Kunstwerk gegen Krieg in Syrien - Gegner stören Einweihung von "Monument" in Dresden

Erstveröffentlicht: 
08.02.2017

Die Einweihung des Kunstprojektes "Monument" an der Dresdner Frauenkirche ist am Dienstag von heftigen Protesten begleitet worden. Nach Angaben der Polizei störten etwa 60 Gegner die Eröffnungsreden mit lauten Buhrufen und Parolen wie "Haut ab" oder "Schande". Gleichzeitig hatten sich auf dem Platz auch Menschen versammelt, die das Kunstwerk unterstützen.

 

Die Rechtspopulisten, die nicht nur in unserer Stadt, sondern überall in Europa an Zuspruch gewinnen, bauen auf das Vergessen. Umso wichtiger ist es, dem Erinnern ein 'Monument' zu setzen.

Dirk Hilbert Oberbürgermeister von Dresden 

 

Kunstwerk spaltet die Stadt


Er könne eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk akzeptieren und stehe selbst für Gespräche darüber bereit, sagte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert. "Was ich aber nicht akzeptiere, sind plumpe Pöbeleien und Rumgeschreie."

Manchmal bedürfe es ungewöhnlicher Mittel, um das Weltgeschehen im wörtlichen Sinne vor Augen zu führen, sagte Hilbert. Die Busse seien ein solches Mittel. Im Anschluss an die Eröffnungsreden blieben Hunderte Demonstranten auf dem Neumarkt und äußerten ihren Unmut unter anderem mit "Hilbert muss weg"-Sprechchören.

Der Künstler Manaf Halbouni sprach ebenfalls zur Einweihung. In Richtung der Demonstranten sagte er:

Ihr wollt die ganze Zeit für eure Rechte oder für die abendländischen, christlichen Werte kämpfen. Schämt euch, denn ihr macht es nicht. Ihr habt nicht einmal dem Pfarrer erlaubt zu sprechen. Jeder darf hier seine Meinung sagen. Auch ihr. Aber man macht das mit Kultur und man sagt das gesittet.

Manaf Halbouni Künstler

 

Der Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche, Frank Richter, sagte dem MDR, er habe "blanken Hass" aus den Augen und Mündern der Kritiker erlebt. Mit der Diskussion, ob das Kunstwerk geeignet sei, zum Gedenken an den 13. Februar in Dresden zu stehen, habe das nichts zu tun. Richter gilt als Verfechter der Einstellung, man müsse miteinander reden. Mit dem, was er am Dienstag an der Frauenkirche erlebte, ist für Richter jedoch eine Grenze überschritten.

 

Mit einer Menge, die gekommen ist, um zu hetzen, zu stören, zu pfeiffen und den Oberbürgermeister als Volksverräter zu beschimpfen, mit der kann man nicht reden.

Frank Richter Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche

 

Diese Erfahrung hat auch Wirtschaftsminister Martin Dulig gemacht, der vor der Eröffnung auf dem Neumarkt das Gespräch mit Demonstranten gesucht hatte. "Ich habe den Eindruck, dass es hier Leute gibt, die einfach nur ihren Müll abkippen, wo es gar nicht mehr darum geht, reden zu wollen", sagte er.

 

Tumultartige Szenen vor Beginn der Einweihung

 

Augenzeugen berichteten von tumultartigen Szenen kurz vor Eröffnung des Kunstwerks. Die Polizei habe Demonstranten mit sogenannten Kundgebungsmitteln dazu aufgefordert, eine Versammlung anzumelden. Diese seien der Aufforderung zunächst nicht nachgekommen. Ein Plakat mit der Aufschrift "Euer Rassismus kotzt uns an" sei einer Gruppe von Demonstranten durch Beamte abgenommen worden.

 

Engagierte Dresdner zeigen Gesicht gegen den Hass.Polizei entfernt das Banner gewaltsam. Die Menge johlt und brüllt “Danke Polizei!“ #dd0702 pic.twitter.com/PjIErFvnV5

— Christian Frey (@Christian_Frey) 7. Februar 2017

 

Die Polizei selbst sprach von insgesamt drei Versammlungen, die im Zuge der Einweihung angemeldet wurden und "sich kritisch mit dem Projekt auseinandersetzten". Außer den Zwischenrufen vermeldeten die Beamten keine besonderen Vorkommnisse. Nach offiziellen Angaben haben knapp 100 Beamte die Veranstaltung abgesichert. 

 

Proteste bereits am Montag


Bereits am Montagabend hatten Pegida-Anhänger ihre Abneigung über das Kunstwerk zum Ausdruck gebracht. Nach Informationen eines MDR-Reporters rüttelten mehrere Demonstranten aus Protest an der Absperrung des Kunstwerks und riefen in Sprechchören "Schande" und "Abreißen". Der Künstler Manaf Halbouni sagte: "Von Begriffen wie 'entartete Kunst' bis 'Schrottdenkmal' oder 'Denkmal der Schande' gibt es alles."

 

Die Szenen ereigneten sich unmittelbar vor und nach der Pegida-Demonstration auf dem Schlossplatz. Dort versammelten sich laut der Forschungsgruppe "Durchgezählt" bis zu 1.900 Menschen. Während seiner Rede sagte Pegida-Frontmann Siegfried Däbritz, der Neumarkt sei nun bis April ein Schrottplatz. Er warf Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert vor, die "Gedenkkultur der Dresdner" zum 13. Februar zerstören zu wollen. Auch für die offizielle Einweihung riefen die Gegner der Installation zu Protesten auf. Ein Flugblatt mit der Aufschrift "Wehrt euch gegen diese Provokation" wurde bei der Pegida-Kundgebung verteilt und ist bei Facebook zu finden.

 

Wer zahlte für "Monument"?
Zur Realisierung hat sich ein Netzwerk von Partnern gebildet. Dazu gehören: Kunsthaus Dresden, Stiftung Kunst und Musik, Ostdeutsche Sparkassenstiftung, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Kunstkommission für Kunst im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt Dresden und Stiftung Osterberg. Auf ein Honorar verzichtete Manaf Halbouni.

Zur Höhe der Kosten werden keine Angaben gemacht. Hierzu teilt das Kunsthaus Dresden mit: "Die Partner haben sich geeinigt, keine Zahlen zu veröffentlichen, da diese nur eine sehr ungenaue Auskunft über den tatsächlichen Umfang der Leistungen, die zur Realisierung des Monumentes geführt haben, geben würden. Da oft die Frage nach geflossenen Steuergeldern kommt: Das Kunsthaus Dresden ist eine Kultureinrichtung der Stadt, und in dem Maße, in dem die Arbeitszeit der Mitarbeiter betroffen ist, handelt es sich um Steuergelder."