Vor AfD-Parteitag Frauke Petrys Gegner halten Geheimtreffen ab

Erstveröffentlicht: 
14.04.2017

Vor dem Bundesparteitag der AfD sondieren führende Parteifunktionäre, wie eine alleinige Spitzenkandidatur von Frauke Petry verhindert werden kann. Gewinner der Planspiele: Björn Höcke.

 

Nach SPIEGEL-Informationen wurde auf einem Geheimtreffen von AfD-Vertretern vergangenen Montag in Goslar ausgelotet, auf dem Parteitag ein Spitzenteam um den rechtskonservativen Parteivize Alexander Gauland aus Brandenburg und die junge, wirtschaftsliberale Ökonomin Alice Weidel aus Baden-Württemberg zu bilden.

 

Das Treffen kam auf Initiative von Bundesvorstand Armin Paul Hampel zustande; zu den Teilnehmern zählten Gauland, Bundesvorstand Andre Poggenburg, der baden-württembergische Landeschef Ralf Özkara und der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke - dabei läuft eigentlich ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn.

 

"Wenn es die Partei will, stehe ich für ein Spitzenteam selbstverständlich zur Verfügung", sagte Gauland dem SPIEGEL. In Parteikreisen heißt es, dass der Parteivize bei Weidel bereits diskret über die Bedingungen für deren Beteiligung an einem Spitzenteam sondiert habe. Fraglich sei nur noch, ob auch der rechte AfD-Flügel Weidels Kandidatur auf dem Parteitag am 22. April in Köln stützen würde. Auf dem Treffen in Goslar stieß die Personalie Weidel offenbar auf geteilte Zustimmung, denn sie gilt als eine treibende Kraft für das Ausschlussverfahren gegen Höcke. Gauland habe vehement für sie werben müssen, heißt es.

 

Höcke war zwar nach einer Rede in Dresden im Januar, in der er das Holocaust-Mahnmal als "Denkmal der Schande" bezeichnet und eine "180-Grad-Wende" in der Erinnerungskultur gefordert hatte, unter starken Druck geraten. Doch die vielen strategischen Fehler Petrys und der aggressive Führungsstil der Parteichefin und ihres Ehemanns, AfD-Mann Marcus Pretzell, haben das Paar isoliert und Höcke gestärkt. Das Bekenntnis zu ihm ist nun wieder ein wichtiger Karrierefaktor für Listen- und Vorstandskandidaten der AfD. Mit Höcke müsste sich wohl auch Weidel arrangieren, um im Wahlkampf Teil des Spitzenteams zu werden.

 

"Frauke Petry hat nicht verstanden, wie Politik funktioniert"


Frauke Petry kommt in den Plänen der AfD-Verschwörer nur als Randfigur vor: Man wolle sie zwar nicht aus der Partei drängen, heißt es. Aber sie solle in einem Spitzenteam nur eine untergeordnete Rolle spielen. "Frauke Petry hat nicht verstanden, wie Politik funktioniert, sie sieht die Partei als Solo-Nummer", urteilt ihr Parteifreund Hampel. "Kompetenz empfindet sie als Bedrohung." Zusätzlich geschwächt sind Petry und Pretzell durch den Konflikt mit ihrem Ex-Berater Michael Klonovsky. Dieser veröffentlichte im Streit um nicht gezahlte Honorare eine vernichtende Charakterstudie des AfD-Powerpaares.

 

Auf dem Parteitag in Köln am 22. April könnte es zum Showdown zwischen der Parteichefin und ihren Gegnern kommen. Wie der "Stern" zuerst berichtet hatte, will Petry die AfD in zwei Anträgen zum Parteitag zu Richtungsentscheiden zwingen: Die Partei solle zwischen einer "realpolitischen Strategie" unter Petry und einem "fundamentaloppositionellen Weg" nach Höcke und Gauland wählen.

 

Zudem sollte die AfD nach Wunsch von Petry "rassistischen, antisemitischen, völkischen und nationalistischen Ideologien" abschwören - eigentlich Selbstverständlichkeiten. Aber nicht nur Petry-Gegner fühlen sich von diesen Vorstößen erpresst.