Frustration und Alkohol: Angriff auf spanische Fans in Freiburg

Alkohol senkt bei vielen die Hemmschwelle.
Erstveröffentlicht: 
08.07.2010

Verpatztes WM-Halbfinale

 

Frustration und Alkohol: Angriff auf spanische Fans in Freiburg

Bespuckt und beleidigt: Nach der WM-Niederlage haben einige deutsche Fans ihren Frust an Anhängern der spanischen Nationalelf ausgelassen. Ein Autokorso wurde eingekeilt – in den Wagen saßen mehrere Kinder. Bereits vor dem Spiel kam es zwischen Fans und Wagenburglern zu Zoff.

 

"Bei der EM 2006 haben wir noch mit den Deutschen gefeiert – und jetzt das." Maria Dolores Canton Diz ist fassungslos. Die Spanierin lebt seit 35 Jahren in Freiburg. Zusammen mit Freunden und Familie hatte die 38-Jährige dem Finaleinzug der "roten Furie" im Spanischen Kultur- und Sportverein in Zähringen entgegengefiebert. Gebührend feiern wollte sie ihn mit einem Autokorso am Rotteckring – als ihn Anhänger der deutschen Elf an der Haltestelle Stadttheater einkesselten.

"Wir standen mit unserem Wagen auf den Schienen, konnten weder vor noch zurück", berichtet Canton Diz. Trinkbecher seien gegen die Wagen geflogen, einige frustrierte Fans hätten auf die Kühlerhaube gespuckt, ihnen Beleidigungen entgegengeschleudert. Mit ihr im Auto: der Freund und die 15-jährige Nichte. "Die war total eingeschüchtert."

Schockiert über die Polizei

Auch die anderen Wagen des 25 Auto starken Korsos seien massiv angegangen worden. "In einem saßen zwei Frauen und drei Kinder, keines älter als zwölf", berichtet Canton Diz. Wie viele Angreifer es waren, kann sie nicht sagen, nur so viel: "Es waren vor allem Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren, die meisten betrunken." Deren Verhalten habe sie verängstigt – schockiert habe sie aber das der Polizei.

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Ihr zufolge standen nur wenige Meter entfernt mehrere Beamte. "Und die taten nichts.Wir fühlten uns nicht beschützt." Erst als ein Mitarbeiter der Freiburger Verkehrs-AG eingriff, hätten die Jugendlichen Platz gemacht. "Unser Wagen blockierten ja die Gleise", meint Canton Diz bitter. An der Unibibliothek habe eine Polizisten ihnen dann geraten, Richtung Siegesdenkmal auszuweichen. ",Und halten Sie bloß nicht an’, meinte sie noch."

Karl-Heinz Schmid, Pressesprecher der Freiburger Polizei, erfuhr durch die Badische Zeitung von dem Vorfall am Stadttheater. Er bedaure, dass sich Canton Diz von der Polizei im Stich gelassen fühlt, stellt aber klar: "Die Polizisten vor Ort hatten die Lage sicher im Blick und hätten eingegriffen, wäre die Situation eskaliert.

Auseinandersetzung in Vauban

Beinahe eskaliert wäre ein Vorfall vor Spielbeginn in Vauban. Dort hatten rund 30 Fußballfans die Bewohner der Wagenburg anscheinend grundlos angepöbelt und mit Dosen beworfen. Einem Zeugen zufolge, der seinen Namen nicht nennen will, riefen die zumeist betrunkenen Jugendlichen "Scheiß Zecken!". Die Auseinandersetzung sei handgreiflich geworden. "Die Angreifer wollten auf das Gelände und schlugen zu." Als die Polizei anrückte, hätten sie sich aber getrollt.

 

Die Polizei kann selbst keine Auskunft über den Vorfall geben. "Die Wagenburgler sprechen nur mit der Presse. Nicht mit uns", sagt Polizeisprecher Schmid.