Der Verein „Augen auf“ wirbt mit Plakaten in Löbau für mehr Toleranz. Wiederholt wurden die Poster jetzt zerstört.
Von Constanze Junghanß
Löbau. Die „Augen auf Oberlausitz“-Mitstreiter sind entsetzt. „Sind Werte der Demokratie in Löbau nicht erwünscht?“, fragt Dorothea Schneider vom Verein. Der Grund für ihren Ärger: Von 20 Plakaten, die an der Äußeren Bautzner Straße und der August-Bebel-Straße in Löbau erst am Pfingstmontag von Vereinsmitgliedern aufgehängt wurden und die sich mit dem Thema Demokratie beschäftigen, sind keine 24 Stunden später 14 der Aushänge zerstört oder abgerissen. Das passierte vermutlich in der Nacht zum Dienstag.
Die schwarz grundierten Plakate waren zuvor in einem Workshop gemeinsam mit Jugendlichen erstellt worden. Darauf stehen in der sogenannten Konsonantenschrift Worte in weißer Farbe wie „Toleranz“, „Freiheit“, „Menschenwürde“, „Akzeptanz“ und „Nächstenliebe“. Konsonantenschrift ist ein Schriftsystem, das nur die Mitlaute verwendet. Bei jungen Leuten ist dieses Schriftsystem beliebt und findet sich zum Beispiel auf Aufklebern, Flyern oder Postern wieder.
Die Begriffe wurden beim Workshop mit den jungen Leuten von den Jugendlichen als besonders wichtig in einer Demokratie eingeschätzt und deshalb für den Druck auch so ausgewählt. Bevor die Schriftzüge angebracht wurden, veranstaltete der Verein in Löbau ein Soccer-Turnier auf einem mobilen Fußballkleinfeld. Einheimische und Asylbewerber nahmen daran teil. Das Fußballspiel fand auf dem Löbauer Altmarkt statt. Ob das vielleicht bei irgendjemandem auf wenig Akzeptanz stieß und deshalb die Plakate entfernt wurden, steht nicht fest. Der Verein hat jedenfalls Anzeige gegen unbekannt erstattet, bestätigt Dorothea Schneider.
Ziel der Plakataktion sollte sein, die Werte der Demokratie ins Bewusstsein der Menschen zu rufen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie nicht zu vernachlässigen. „Sie sollen gelebt werden und für alle hier lebenden Menschen selbstverständlich sein“, erklärt die junge Frau. Angemeldet sei das auch bei der Stadtverwaltung gewesen. Eine mündliche Zusage für das Projekt des Vereins habe es seitens der Stadt gegeben, so Dorothea Schneider.
Bereits im Februar dieses Jahres fand eine Plakataktion von „Augen auf“ in Löbau und Zittau statt, die sich gegen den Hass in den sozialen Netzwerken aber auch im Umfeld richtete. Auch dieses Projekt war für Unbekannte Anlass, Teile davon zu zerstören. Von den damals 80 Plakaten wurden 25 in Löbau heruntergerissen. Weitere wurden mit Aufklebern, die der rechten Szene zuzuordnen waren, überklebt. Hingegen blieb in Zittau der Großteil der Poster unbeschädigt.
Dennoch macht der im Jahr 2000 gegründete Verein, der sich für Demokratie und Zivilcourage und gegen Rassismus, Nationalismus und Diskriminierung einsetzt, mit seinem Projekt unermüdlich weiter. Insgesamt sollen in Löbau 60 Plakate für Demokratiebewusstsein dieser Tage wieder aufgehängt werden. Außerdem sind im Sommer – noch vor der bevorstehenden Bundestagswahl – Veranstaltungen mit Bundes- und Landtagsabgeordneten der etablierten Parteien geplant, die in öffentlicher Runde stattfinden und als Dialogveranstaltungen sowie zur Diskussion mit den Bürgern anregen sollen.
Zum „Tag der Sachsen“, Anfang September in Löbau, möchte sich der Verein ebenfalls einbringen. Weitere Plakataktionen sind in Planung.