Die Autozündler sind wieder da

Am Sonntag (22.05.2011) brannten in Friedrichshain wieder teure Autos. Foto: Steffen Tzscheuschner
Erstveröffentlicht: 
22.05.2011

Ein Jahr lang dachten die Sicherheitsbehörden, dass es vorbei sei. Doch seit einigen Tagen sind die Autobrandstifter wieder da. Dabei war nach der Welle von 296 politisch motivierten Brandanschlägen im Jahr 2009 in Berlin die Zahl der Brandstiftungen an Autos im vergangenen Jahr auf 51 gesunken. 

 

Doch jetzt brennen wieder in jeder Nacht hochwertige Autos oder Firmenwagen – so auch am Wochenende in Friedrichshain und Kreuzberg: Gegen 4.30 Uhr brannte gestern in der Rigaer Straße ein Suzuki-Geländewagen vollständig aus. Kurz darauf legte jemand in der Frankfurter Allee an einem geparkten BMW Feuer, das das Auto leicht beschädigte. 

 

Um 5.20 Uhr ließen Brandstifter in der Mainzer Straße einen BMW ausbrennen. Eine halbe Stunde später stand ein Audi A4 in der Gabriel-Max-Straße in Flammen. Die Flammen griffen auf einen Audi und einen Mercedes über.

 

Missglückte Verfolgung

 

Zwei weitere BMW brannten gegen 6.50 Uhr in der Simplon- und in der Colbestraße. Zu Letzterem hatte ein Anwohner die Polizei alarmiert, weil er einen dunkel gekleideten Mann beim Anzünden beobachtet hatte. Das Auto wurde nur leicht beschädigt, weil der Anwohner geistesgegenwärtig die Flammen löschte. Eine Streifenwagenbesatzung konnte noch kurz den Tatverdächtigen verfolgen. Dieser flüchtete auf einem Fahrrad in Richtung Frankfurter Allee. 

 

In allen Fällen vermutet der Staatsschutz beim Landeskriminalamt, dass Linksautonome hinter den Taten stecken. Wegen der neuerlichen Brandserie an sogenannten Nobelkarossen verstärkte die Polizei bereits am Wochenende ihre Streifen in Friedrichshain und Kreuzberg – jedoch ohne Erfolg. Deshalb soll nach Angaben eines Ermittlers heute im Polizeipräsidium darüber beraten werden, ob die sogenannten Brandstreifen künftig wieder regulär durch die Kieze fahren. Sie waren reduziert worden, weil die Zahl der Autobrandstiftungen stark gesunken war. 

 

Für diese Abnahme hatten Verfassungsschutz, Polizei und Innenverwaltung mehrere Erklärungen. So vermutete Innensenator Ehrhart Körting (SPD), dass Autobrandstiftungen in der linken Szene mittlerweile stark umstritten beziehungsweise verpönt seien. Eine entsprechende Diskussion hatte es innerhalb der Szene gegeben, weil derartige Anschläge des öfteren „die Falschen“ getroffen hätten. 

 

Neun Autos in einer Nacht

 

Körtings Vermutung war offenbar ein Trugschluss, wie sich jetzt zeigt. Denn auch am Sonnabendmorgen hatten es Unbekannte auf die verhassten „Symbole des Kapitalismus“ abgesehen: Gegen 4.20 Uhr entdeckte ein Passant an der Dirschauer Straße in Friedrichshain Flammen an einem Mercedes und rief die Polizei, die den Brand löschte. 

 

Eine Stunde später wurde in der Gabriel-Max-Straße ein unbekannter Mann bei dem Versuch gestört, einen BMW in Brand zu setzen. Als er einen Fußgänger sah, flüchtete er in Richtung Boxhagener Straße. Kurz darauf stieg eine Rauchschwade im Frontbereich des Autos empor. Das Auto wurde leicht beschädigt. In der vergangenen Woche brannten in einer Nacht gleich zehn Autos, darunter Fahrzeuge der Deutschen Bahn und des Energieversorgers Vattenfall.      von Andreas Kopietz