[Dresden] 8. Mai 2017

Sticker

Bereits in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai feierten wir gemeinsam mit vielen anderen Antifaschist*innen den 72. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus in der äußeren Neustadt in Dresden, um dann am nächsten Morgen denen zugedenken, die dies möglich machten. Wir besuchten mehrere Friedhöfe, auf denen sowjetische Soldat*innen und Widerstandskämpfer*innen beerdigt sind und legten, wie viele andere auch, Blumen nieder. Es wurde sich mit älteren Genoss*innen und Nachfahren der dort Beigesetzten unterhalten. Bei einem der Gespräche erfuhren wir, dass eine Delegation aus Moskau mit einer KZ-Überlebenden angereist war, welche bereits am Vortag eine Gedenkstätte in Pirna besuchte.

 

Wir waren beim Sowjetischen Ehrenmal für die gefallenen Soldaten der Roten Armee auf dem Olbrichtplatz in der Neustadt,

auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof / Garnisonsfriedhof in der Marienallee in der Neustadt,

auf dem Nordfriedhof bei den Grabanlagen des Sowjetischen Ehrenfriedhofs im Kannenhenkelweg in der Neustadt,

auf dem neuen Jüdischen Friedhof bei der Grabanlage für ermordete Jüdinnen und Juden auf der Fiedlerstraße in Johannstadt,

auf dem Johannisfriedhof bei einer Grabanlage für Rotarmist*innen und bei einer Gedenktafel für die FIR (Fédération Internationale des Résistants) auf der Wehlener Straße in Tolkewitz,

auf dem Äußeren Matthäusfriedhof bei zwei Grabanlagen für sowjetische Zwangsarbeiter auf der Bremer Straße in Friedrichstadt und

auf dem Heidefriedhof bei den Grabanlagen für sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen sowie bei zwei Grabanlagen

der FIR auf der Moritzburger Landstraße in Pieschen,

um jenen zu danken und zu gedenken, die im Kampf gegen den Hitlerfaschismus ihr Leben lassen mussten.

 

Unser Dank gilt der Roten Armee, den Partisan*innen und Widerstandskämpfer*innen, aber auch den Alliierten.

Unsere Trauer gilt all denen, die die Befreiung nicht mehr erleben durften.

 

Es ist wichtiger denn je am 8. Mai inne zu halten und sich der Geschichte bewusst zu werden. Die Lehre vergangener Kriege sollte sein, dass menschenverachtender Einstellung von Anfang an entschlossen entgegengetreten werden muss. Aktuell ist es in Europa so weit, dass rechte Parteien und Bewegungen wieder an Zustimmung gewinnen. Speziell Dresden hat sich zu einem Sammelbecken und Schauort rechter und rassistischer Propaganda entwickelt. Es sollte Alarmstufe Rot für alle Antifaschist*innen sein, wenn wir ein neues Zeitalter der Reaktion und des Rückschritts verhindern wollen. Der rechte Rollback wird durch staatliche Institutionen bestärkt, welche rassistische und menschenverachtende Gesetze verabschieden und Menschen in unterschiedliche Kategorien einteilen. Die Gefahr von Krieg und einem wiederkehrenden Faschismus in Europa steigt. Es ist Zeit, nochmal an den Buchenwald-Schwur zu erinnern, welchen wir auch in die Tat umsetzen werden:

 

„...Uns beseelte eine Idee: Unsere Sache ist gerecht – Der Sieg muß unser sein!

Wir führten in vielen Sprachen den gleichen harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf, und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende. Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!

Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens:

Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!

 

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. ... „


Der Tag der Befreiung darf nie in Vergessenheit geraten, um nicht jene zu vergessen, die dafür kämpften.

Wir kämpfen weiter. Auf das es nie wieder einen neuen 8. Mai braucht.

Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass nie wieder eine Partei ähnlich der NSDAP mehr Einfluss gewinnt oder gar an die Macht kommt, gerade im Wahljahr 2017. Speziell in Dresden, wo Menschenverachtung und rassistische Politik allgegenwertig ist und die Mehrheit zu dem Thema schweigt, bzw. es einen rechten Konsens gibt, müssen wir an der Basis ansetzen. Es gilt weiterhin in den Stadtteilen, in denen wir leben, den Nazis entgegenzutreten. Das bedeutet aber auch, an den gesamtgesellschaftlichen Zuständen anzusetzen und mittels Selbstorganisierung den Kampf gegen das kapitalistische System anzugehen. So wie es ist, kann es nicht weitergehen. Deshalb gilt es die Verhältnisse mannigfaltig zu verändern, bis wir den Traum einer klassenlosen herrschaftsfreien Gesellschaft erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, heißt es zusammen zu kämpfen und sich der Gesellschaft anzunähern und nicht in der linken Szeneblase zu verweilen.

 

Naziparteien zerschlagen!

 

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!