Pegida versammelte sich am Montagabend in Dresden - mit schrumpfender Teilnehmerzahl, ohne Startkundgebung, aber nicht ohne Gegendemonstranten.
Dresden.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr versammelte sich Pegida am Montag in
Dresden - dieses Mal auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche. Ohne
vorherige Reden startete die Demonstration durch die Stadt gleich zu
Beginn. Erst nach dem „Rundgang“ trat Pegida-Führer Lutz Bachmann ans
Mikrofon, zunächst mit einer Schweigeminute für den verstorbenen Udo Ulfkotte.
Anschließend gab es einen „herzlichen Glückwunsch“ an Donald Trump. Nun
sei die „Blutherrschaft“ Obamas beendet, die „Lügenpresse“ streue nur
Gerüchte. In diesem Stil geht es weiter, Trump sei ein „wirklicher
Patriot“.
Bachmann äußerte sich auch zur Rede von Björn Höcke
am letzten Dienstag. Diese sei „grandios“, was für tosenden Applaus bei
den Pegida-Teilnehmern sorgte. Er regte sich öffentlich über
Ex-Mitstreiterin Tatjana Festerling auf, weil diese die Höcke-Rede
kritisierte. Dann bot Bachmann AfD-Chefin Frauke Petry erneut an, zu
Pegida auf die Bühne zu kommen. Er könne auch arrangieren, an diesem Tag
nicht anwesend zu sein. Es ginge um „die Sache“. Von einer eigenen
Partei, die im vergangenen Jahr vollmundig angekündigt wurde, sprach
Bachmann nicht mehr.
Nach Bachmann war Michael Stürzenberger
dran, der ebenso für die AfD warb und den neuen US-Präsidenten feierte.
Der Mann, der seit Monaten über alle möglichen Demos tingelt, machte
auf der Bühne den Zeremonienmeister und stimmte einen kleinen
„Lügenpresse“-Sprechchor an, beschwor die Einheit der AfD und
kritisierte ebenfalls Ex-Pegida-Frontfrau Festerling. Gegen Ende
verärgerte Stürzenberger mit der Aussage, dem jüdischen Volk sei Unrecht
geschehen, das anwesende Publikum. Viele riefen „aufhören, aufhören“
und verließen den Platz. Etliche „Patrioten“ erlebten dadurch nicht mehr
den Auftritt von Pegida-Vize Siegfried Däbritz.
Die Studenteninitiative „Durchgezählt“ teilte auf Twitter mit,
dass bei Pegida zwischen 1 700 und 2 000 Menschen demonstrierten. In
der vergangenen Woche war das montägliche Happening abgesagt,
schließlich wollte man für die Veranstaltung der Jungen Alternative im Ballhaus Watzke fit sein. Am 9. Januar hatten sich noch bis zu 2 200 Anhänger des Bündnisses eingefunden.
Unwidersprochen
blieb Pegida an diesem Montag nicht: Zum ersten Mal seit dem
Pegida-Geburtstag im Oktober 2016 hatten sich deutlich über 1 000 Menschen
einem Protestzug gegen Bachmanns Bündnis angeschlossen. Zu der
Demonstration hatte der Studentenrat der TU aufgerufen. Hans
Müller-Steinhagen, der Rektor der Universität, unterstützte den Aufruf
und sprach am Anfang der Demonstration zu den Teilnehmern. Er begrüßte
das Engagement der Studenten. Müller-Steinhagen sagte, die Vielfalt, für
die sich die Demonstranten einsetzen, trage auch zur Exzellenz der
Universität bei. Die Studenten zogen vom Campusgelände zu einer
Zwischenkundgebung am Rathaus. Erst nach 21 Uhr endete der Protestzug
gegen die „Patriotischen Europäer“ mit einer Schlusskundgebung vor der
Semperoper.
Außerdem gab es ein Friedensgebet in der Kreuzkirche. Danach zog von dort eine Demo mit etwa 100 Leuten zum Neumarkt, genauer gesagt an den Rand des Platzes. Dort, abseits vom Pegida-Geschehen, wurde den Protestierenden durch die Versammlungsbehörde nur ein kleiner Platz zugestanden. Die Begründung der Behörde: Es könnten Schneebälle geworfen werden. Dennoch gelang es den Demonstranten, ihrem Protest in Sicht- und Hörweite Ausdruck zu verleihen.