Ägypten: Nach den Riots - vor dem "Generalstreik"

Fall der Mauer

Auch am gestrigen Montag gab es weiter Auseinandersetzungen in Kairo. Dabei starben zwei Menschen. Ein Mann wurde von Dach des Finanzministeriums herunter gestossen, ein Demonstrant starb an den Folgen seiner Verletzungen, die er aufgrund des Einsatzes von "Vogelschrot"  erlitten hatte.  Beide Opfer wurden nach Angaben von Augenzeugen von Männern in Zivil getötet.

 

Andere Aktivisten berichteten, dass sie nach den ganzen Tag anhaltenden Kämpfen mit den Bullen am Abend von bewaffneten Leuten in Zivil aus scharfen Waffen beschossen worden seinen.
In den unabhängigen ägyptischen Medien werden auch an den Kämpfen nicht Beteiligte zitiert, die angaben, Feuer aus automatischen Waffen gehört zu haben.
Während einige Anwohner aussagten, die Zivilisten, die das Feuer auf die Demonstarnten eröffnet hätten, seien "Leute aus der Gegend" gewesen, gaben andere gegenüber den Medien an, es seien Bullen in Zivil aus der "Abdeen"-Bullenwache gewesen.

 

Die Bullen hatten in es den seit Donnerstag andauernden Auseinandersetzungen in Kairo bisher vermieden, "scharf zu schiesen". Sie schossen allerdings Tränengas häufig in Kopfhöhe ab, außerdem wurde massiv "Vogelschrot" eingesetzt, beides zusammen hatte schon bis Sonntag mindestens fünf Menschen das Leben gekostet.
Der Einsatz von "Vogelschrot" wurde übrigens in offiziellen Verlautbarungen vehement bestritten, woraufhin in záhlreichen blogs und auch in einigen Zeitungen entsprechende Beweisphotos veröffentlicht wurde. 

 

In Suez hatten sie von anfang an massiv mit scharfen Waffen in die Menge geschossen, hier starben bei nicht annährend so umfangreichen Auseinandersetzungen fünf Demonstranten.

 

Schon am Sonntag hatten die Bullen in der Gegend um das Innenministerim, in der die Kämpf seit Donnerstag stattfanden, zahlreiche Wohnungen auf der Suche nach Teilnehmern der Proteste und Medienaktivisten gestürmt.

Nachdem die wütende Menge ziemlich am Anfang der Auseinandersetzungen mit bloßen Händen eine Mauer aus riesigen Betonquadern niedergerissen hatte , die von der  Armee mithilfe von Lastkränen errichtet worden waren, sperren nun vier neue Mauern wichtige Strassen in der Innenstadt in der Nähe des Innenministeriums.
Zusätzlich wurde weitere Stacheldrahtverhaue angelegt, und das in einer Innenstadt, in der sich  schon im Dezember eine NZZ Journalistin "wie  in einem Kriegsgebiet" vorkam.

 

Auch am Montag gab es wieder Gruppen aus der Oppositionsbewegung, darunter auch Abgordnete der linken und säkularen Gruppen  die an verschiedenen Orten sich als "menschliche Schutzschilde" zwischen den Bullen und den kämpfenden Demonstranten postierten, übrigens in allen uns bekannten Fällen mit dem Rücken zu den Bullen.

 

Bei den Protesten wurden erstaunlich wenig Menschen festgenommen, Stand gestern laut ägyptischen Medien ca. 80, davon sitzen 25 in Untersuchungshaft.
Insgesamt verloren bisher 15 Menschen bei den Auseinandersetzungen seit dem Massker von Port Said ihr Leben, 14 Demonstranten und ein Polizeioffizier, der von einem Militärfahrzeug überfahren wurde.

 

Nachdem wir schon vorgestern von einem Aufruf des "Bewegung des 6. April" und diverser Studentenverbände zu einem "Generalstreik"  berichtet hatten, gab es gestern nun einen erweiterten Aufruf der "ägyptischen Revolutionären Allianz", die im November als Zusammenschluss verschiedener politischer, sozialer und gewerkschaftlicher Gruppen entstanden ist, zu einem "Generalstreik", sowie zu einer Kampagne des "zivilen Ungehorsams" , die auch die Verweigerung von Steuerzahlungen einschliesst.

 

Die zentrale Forderung ist die sofortige Übergabe der Macht vom SCAF an eine zivile Regierung.

 

Darüber hinaus fordern sie den sofortigen Rücktritt der vom Militär ernannte Interimsgierung und die Ernennung  einer vom Parlament  gewählte Regierung der "nationalen Rettung".
 
Die sofortige Abhaltung von Präsidentschaftswahlen

 

Die Installierung eines mit allen notwendigen Vollmachten ausgestatteten Untersuchungsausschusses, der alle Verbrechen und Massaker seit dem 25. Jan 2011, an denen  die jetzigen Machthaber beteiligt waren, aufklären soll.

 

Die Installierung eines "revolutionären Tribunals", das alle Personen, die an den seit dem 25. Januar 2011  von den Herrschenden begangenen Verbrechen beteiligt waren, verfolgen soll.

 

Den sofortigen Rücktritt des Militärgeneralstaatsanwaltes

 

Die völlige "Säuberung" und Umstrukturierung der Innenministerims, insbesondere der Abteilungen, die das Weiterbestehen der verhassten "Staatssicherheit" ermöglicht haben.

 


In einer ersten Erklärung hat sich der Generalsekretär der Partei der Moslembrüder scharf gegen den Aufruf positioniert, er "fordere das ägyptische Volk auf, das Land voran zu bringen und es nicht weiter in den Abgrund zu ziehen" Der Aufruf schade Ägypten, seiner Wirtschaft, und, und, und...

 

Der SCAF hat noch nicht offiziell reagiert, in ägyptischen Medien wird aber kolportiert, es gebe Überlegungen, die Präsidentschaftswahlen "etwas vorzuziehen".


Im übrigen kursiert auch ein Aufruf, keine Waren mehr in und von Unternehmen zu kaufen, die dem Militär gehören. Schätzungen gehen davon aus, dass im postnasseristischen Ägypten 25- 40 Prozent alller Unternehmen im Besitz des Militärs sind.

 

recherchegruppe aufstand

 

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