Protestmarsch gegen Rocker und Nazis

Rund 130 Menschen machten am Sonntag bei strömenden Regen beim Protestmarsch von Stade zur Symphonie in Wöhrden am Schwingedeich mit.
Erstveröffentlicht: 
27.09.2010

Das Bündnis "Stade stellt sich quer" plant weitere Sonntagsspaziergänge zur Symphonie - Alt-Mieter klagen über Vandalismus

 

Von BJÖRN VASEL und KARSTEN WISSER
STADE. Trotz des schlechten Wetters haben am Sonntag mehr als 130 Menschen am Sonntagsspaziergang zu Symphonie in Wöhrden teilgenommen. Sie folgten dem Aufruf des Bündnisses "Stade stellt sich quer". Die Demonstration richtete sich gegen die Nutzung des ehemaligen Ausflugslokals durch eine von ihnen befürchtete Allianz aus Rockern und Neonazis.
"Im Grunde ist es egal, ob hier mit dem Gremium MC organisierte Kriminalität stattfinden soll oder auch Neonazis die Symphonie als Treffpunkt nutzen wollen. Wir wollen beides hier nicht haben", sagte Kai Holm, Betriebsratsvorsitzender der Elbe Kliniken und Ratsherr der SPD in der Hansestadt Stade. Holm war der einzige namhafte politische Repräsentant aus der Stadt, der sich dem Fußmarsch zur Symphonie angeschlossen hatte. Unterstützung bekamen sie von den Grünen. Bundestagsabgeordneter Sven-Christian Kindler und Landtagsabgeordneter Helge Limburg reihten sich ein, örtliche Bundes- und Landtagsabgeordnete ließen sich nicht blicken. Kindler warnte: "Beide Gruppen sind hochgradig gewaltbereit."
Die 130 Teilnehmer starteten an der Moschee am Bullenhof. Die Polizei begleitete den Zug entlang des Deiches mit einem kleinen rund 30-köpfigen Aufgebot. Zwischenfälle gab es nicht, auch weil sich von der Rockergruppe niemand sehen ließ. Auf TAGEBLATT-Nachfrage erklärten die Bewohner der Symphonie, dass weder der neue Eigentümer, der bekannte Rechtsextremist Sebastian Stöber, noch andere Mitglieder der Rockergruppe in den vergangenen Tagen anwesend waren. Allerdings sollen die Rocker, die von den Sicherheitsbehörden in der Nähe der organisierten Kriminalität gesehen werden, dort einmal in der Woche "Clubabende" abhalten.
Generell hat der Landkreis den neuen Besitzern die Nutzung der Symphonie verboten. Die vier Mietparteien, die im Bereich der ehemaligen Kegelbahn ihre Wohnungen haben, sind davon aber nicht betroffen. Nach eigener Aussage haben die "Altmieter" mit den neuen Besitzern gute Erfahrungen gemacht. "Endlich passiert hier mal was", so eine Bewohnerin. Die verwahrloste Immobilie werde wieder gepflegt. Sie beklagte, dass ihre Autoreifen zerstochen und einige Fenster eingeschlagen worden seien.
Der DGB-Gewerkschaftssekretär Lutz Bock sprach von einer eindrucksvollen Demonstration. Er sieht "keine klare Abgrenzung zwischen Nazis und Rockern". Den Sicherheitschef der Rockergruppe, Gerald Thiele, bezichtigte Bock mit Verweis auf die Berichterstattung des TAGEBLATT der "Lüge", schließlich habe sich Symphonie-Käufer Stöber nicht (wie von Thiele behauptet) von der rechtsextremistischen Szene distanziert. Bock, Sprecher des Bündnisses aus Parteien, Gewerkschaften und VVN-Bund der Antifaschisten, hofft, dass sich die Politik jetzt "kreisweit" engagiert. Weitere Sonntagsspaziergänge würden folgen, hieß es.