Die moderne zapatistische Bewegung im Süden Mexikos sieht sich heute in der Tradition des im Jahre 1919 ermordetet mexikanischen Revolutionärsführer Emiliano Zapata. Doch wer war dieser Revolutionär? Wie kam er zu seinen Überzeugungen? Und in wie weit prägt er die Neozapatisten, denen er seinen Namen gab?
Jugend und frühe politische Aktivitäten
Emilio Zapata wurde am 8. August 1879 in San Miguel Anenecuilco (Morelos) als Sohn einer indianischen Mutter und eines weißen Vaters geboren. Obwohl Emilio in einer behüteten Familie aufwuchs, erkannte er bereits in frühen Jahren die Missstände, unter denen vor allem die indigene Bevölkerung, die hauptsächlich aus verarmten Bauern bestand, litt. Die große politische Bühne betrat Emilio allerdings erst im Jahre 1909, als sich er und andere Bauern in Morelos während des Wahlkampfes um den Posten des Gouverneurs an der Kampagne der legalen Opposition beteiligte. Im selben Jahr wurde der mittler Weile schon dreißigjährige Zapata zum Präsidenten des Verteidigungsrates („junta de defensa“) von Anenecuilco gewählt. Bei diesem Rat handelt es sich um ein Komitee zur Verteidigung der Landrechte von Dörfern.
Endgültig bei den Revolutionären gelandet
Nur ein Jahr später fand Emilio direkt zu den mexikanischen Revolutionären, deren Hauptziel zu diesem Zeitpunkt die Vertreibung des Regimes Porfirio Díaz war. 1911 wurde Zapata dann zum Kommandeur der im Süden kämpfenden revolutionären Truppen – die hauptsächlich aus besitzlosen Bauern und Landarbeitern bestand – gewählt. Trotz der zahlenmäßigen und waffentechnischen Unterlegenheit der revolutionären Truppen, gelang es ihnen in einem die mexikanischen Bundestruppen zermürbenden Guerillakrieg, immer wieder Erfolge zu erzielen. Der Höhepunkt dieser Erfolge war die Einname der Hauptstadt Morelos, Cuernavaca.
Während eines Putsches im Jahr 1913 kam der äußerst unbeliebte Oberst Victoriano Huerta an die Macht und Francisco Madero, bis dahin Führer der gesamten revoltionären Bewegung in Mexiko, wurde vom Militär ermordet. Zapata verbündete sich darauf hin mit Pancho Villa, der Aufständische im Norden befehligte und in ebenfalls eine Armee gegen die neue Regierung aufgestellt hatte
Nur kurze Zeit später wurde Huertas ermordet und bald kam es zu Unstimmigkeiten unter einzelnen revolutionären Gruppierungen. Venustiano Carranza, der nominelle Befehlshaber aller revolutionären Truppen, wollte sich zum Präsidenten ausrufen lassen. Mit Unterstützung einiger mexikanischer Militärs gelang dies Carranza auch. Zur gleichen Zeit kämpfte Zapata im Süden Mexikos weiter, obwohl der Sieg seines Rivalen bereits so gut wie sicher war.
Zapatas Tod
Auf Carranzas Befehl wurde Emilio Zapata am 9. April 1919 von einem Oberst der mexikanischen Armee, mit deren Hilfe Carranzas die Präsidentschaft errang, nach Chinameca eingeladen. Zur Begrünung gab der Oberst an er wolle zu den Revolutionären überlaufen. Als Zapata am nächsten Tag erschien, wurde dieser von mexikanischen Bundestruppen erwartet und mit einem regelrechten Kugelhagel empfangen. Die Leiche Zapatas wurde anschließend nach Cuautla gebracht, dort ausgestellt und nach ewigen Tagen auch begraben.
Der Tod Zapatas war ein regelrechter Schock für die revolutionäre Bewegung, die mehr und mehr zusammenbrach. Insbesondere der Verrat des ehemaligen Anführers der Revolutionäre, Carranzas, ließ viele Bauern und Landarbeiter, die sich den Aufständischen angeschlossen hatten, von der Bewegung Abstand nehmen.
Zapata heute
Viele Mythen ranken sich um Emilio Zapata, im europäischen Raum ist er hauptsächlich durch Hollywood Film bekannt, die sein Leben mal mehr mal weniger authentisch wieder geben.
Als Vorbild – sowohl in politischer aber oft auch in kultureller Hinsicht – dient Zapata heute indigenen Bevölkerungen in der ganzen Welt. Besonders in Südamerika, speziell in Mexiko, nehmen Aufständische der Ehrgeiz und den Waagemut Zapatas Beispiel für einen Freiheitskampf. Befinden sich die Neozapatisten heute doch in einer ganz ähnlichen Situation, wie die Revolutionäre Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts. Volkserzählungen, die oft schon verklärend die Person Emilio Zapata darstellen, lassen dabei schnell vergessen, dass nicht Zapata alleine, sondern viele tausend Menschen in Mexiko für ihre Freiheit ämpften.
“¡Es mejor morir de pie que vivir toda una vida de rodillas!“
„Besser aufrecht sterben, als auf den Knien leben!“