völkisch argumentiert und mit Aussagen wie
„ein Volk stirbt im Mutterleib“ ultrakonservative Anschauungen
verbreitet und sich den Erhalt der „eigenen Rasse“ zur Aufgabe macht.
Auch ein stadtbekannter Vertreter der rechten Plattform PI-News war wieder einmal unter den Kreuzträger*innen zu finden.
Insgesamt ein gelungener Tag, der abends in der Baracke mit einem Konzert seinen Ausklang fand. Damit ist der aktionsreiche März in Münster auch vorerst beendet.