Klimawandel - Trockenheit kam nicht über Nacht

Erstveröffentlicht: 
11.04.2017

Seit mehr als 60 Jahren hat es nicht mehr so wenig geregnet wie in den letzten neun Monaten. Besserung ist nicht in Sicht - das bleibt nicht ohne Folgen.

 

Es muss regnen – da sind sich die Experten einig, und viele, nicht nur die Kleingärtner, haben inzwischen ihre eigenen Erfahrungen mit der Trockenheit gesammelt. „Regentonne leer“ ist eine oft gemachte Beobachtung. An keinem einzigen Tag im April hat es bis gestern geregnet. Doch ist es nicht nur der April, der bisher in Sachen Feuchtigkeit versagte. Eine Nachfrage beim Deutschen Wetterdienst ergab: Auf der Messstation am Frankfurter Flughafen wurden in den letzten neun Monaten nur gut 293 Liter Niederschlag pro Quadratmeter registriert – knapp zwei Drittel der üblichen Menge von 465 Litern.

 

Und so kommt der Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn zu dem Schluss: „Wir haben es mit dem trockensten Neun-Monate-Zeitraum seit über 60 Jahren zu tun.“ Das gilt übrigens nicht nur für den Flughafen, sondern für das ganze Bundesland: In Gesamthessen waren es nach Angaben des Meteorologen „in der Fläche nur 60 Prozent des üblichen Solls“. Zwar ist für die nächsten Tage kühles, wechselhaftes Wetter mit dem einen oder anderen Regenschauer angesagt, aber von einer „nachhaltigen Entspannung“ könne keine Rede sein.

 

„Wir haben einen der trockensten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt“, weiß auch der Präsident des hessischen Waldbesitzerverbandes, Michael Freiherr von der Tann. Nicht nur, dass neu angelegte Waldkulturen unter dem Wassermangel litten – Schädlinge wie Borkenkäfer, Buchdrucker und Kupferstecher würden profitieren. Vor allem Fichten seien „bei Trockenstress“ anfällig.

 

Waldbauern und Förster seien jetzt aufgefordert, die Fichtenbestände zu kontrollieren. Befallene Bäume sollten sofort gefällt und entfernt werden. Dies sollte trotz der strengen Auflagen des Artenschutzrechts während der Brutzeit möglich sein, forderte von der Tann. Es gehe auch darum, den Wald zu schützen. Auch die Bäume in der Stadt haben es derzeit nicht leicht. Längst ist das Grünflächenamt dazu übergegangen, junge Bäume mit sogenannten Wassersäcken zu versorgen.

 

Sie sind dunkelgrün, jeweils paarweise in unmittelbarer Nähe des Stamms platziert und können zusammen bis zu 120 Liter Wasser fassen, das durch den perforierten Boden nach und nach in die Erde sickert, wie Bernd Roser vom Grünflächenamt auf Anfrage erläuterte. Auch sei man angesichts des Klimawandels dazu übergegangen, größere Baumgruben für das Wurzelreich auszuheben und sie mit einem Substrat zu füllen, das Wasser besser bindet und langsamer abgibt.

 

Nach vier, fünf Jahren sollte der junge Baum dann erwachsen genug sein, um selbst mit seiner Wasserversorgung klarzukommen. Die großen Bäume in den Parks seien in der Regel nicht gefährdet: „Ein alter Baum hat sich an unser Klima gewöhnt und ist von der Evolution her auf Trockenperioden eingestellt.“

 

Dennoch wird sich die Baum-Politik der Stadt verändern. Der Amberbaum aus Amerika, der Zürgelbaum aus Australien oder auch die Hopfenbuche aus dem Mittelmeerraum werden heimische Arten wie etwa den Ahorn verdrängen.

 

Wie der Kampf gegen die Trockenheit in den Grünanlagen aussehen wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen. „Wir müssen erstmal sehen, wie es weitergeht“, sagt Roser. Es gebe Fahrzeuge mit 200-Liter-Wassertanks, auch könnten die Hydranten der Feuerwehr genutzt werden. Die Mainufer laden weiter zum Chillen ein. Ein Teil kann künstlich bewässert werden. Ansonsten wird „der Rasen braun, aber er erholt sich wieder“.