Wirt Heiko Henninger: »Lasse mich nicht erpressen« - Nach Anfeindungen gegen »Brandeck«-Wirt Heiko Henninger wurde der Stammtisch der AfD Ortenau in der Gaststätte im März abgesagt. Heute findet das monatliche Treffen wieder dort statt. »Ich lasse mich nicht erpressen«, sagt Henninger.
Im März fand der monatliche Stammtisch des Kreisverbands Ortenau der AfD in der Gaststätte »Brandeck« nicht statt. Grund waren Anfeindungen gegenüber dem Wirt Heiko Henninger, weil dieser der AfD Ortenau die »Brandeck« für Treffen zur Verfügung stellt. An der Gaststätte angebrachte Zettel mit einem Text (»Rassismus im Biergarten«) von der Homepage der Antifa Ortenau brachten für Henninger damals das Fass zum Überlaufen, und der AfD-Stammtisch wurde abgesagt.
Wie es mit dem Stammtisch weitergehen würde, darüber war sich Henninger Anfang März noch nicht sicher. Inzwischen steht für ihn fest: »Ich lasse mich nicht erpressen und mir von niemandem vorschreiben, wen ich bewirte.« Deshalb wird sich der Kreisverband Ortenau der AfD am heutigen Donnerstag wieder in der »Brandeck« zum Stammtisch treffen.
In all den Jahren, die AfD trifft sich seit 2013 regelmäßig in der »Brandeck«, sei nichts Negatives vorgefallen, »was mich dazu veranlassen würde zu verhindern, dass sich die AfD-Mitglieder in der ›Brandeck‹ treffen«, nennt Henninger einen weiteren Grund für seine Entscheidung. »Wenn rechte Parolen rumgebrüllt werden würden, müsste ich anders entscheiden«, betont er. Doch Vorträge zu Themen wie E-Mobilität oder innere Sicherheit könnten genauso gut auch bei anderen Parteien thematisiert werden, findet Henninger.
Bereits im März machte der Gastronom
deutlich, dass bei ihm jeder willkommen sei, solange er sich anständig
benimmt. »Ich bin neutral. Zu uns kommen alle Parteien. Wenn ich das
einer nicht mehr erlaube, bin ich nicht mehr neutral«, sagte der Wirt
damals. Und gestern: »Ich verkaufe Essen und Getränke.« Es sei nicht
seine Aufgabe, an der Tür zu stehen und jeden Gast nach seiner
politischen Gesinnung zu fragen.
Stornierung in Hausach
So wie Henninger entscheiden sich nicht alle Wirte. Das jüngste Beispiel kommt aus dem Kinzigtal. Dort hat die AfD für ihren Kinzigtäler Stammtisch bei mehreren Lokalen angefragt und etliche Absagen bekommen. Das »Landhaus Hechtsberg« in Hausach hatte die Reservierung zunächst angenommen, dann aufgrund des Drucks aber wieder storniert. Der Hornberger Gewerkschaftsvorsitzende Dieter Müller hatte in einem Brief an das »Landhaus Hechtsberg« gedroht, das Haus künftig zu boykottieren und darauf hinzuwirken, dass auch die Gewerkschaft und die SPD keine Veranstaltungen mehr dort abhalten würden, wenn der AfD-Stammtisch dort stattfindet.
Müller war es auch, der Anfang des Jahres »Brandeck«-Wirt Henninger mit Boykott gedroht hatte. »Ich werde auch darauf hinwirken, dass die SPD keine Veranstaltungen mehr in Ihrem Lokal durchführen wird«, heißt es in dem Schreiben. Müller hatte dieses als Stadtrat und Hornberger SPD-Vorsitzender unterschrieben, was ihm laut Henninger Ärger eingebracht hat.
»Ein Mitglied der Ortenauer SPD kam zu mir und hat sich vom Verhalten Müllers distanziert«, schildert Henninger. Es sei nicht im Sinne der Partei gewesen, und Müller hätte den Briefkopf auch nicht verwenden dürfen, habe ihm das SPD-Mitglied erklärt, so der Wirt. Müller dementiert dies. Für das Schreiben kritisiert worden sei er nur von der AfD. »Das ist meine persönliche Angelegenheit«, sagt er auf OT-Nachfrage zu den Boykott-Drohungen, »und daran werde ich mich auch weiter halten und die ›Brandeck‹ nicht mehr betreten.« Für ihn sei die AfD keine demokratische Partei.
»Mit ähnlichen Mitteln wie vor über 70 Jahren versucht man uns mundtot zu machen«, sagt Daniel Hurlebaus, Beisitzer im Ortenauer Kreisverband der AfD. Es habe ihn erschreckt, dass das Datum des geplanten Stammtischs in Hausach, der 20. April, mit Hitlers Geburtstag in Verbindung gebracht worden sei. Die Stammtische würden immer donnerstags stattfinden, betont er.
SPD-Fraktionsvorsitzender Jochen Ficht sagt zu der Situation: »Man muss die AfD nicht mögen und nicht wollen, aber sie ist eine zugelassene Partei und nicht verboten, deshalb kann jeder einzelne entscheiden, wie er damit umgeht.«
»Die Wirte haben Angst, in die
rechte Ecke gestellt zu werden, wenn sie der AfD Raum bieten. Zum Glück
denken viele Bürger diesbezüglich aber anders. Die Wirte sollten sich
nicht erpressen lassen, solange es bei den Stammtischen anständig
zugeht«, findet Henninger.