Leipzig. Etwa 900 Demonstranten sind am Donnerstagabend vom Südplatz bis in die Innenstadt gezogen. Anlass dafür war der Mord an Kamal K.. Der 19-jährige Iraker war am 24. Oktober im Müller-Park erstochen worden. Einer der beiden mutmaßlichen Täter, Daniel K. (28), ist seit Jahren aktiver Neonazi und vorbestraft, sein Komplize Marcus E. (32) wegen massiver Gewaltstraftaten mehrfach verurteilt.
"Das Problem heißt Rassismus" prangte auf einem Bus, der den Zug begleitete. Fremdenfeindlichkeit sei keine Randerscheinung, sondern Alltag für viele Asylsuchende, Migranten und Illegalisierte, tönte es aus den Lautsprechern. Zu dem Umzug, der ab 18 Uhr über die Karl-Liebknecht-Straße und den Ring bis zum Willy-Brand-Platz führte, hatte ein Initiativkreis Antirassismus aufgerufen.
Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gebe es bislang keine gesicherten Hinweise für ein ausländerfeindliches Motiv der Tat. Doch für die überwiegend linksalternativen Demonstranten ist der Fall längst klar und Kamal K. schon jetzt „der sechste Mensch, der allein in Leipzig seit 1990 durch nazistisch und rassistisch motivierte Gewalt ums Leben gekommen ist“, wie es in dem Aufruf zur Demo heißt.
Unter den Demonstranten befanden sich nach Angaben der Veranstalter auch die Freundin des Ermordeten und dessen Bruder sowie zahlreiche Freunde. Zur Auftaktkundgebung hatte der Initiativkreis aufgerufen, für die Familie des Opfers zu spenden. Entsprechende Sammeldosen gingen am Abend durch die Reihen.
Zu größeren Zwischenfällen kam es nach Angaben der Polizei nicht. „Es war alles friedlich“, hieß es aus dem Führungs- und Lagezentrum.