Erneuter Anschlag auf Polizeidienststelle

Erstveröffentlicht: 
01.08.2017
Angreifer beschädigen Fenster und sprühen Teerfarbe gegen die Fassade in Weißenfelser Straße
Von Frank Döring

 

Haben wir in Leipzig ein Problem mit Gewalt? Ja!

 

Kaputte Fenster, beschmierte Wände, zerstörte Technik: Zum zweiten Mal innerhalb von zweieinhalb Jahren ist auf die Polizeidienststelle in der Weißenfelser Straße ein Anschlag verübt worden. Anwohner beobachteten gestern gegen 1.45 Uhr, wie mehrere dunkel gekleidete Personen auf die Fensterscheiben im Erdgeschoss einschlugen. Außerdem sprühten sie eine schwarze, teerartige Substanz an die Fassade. Der Angriff erfolgte offenbar blitzartig. „Die Täter haben nur wenige Minuten agiert und sich noch vor Eintreffen der Polizei davongemacht“, schilderte Behördensprecher Alexander Bertram.

 

Die Bilanz der Zerstörungsorgie: Insgesamt zehn Scheiben der Fenster im Erdgeschoss, die komplett mit Sicherheitsglas versehen sind, wurden beschädigt, ebenso wie das Polizei-Schild am Eingang. Die Täter rissen sogar Teile der Gegensprechanlage aus der Wand. Außerdem wurde nach Angaben der Polizei mit einer Zwille auf einige Fenster geschossen. Den Gesamtschaden bezifferte die Polizei auf eine fünfstellige Summe. Beamte waren allerdings nicht in Gefahr. Die Plagwitzer Außenstelle des Polizeireviers Südwest beherbergt den Kriminaldienst sowie Bürgerpolizisten und ist von 6 bis 20 Uhr besetzt.

 

Polizeipräsident:

„Der Anschlag dokumentiert einmal mehr die sinnlose Gewalt und Zerstörung“, erklärte Polizeipräsident Bernd Merbitz, „er war feige und hinterhältig. Grenzen wurden zum wiederholten Mal überschritten. Gewalt kann nicht geduldet werden. Erneut tut sich die Frage auf, haben wir in Leipzig ein Problem mit Gewalt? Ja! Eine Minderheit nimmt sich das Recht heraus, sich mit Gewalt gegen die Gesellschaft zu stellen. Das ist nicht akzeptabel.“

 

Die Plagwitzer Polizeidienststelle ist nicht zum ersten Mal Ziel eines Anschlags. Am 29. Januar 2015 nahmen maskierte Männer das Revier mit Schottersteinen unter Beschuss, schleuderten verschraubte Gewürzgurken-Gläser, die mit brauner Farbe gefüllt waren, gegen die Hauswand. Damals war es zu einer regelrechten Anschlagsserie gekommen: Am 7. Januar griffen Linksextremisten den Connewitzer Polizeiposten an, am 15. Januar zerstörten Gewalttäter aus einer linken Demo heraus 40 Scheiben am Amtsgericht, am 26. März griffen 60 Vermummte das Gebäude der Staatsanwaltschaft an. Am 6. August 2015 attackierten Linke den Eingangsbereich des Polizeipostens in der Eisenbahnstraße mit Steinen und zündeten vor der Dienststelle ein Polizeifahrzeug an. Sie wurden im September 2016 verurteilt. Der Rädelsführer (24) musste in Haft, seine fünf Mitangeklagten (17 bis 22 Jahre) kamen mit Bewährungsstrafen und gemeinnütziger Arbeit davon.

 

Die Hintergründe des aktuellen Anschlags sind unklar. Zumindest bis zum Abend lag der Polizei kein Bekennerschreiben vor, wie das bei früheren Attacken aus der linken Szene auf Behörden der Fall war. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung, so Bertram.

 

Mithin gibt es laut Polizei auch keine direkten Anhaltspunkte dafür, dass der nächtliche Anschlag im Zusammenhang mit dem besetzten linken Hausprojekt „Black Triangle“ in der Arno-Nitzsche-Straße steht. Aus Protest gegen eine drohende Räumung waren am Wochenende Unbekannte in mehrere leerstehende Häuser, etwa in der Löbauer Straße und in der Eisenbahnstraße, eingedrungen und hatten Transparente an Fenstern angebracht. In der Arno-Nitzsche-Straße tauchten mehrere Graffiti auf, etwa dieses: „Triangle bleibt – sonst Steinschlag.“