Neuköllner Umweltstadtrat tritt aus der AfD aus

Erstveröffentlicht: 
05.07.2017

Der Neuköllner Umweltstadtrat Bernward Eberenz hat seinen Austritt aus der AfD erklärt. Die AfD will das aber nicht einfach hinnehmen. von Sylvia Vogt und Thomas Loy

 

Das Bezirksamt Neukölln gab am Mittwoch eine persönliche Erklärung von Bernward Eberenz heraus. Darin heißt es:

 

„Gestern habe ich den Wahlvorschlag des Bezirksverbandes der AfD-Neukölln für den Direktkandidaten zur Bundestagswahl beim Kreiswahlamt eingereicht. Ich respektiere damit die politische Willensbildung in der AfD. Allerdings werden durch den Direktkandidaten für die anstehende Bundestagswahl Positionen repräsentiert, die ich als unvereinbar mit meinen politischen Überzeugungen sehe. Darum erkläre ich heute meinen Austritt aus der AfD." 

 

Die AfD drängt Eberenz, die Erklärung zurückzuziehen


Bei dem Direktkandidaten der AfD für den Wahlkreis Neukölln handelt es sich um Andreas Wild. Der 53-Jährige sitzt für die AfD im Berliner Abgeordnetenhaus und ist schon des öfteren mit rechten Parolen aufgefallen. Der Austritt aus der AfD sei bereits gestern erfolgt, sagte Eberenz' Referent Uwe Hempel. Eberenz sei derzeit nicht zu sprechen, wolle seine Arbeit im Bezirksamt aber regulär fortsetzen.

 

AfD-Sprecher Ronald Gläser erklärte auf Anfrage: "Mir liegt kein Austrittsschreiben vor." Dem Vernehmen nach drängt die Partei Eberenz, seine Erklärung zurückzuziehen. In einem Tweet aus der vergangenen Nacht bestätigt Andreas Wild dagegen den Austritt: "Bernward Eberenz ist aus der AfD ausgetreten. Neukölln hat damit parteilosen Stadtrat, Widerstand gegen WILD gibt es allerdings keinen mehr." 

 

Eberenz will Stadtrat bleiben


In seiner Erklärung versichert Eberenz, er wolle Stadtrat bleiben: "Das Bezirksamt, dem ich seit dem 25. Januar dieses Jahres aufgrund demokratischer Wahl in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln angehöre, arbeitet als Kollegialorgan. Vorbehaltlich einer neuen Entscheidung der BVV sehe ich mich daher und um Kontinuität im Amt zu gewährleisten, verpflichtet, die Abteilung Umwelt und Natur zum Wohle aller Neuköllner Bürgerinnen und Bürger weiter zu führen.“

 

Eberenz gilt als Paradiesvogel der AfD. Er bekennt sich zu seiner Homosexualität, spricht Russisch und Türkisch, hat mal in Istanbul gelebt und unterrichtete Klavier und Deutsch als Fremdsprache. Erst seit dem letzten Sommer ist er in der AfD. Viele in der Neuköllner BVV gewannen den Eindruck, seine Äußerungen zu Flüchtlingen und dem Islam passten nicht zur AfD.