MÜNSTER. Zum ersten Mal seit Jahren könnte Münster am Samstag wieder eine Demonstration von Neonazis erleben. Wenn man derzeit im Internet kursierenden Gerüchten glaubt, zählt Münster zum engeren Kreis von Städten, in denen am Wochenende Kundgebungen geplant sind.
Anlass ist offenbar der so genannte „Nationale Antikriegstag“, den die
rechte Szene am 3. September mit einer Großdemo in Dortmund begehen
will. Der Aufmarsch, zu dem die Polizei etwa 1000 Teilnehmer erwartet,
gilt inzwischen als einer der größten in Westdeutschland.
Für das Wochenende zuvor kündigen Dortmunder Neonazis eine
„Mobilisierungstour“ an, zu der Reisebusse in mehrere Städte NRWs fahren
sollen.
Interner Aufruf
Das geht aus einem internen Aufruf der Rechten hervor, den ein
linksautonomer Blog gestern öffentlich machte. Darin werden potenzielle
Teilnehmer aufgefordert, sich „schnellstmöglich“ anzumelden, „damit wir
Planungssicherheit haben“.
Neben Dortmund selbst sowie den rechten Hochburgen Hamm, Ahlen und
Wuppertal soll auch ein Kundgebungsort im Norden oder Osten des Landes
im Gespräch sein: Paderborn, Bielefeld – oder Münster.
Polizei weiß von nichts
Im münsterschen Polizeipräsidium wusste man am Mittwoch noch nichts von
diesem Vorhaben. „Auch der Staatsschutz hat davon keine Kenntnis“, so
Sprecher Alfons Probst. Offiziell angemeldet sei eine Demonstration
bislang nicht.
Die in der Villa ten Hompel angesiedelte Beratungsstelle Mobim, die die
rechte Szene im Münsterland seit langem beobachtet, hatte dagegen
bereits Wind von einer möglichen Kundgebung bekommen.
Auch beim Bündnis „Münster gegen Nazis“, das sich anlässlich der
bislang letzten rechten Aufmärsche im Jahr 2006 gegründet hatte, glühten
am Mittwoch die Drähte. „Sollten sich die Informationen verdichten und
klar sein, dass die Nazis hier was vorhaben, werden wir mit anderen
Gruppen Gegenaktivitäten organisieren“, sagte Sprecher Carsten Peters.
1000 Flugblätter verteilt
Im Internet rühren seit einigen Tagen auch die lokalen Rechtsextremisten
der „Nationalen Sozialisten Münster“ die Trommel für den
„Antikriegstag“. Auf ihrer Homepage geben sie an, dass sie bereits im
ganzen Stadtgebiet Plakate geklebt und 1000 Flugblätter verteilt hätten,
die auf die Demo hinwiesen.