Ein Rundgang der Landeszentrale für politische Bildung mit der Freiburger Stadtbau, Mieterinitiative und Bürgervereinen.
Kontrovers muss es zugehen, wenn sich die Außenstelle Freiburg der Landeszentrale für politische Bildung eines Themas annimmt. Und kaum ein Thema wird in Freiburg seit Jahren kontroverser diskutiert als der Bereich Mieten und Wohnen. Kurzerhand luden deswegen am vergangenen Freitag die Landeszentrale, die Freiburger Stadtbau und ihr Mieterbeirat sowie die Bürgervereine zu einem Rundgang durch die Beurbarung, den Stühlinger und durch Haslach.
Gut, dass Michael Wehner, der Hausherr der Landeszentrale, auf den ursprünglichen Titel "Freiburgs hässlichste Quartiere" verzichtet hatte, wie er selbstironisch bei der Begrüßung der rund 60 Interessierten meinte, die sich per Bus und zu Fuß zu Erkundung bei teils heftigem Regen aufmachten. Denn hässlich waren die Quartiere nicht, die in Augenschein genommen wurden: Da sind die großen Gartenflächen und Innenhöfe im Quartier der "roten Blöcke" rund um den Tennenbacher Platz und entlang der Rheintalbahnstrecke. 784 Wohnungen gehören der Freiburger Stadtbau, wie Rinaldo Marucha, der Leiter des Bestandsmanagements erklärte. Quasi von Generation zu Generation werden die Wohnungen weitervermietet, in die die Bewohner nicht nur viel Liebe, sondern auch eigenes Geld investiert haben. Und hier wie auch im Stühlinger und in Haslach wurde deutlich, welche Konflikte Mieterhöhungen heraufbeschwören. Vor allem wenn sie mit dem städtischen Mietspiegel begründet werden, wo ein Hochhaus am Herdermer Bahnhof zunächst zum teureren Herdern gezählt wird und erst nach Protesten der niedriger eingestuften Beurbarung zugerechnet werden. Oder wenn Rasenflächen gegenüber den Häusern an der Bahnlinie plötzlich als Garten gelten und Mietsteigerungen begründen sollen. Zwischen 5,58 und 5,68 Euro Miete kostet hier der Quadratmeter – ohne Nebenkosten.
"Da sind dann die Mieterbeiräte gefordert", sagte Volker Hug vom
Mieterbeirat der Freiburger Stadtbau. Und die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Nachbarschaftstreffs in den Quartieren, die sich der
Sorgen und Nöte annehmen. Klar, dass Erwin Schlehhuber, der
Bürgervereinsvorsitzende von Brühl-Beurbarung in seinen Augen marode
Wohnhäuser in der Emmendinger Straße monierte, die dringend saniert
gehörten.
Tief im Westen, im Stühlinger, ganz am Ende der Ferdinand-Weiss-Straße
liegt wie eine kleine Gartenstadt die Siedlung im Metzgergrün. Marucha
und die Vorsitzende des Bürgervereins Daniela Ulrich mussten Ängste bei
den Bewohnern der 252 Wohnungen abbauen. "Nein, es ist nicht geplant,
die Siedlung abzureißen." 1204 Wohnungen sind im Stühlinger im Besitz
der Stadtbau, zwischen 5,14 und 6,35 Euro beträgt die Miete. Klagen gibt
es immer wieder über die hohen Nebenkosten.
Noch mehr Wohnungen hat die Stadtbau im traditionellen Arbeiterstadtteil
Haslach: 1536 für die zwischen 5,33 und 6,20 Euro an Miete zu bezahlen
sind. Zu einem Kuriosum führte Heinz Nixdorf, der
Bürgervereinsvorsitzende. Aus den 60er Jahren stammt das Hochhaus
Belchenstraße 8, das seit Jahren von einem Gerüst verstellt ist, weil
die Konstruktion die Gefahr birgt, dass Fassadenteile abfallen –
Sanierungsbedarf für die Stadtbau, die allein in diesem Jahr 18
Millionen Euro in die Sanierung ihrer Häuser steckt.