Bar mit Links zu Ultrarechten
Von Johannes Hofstetter
Die neue Royal Aces Tattoo-Bar in der Burgdorfer Rütschelengasse sei ein Neonazi-Treffpunkt, behaupten Anwohner und die Antifa. Klar ist: Die Lokalbetreiberin sympathisiert mit Exponenten der rechtsradikalen Szene.
Treffen sich hier die Neonazis? Das behaupten die Anwohner.
«Eine Bar für Jung und Alt»: So wird die Royal Aces Tattoo-Bar in Burgdorf im Internet angepriesen. Seit dem 12. Mai ist das Lokal an der Rütschelengasse 29 von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Als Inhaberin ist im Handelsamtsblatt Sophie Güntensperger verzeichnet.
Verwaltet wird die Liegenschaft von einem Immobilientreuhänder aus Oberburg, der sich darüber beklagt, dass «die Medien» in Burgdorf «wieder einmal» zur «Hetzjagd auf sogenannte Rechtsradikale» blasen würden, und verlangt, man müsste, wenn schon, «das linke Pack» genauso hart anfassen. Auf eine namentliche Erwähnung in der Zeitung legt er keinen Wert. Dafür droht er mit nicht näher spezifizierten Konsequenzen, bevor auch nur eine Zeile über die Bar erschienen ist.
In Burgdorf kursieren seit Wochen Gerüchte, die besagen, dass im früheren Coffee-Shop ein Rechtsradikalen-Tummelplatz entstehe. Gestern teilte die Antifa Bern mit, dass es sich bei der Royal Aces Tattoo-Bar um einen «öffentlichen Treffpunkt» für «die örtliche Neonaziszene» handle.
Bekannte «Freunde»
Ein Indiz dafür, dass Sophie Güntensperger mit Anhängern des äussersten rechten Politspektrums sympathisiert, sind für die Linken einige der über 200 Personen, die sich auf Facebook als «Freunde» der Bar registrieren liessen: Alex und Cédric Rohrbach sowie Dominic Lüthard von der Ultrarechtsband Indiziert, die Burgdorferin Denise Friederich und Michael Herrmann von der Pnos-Führungsriege oder der Kirchberger Adrian Segessenmann von der Avalon-Gemeinschaft sind nicht nur in der Szene, sondern auch dem Staatsschutz bekannt. Abgesehen davon sei Güntensperger «die Freundin des langjährigen Burgdorfer Naziskins Reto Siegenthaler», behauptet die Antifa. Recherchen dieser Zeitung ergaben, dass Güntensperger an derselben Adresse wie Siegenthaler wohnt.
Ein weiterer Anhaltspunkt für die Gesinnung der Gastgeber und Gäste sei der Name der Bar: «Er dürfte Bezug nehmen auf den Song ‹Royal Aces sterben nie› der Nazirockband Barking Dogs», vermutet die Antifa.
«Nichts gefunden»
Laut Beatrix Rechner, der für das Justizwesen verantwortlichen Burgdorfer Gemeinderätin, hatte und hat die Stadt «keine Handhabe», um Güntensperger den Barbetrieb zu untersagen. «Wir haben die Gesuchstellerin überprüft und nichts gefunden, was gegen sie gesprochen hätte.» Dem Wunsch der Antifa nach einer Schliessung des Lokals könne die Stadt nicht nachkommen, «solange in der und um die Bar alles in Ordnung ist».
Auch Statthalter Markus Grossenbacher sind gemäss seinen eigenen Aussagen die Hände gebunden: Weil das Lokal höchstens 30 Sitzplätze aufweise und von Mittwoch bis Sonntag von 17 bis 0.30 Uhr geöffnet sei, benötige Güntensperger weder einen Fähigkeitsausweis noch eine Überzeitbewilligung. Ihr Vorstrafenregister sei blank.
Gründe dafür, ihr die Bewilligung zu verweigern, habe es deshalb keine gegeben. «Frau Güntensperger versicherte uns und der Stadt Burgdorf, sie wolle eine ganz normale Bar für eine ganz normale Kundschaft betreiben», erinnert sich Grossenbacher.
Unter Kontrolle
Mit Blick auf die nun vorliegenden Informationen über den Hintergrund der Chefin sei klar, dass die zuständigen Personen bei der Stadt und das Regierungsstatthalteramt Emmental «ein Auge auf die Bar» haben werden. Die Royal Aces Tattoo-Bar und ihre Gäste lasse er «sehr genau» kontrollieren, sagt Grossenbacher. Darüber hinaus werde abgeklärt, ob Sophie Güntensperger die Voraussetzungen zum Führen eines Gastrobetriebes auch unter nichtjuristischen Gesichtspunkten erfülle. (Berner Zeitung)