Polizei klärt Brandstiftung auf

Brandanschlag in Neckarsulm
Erstveröffentlicht: 
21.04.2010

Neckarsulm - Vier Wochen lang haben zehn Polizisten der Heilbronner Kriminalpolizei nach einem anonymen Hinweis ermittelt, der sie auf eine Spur zu den mutmaßlichen Brandstiftern in einem türkischen Supermarkt geführt hatte. Am Mittwoch nahmen sie drei junge Männer im Alter von 18 und 19 Jahren und eine 23-jährige Frau fest, allesamt Deutsche. Ein der tatverdächtigen Männer fiel in der Vergangenheit schon wegen Hakenkreuzschmierereien auf. Die Ermittler gehen aber nicht von einer politisch motivierten Straft einer rechten Szene aus.

 

Ich bin sehr erleichtert“, sagt Adem Özten, Geschäftsführer des Yaz-Gülü-Markts. „Es freut mich sehr, dass die Polizei jemanden ermittelt hat.“ Er finde es allerdings bedauerlich, dass die Tat möglicherweise auch einen rechtsgesinnten Hintergrund haben könnte.

 

Alle Tatverdächtigen legten inzwischen Geständnisse ab und sitzen nun in Untersuchungshaft. Es geschah in der Nacht zum Mittwoch, 21. April, als gegen Mitternacht bei der Feuerwehr und der Polizei der Alarm einging, dass es in dem türkischen Supermarkt im Neckarsulmer Gewerbegebiet Am Wildacker brennt (wir berichteten).

Brandbeschleuniger

Nachdem die Neckarsulmer Feuerwehr die Flammen auf dem Dach und in einem Technikraum gelöscht hatte, fanden die Ermittler bereits Hinweise darauf, dass es sich um Brandstiftung handeln könnte. Dieser Verdacht bestätigte sich kurze Zeit später, als Reste eines Brandbeschleunigers gefunden wurden.

Bei den Vernehmungen der Festgenommenen stellte sich heraus, dass sich die Tatverdächtigen im Laufe eines Treffens, bei dem offensichtlich Alkohol konsumiert wurde, zur Tat entschlossen. Sie fuhren im Auto der Frau zum Supermarkt. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen gehen Staatsanwaltschaft und Polizei davon aus, dass mindestens zwei der jungen Männer auf das Dach des Gebäudes kletterten, während die Frau Schmiere stand. Der dritte Mann streitet ab, auf dem Dach gewesen zu sein. Auf dem Dach wurde Benzin in ein Entlüftungsrohr geschüttet. Die Männer zündeten das Benzin an, wobei sich laut den Tatverdächtigen eine zwei Meter hohe Stichflamme entzündete. Daraufhin flüchtete das Quartett.

Hakenkreuzschmierereien

Der 18-Jährige und einer der 19-Jährigen waren bislang bereits wegen verschiedener kleinerer Delikte aufgefallen, wobei gegen den 19-Jährigen auch einmal wegen Hakenkreuzschmierereien ermittelt wurde. Die Ermittler gehen trotzdem von einer spontanen Einzeltat aus, die offensichtlich nicht von langer Hand vorbereitet wurde. Alle vier Tatverdächtigen sind berufstätig und wohnen in Neckarsulm.

Supermarkt-Chef Özten, 33, dagegen bezweifelt, dass es sich um eine spontane Einzeltat handelt. Er habe zwar keinen Einblick in die laufenden Ermittlungen, „aber für meinen Geschmack wussten die Täter zuviel, um spontan gehandelt zu haben.“ Zum einen hätten sie Stromkabel heruntergerissen, zum anderen hätten sie von dem Entlüftungsschacht auf dem Dach gewusst.

Keine Wut

Er empfinde keine Wut auf die Tatverdächtigen, sagt Adem Ötzen. „Aber ich frage mich einfach, warum sie das getan haben.“ Er sei in Deutschland geboren und aufgewachsen, hier zu Schule gegangen. Und Arbeit habe er auch. „Wir sind ja keine faulen Menschen“, sagt er. Er finde es im Allgemeinen schade, wenn man alle in einen Topf werfe. Bei dem Brand sei ein hoher Sachschaden entstanden, die Polizei bezifferte ihn auf 20.000 Euro. Ötzen hofft nun, dass die mutmaßlichen Brandstifter von der Versicherung in Regress genommen werden.