Linke-Politikerin Köditz in Wurzen: „Trump, AfD, Brexit – mir wird angst und bange“

Erstveröffentlicht: 
29.01.2017

Zu einer Gesprächsrunde hatte das Netzwerk für demokratische Kultur die Linken-Abgeordnete Kerstin Köditz ins D5 nach Wurzen eingeladen. Dort sprach sie über den Terror des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) und den Schatten des Nationalsozialismus’. Angesichts von Trump, AfD, Brexit und der Schwulen- und Lesbenpolitik werde ihr „angst und bange“

 

Wurzen. „Als Antifaschistin ist es meine Aufgabe, davor zu warnen was gerade passiert.“ Das sagte die Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz (Linke) am Freitagabend während einer Gesprächsrunde im D5 in Wurzen – anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus. Köditz war einer Einladung von Ingo Stange vom Verein „Netzwerk für demokratische Kultur“ (NDK) gefolgt, um über den Terror des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) und den Schatten des Nationalsozialismus’ zu sprechen.

 

Denn, so fügte die Politikerin besorgt an: „Wenn ich sehe, was da auf uns zukommt, wird mir Angst und Bange – Trump, AfD, Brexit oder die Lesben- und Schwulenpolitik. All das gefährdet unsere Demokratie.“ Die stellvertretende Vorsitzende des sächsischen NSU-Ausschusses gilt seit Jahren als profunde Kennerin der extremen Rechten in Sachsen.

 

Auf die Frage eines Besuchers räumte Kerstin Köditz zunächst ein, keine Lösung zu sehen. Nach kurzem Zögern fügte sie jedoch hinzu: „Doch, es gibt eine Lösung: Solidarität“, war ihr wichtig zu sagen. Zudem müsse man hinterfragen, wie Gewalt zu definieren sei. Nicht nur mit Morden, wie sie dem NSU angelastet werden. Gewalt sei auch, „wie wir beispielsweise mit den Flüchtlingen im Mittelmeer umgehen. Die bekommen zwar keinen Stein vor den Kopf, aber wir lassen sie jämmerlich ersaufen. Das ist für mich auch Gewalt“, sprach die Landespolitikerin Klartext.

 

Dass der NSU in der öffentlichen Wahrnehmung etwas verblasst, sei nachvollziehbar. Aber der Untersuchungsausschuss sei aktiv und leiste eine „Klein-Klein-Arbeit“, die vielleicht für die Öffentlichkeit weniger von Interesse sei. „Was für mich aber wirklich erschreckend ist: Ich habe sehr viele Polizeibeamte in ihrem Dienst erlebt, denen ich, freundlich formuliert, Dienst nach Vorschrift unterstellen möchte. Mit wenig Herzblut sowie frustriert und desillusioniert von ihrem Job“, konstatiert Köditz, die nach eigenem Bekunden immer wieder den Rassismus als das Problem für die Gesellschaft thematisiere. „Aber viele Sicherheitsbehörden interessieren sich nur für Gefahren, die für das Funktionieren des Staates bestehen könnten.“

 

In diesen Formulierungen stecken viel „Leidenschaft und Engagement“, fand etwa Mario Freidank. „Ich bin aus Leipzig und wollte Kerstin Köditz mal persönlich erleben“, sagte der 42-jährige Buchhalter. „Sie hat mir vor Augen geführt, wie totgruselig die Stimmung gerade in der Gesellschaft ist, und wie besorgniserregend die Situation in jenen Institutionen ist, die sich, wie etwa der Verfassungsschutz, um die Sicherheit der Gesellschaft kümmern müssten.“ Für Martin Lindenberg brachte der Abend „zu viele Details und zu wenige Perspektiven.“ Was aber sicher auch der aktuellen Tagespolitik geschuldet sei, „die düster ist und Volkes Stimmung beeinflusst“, fügte der 52-jährige Wurzener an.

 

Von Frank Schmidt