Neue Feindbilder
Wie die NPD um Wähler buhlt – auch unter Jugendlichen
Im Winter 1964 gründete sich die „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“. Mit knapp 35 000 Mitgliedern war die NPD zu Beginn überaus erfolgreich. Kürzlich enthüllten interne Mails einmal mehr, wie menschenverachtend ihre Ideologie ist.
Im März finden in Baden-Württember wieder Landtagswahlen statt, aus diesem Grund startet das AABW (Antifaschistisches Aktionsbündnis Baden-Württemberg) eine Anti-NPD-Kampagne. Unter dem Motto „Nazis bekämpfen, mit allen Mitteln, auf allen Ebenen“ werden Flyer verteilt, Transpis gemalt und eine Broschüre über die NPD in Baden-Württemberg gedruckt.
In der Ideologie der NPD lassen sich viele Feindbilder ausmachen – die kürzlich in der taz veröffentlichten internen Mails der NPD sind die besten Belege dafür. Da ist zum Beispiel von „,widerwärtig‘ aussehenden Ausländern“ für ein Wahlplakat die Rede. In der in Kürze erscheindenden AABW-Broschüre wird ausführlich dagelegt, welch menschenverachtende Weltbilder in NPD-Programmen, -Schriften und -Überzeugungen zu finden sind.
Wurde früher noch hauptsächlich gegen „die Ausländer“ oder „die Türken“ gehetzt, so richtet sich die Feindseligkeit heute vor allem gegen Anhänger des Islam. Mit dem Feindbild „Moslems“ finden Rechte auch in aktuelleren Diskussionen bei vielen Bürgern ein offenes Ohr. Im NPD-Landtagswahlprogramm von Baden-Württemberg heißt es: „Eine besondere Gefahr für Identität und Kultur der Deutschen geht nicht vom Islam als Religion aus, sondern von der Islamisierung unseres Landes.“ Hier wird also der Gedanke konstruiert, eine fremde Kultur, die vererbbar ist, würde im Blut Tausender Menschen nach Deutschland geschmuggelt und verbreitet.
Antimuslimische Ressentiments stoßen, angeheizt durch die Sarrazin-Debatte, auf viel Zustimmung in der Bevölkerung. So stimmten laut Friedrich-Ebert-Stiftung bei einer Umfrage im vergangenen Jahr 58,4 Prozent der Befragten folgender Aussage zu: „Für Muslime in Deutschland sollten Religionsausübungen erheblich eingeschränkt werden.“
Ein weiteres Feld, auf dem sich die NPD gerne betätigt, ist der Geschichtsrevisionismus. Hierbei handelt es sich um ideologisch motivierte Geschichtsverzerrung oder -leugnung. Interne Mails wurden gar mit der 88 (dem Szene-Kürzel für „Heil Hitler“) oder „Mit deutschem Gruß“ unterschrieben.
Nach außen tritt die Partei vor allem durch Demos, Kundgebungen und Info-Stände in Erscheinung. Dafür versucht die NPD auch viele Jugendliche zu erreichen. Hauptsächlich geschieht das über jugendspezifische Medien wie CDs, Comics oder Schülerzeitungen. Hilfreich hierbei ist auch, dass sich Aussehen und Auftreten vieler Neonazis stark verändert hat. Junge Strömungen wie zum Beispiel die „Autonomen Nationalisten“ öffnen sich für verschiedene Jugendsubkulturen.
Wichtig ist es, sich nicht von Hip-Hop-Musik und Kapuzenpullis darüber hinwegtäuschen zu lassen, dass inhaltlich weiter eine extrem rechte Weltanschauung vertreten wird. Da jedoch auch die NPD nicht aus dem Nichts kommt, sondern nur Meinungen aus der Mitte der Gesellschaft auf die Spitze treibt, ist es wichtig, auch im Alltag bei allen Formen von menschenverachtender Ideologie (auch bei Sprüchen oder Witzen) Position zu beziehen.