"Messen, damit der Castor kommt" - BI Umweltschutz kritisiert das Niedersächsische Umweltministerium

Gortod

Mit harscher Kritik reagiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) auf die Verlautbarungen des Niedersächsischen Umweltministeriums (NMU). Strahlenmessungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) hatte der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) mit den Worten quittiert, er sehe nun keinen Grund mehr, den nächsten Castortransport nach Gorleben zu untersagen. Die BI hingegen verweist auf Ungereimtheiten der PTB-Messungen und die Schönung der Strahlenwerte in Gorleben durch die Betreiberfirma, die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS).

 

Erhöhte Strahlenwerte in Gorleben, die darauf hindeuteten, dass der sogenannte Eingreifwert von 0,27 Millisievert (mSv)pro Jahr am Zaun des Brennelement-Zwischenlagers nicht auszuschließen seien, hatten die Gorleben-Gegner im August alarmiert. Der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWK) hatte zudem prognostiziert, dass mit der Einlagerung von 11 weiteren Castoren, die Ende November nach Gorleben transportiert werden sollen, der gesetzlich festgelegte Grenzwert von 0,30 mSv überschritten werden könnte.


Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) hat nun ebenfalls Messungen durchgeführt und kommt auf einen "Gesamtstrahlungswert" von 0,212 mSv. Die PTB hatte an 5 Tagen Messungen durchgeführt und das Messergebnis dann auf ein Jahr hochgerechnet. Dabei kamen niedrigere Werte zu Stande als bei den Messungen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasser-, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der eine baldige Überschreitung des Grenzwerts von 0,3 mSv prognostiziert hatte.

 

"Hier wird gemessen, damit der Castor kommt", kommentiert BI-Sprecher Wolfgang Ehmke die PTB-Ergebnisse. Der PTB-Wert, ein "Gesamtstrahlungswert" sei offensichtlich eine Durchschnittssumme. "Es zählt aber der Wert am ungünstigsten Aufpunkt, und diesen Wert soll das NMU bekannt geben", fordert die BI. Unter anderem argumentierte die PTB, die erhöhten Werte seien unter anderem durch den Schotterweg hinter dem Zaun zu erklären. Unklar sei, warum keinerlei Gammawerte festgestellt wurden, immerhin brachte die NLWK 0,48 mSv Gammastrahlung und 0,05 mSv Neutronenstrahlung als natürliche Hintergrundstrahlung zum Abzug von den gemessenen Werten und schlug  Alarm, weil auch nach Abzug dieser Hintergrundstrahlung die gesetzlich vorgegebene Marge ausgeschöpft würde.

 

"Merkwürdig auch, dass die NLWKN zu dieser Sitzung mit der PTB nicht eingeladen war", sagte Ehmke.

 

"Im Kern sind die PTB-Messungen nah dran an denen der NLWKN und alarmierend, die Frage ist allein, wie viel von der gemessenen Strahlung als "natürliche Hintergrundstrahlung" zum Abzug gebracht werden darf, ein Durchschnittswert ist dabei irrelevant", schreibt die BI.  Die Fachgruppe Radioaktivität der BI wird deshalb am kommenden Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Hannover eine Gegenrechnung aufmachen und darlegen, wie die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) mit Billigung durch das NMU über Jahre hinweg die Strahlenbelastung in Gorleben schön rechnet.

 

Aus Sicht der Gorleben-Gegner werden die zulässigen Strahlenwerte in Gorleben schon seit Jahren überschritten.


Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

Pressekonferenz am 28.9.2011 um 11.30 Uhr im Leineschloss Hannover,
Präsidentensuite
Wolfgang Kallen, Alexander Neureuter  - Fachgruppe Radioaktivität der BI
RA Martin Lemke zur Strafanzeige gegen die GNS
Kerstin Rudek, BI-Vorsitzende, zur politischen Bewertung

 

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