Eine Straßenschlacht in Delitzsch entwickelt sich immer mehr zur Herausforderung fürs Landgericht Leipzig. Dass sie stattgefunden hat, ist unstrittig, doch wer Opfer und wer Täter war, daran scheiden sich die Geister.
Delitzsch/Leipzig. Seit Dezember verhandelt die Justiz die Ereignisse jenes frühen Samstagmorgens in der Securiusstraße – am Dienstag stand die Fortsetzung an. Doch selbst Anwohner, als Zeugen geladen, konnten wenig zur Aufklärung betragen. Und die Gruppe Asylbewerber, von denen einer verletzt worden sein soll, blieb dem Prozess fern.
Angeklagt sind zwei Delitzscher. Sie sollen – so der Vorwurf – am 12. Mai 2012 die vier arabischstämmigen Personen angegriffen haben. Nicht allein, sondern laut Aussagen von Polizeibeamten als Teil einer größeren Gruppe Deutscher. Aufgrund der Beweislage müssen sich Dirk H. und Kevin C. (Namen geändert) als einzige verantworten – wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung, eventuell auch wegen Landfriedensbruch. Ausgangspunkt der gewalttätigen Auseinandersetzungen war offenbar ein Streit vor der Discothek Blue Angel in Delitzsch-Nord, der sich in die Securiusstraße nahe der Schulze-Delitzsch-Straße verlagerte und dort eskalierte. Von Steinwürfen ist unter anderem die Rede. Und Dachlatten einer benachbarten Hausbaustelle, die zur Waffe wurden. Die Ausschreitungen währten laut Zeugenaussagen über eine Stunde.
Mindestens ein Stein traf das Auto eines Anwohners, wie dieser vor Gericht schilderte. Wann genau der Stein flog und wer ihn geworfen hatte, konnte er nicht sagen. „Jedenfalls sind die Dellen auf der Fahrerseite heute noch zu gut sehen. Laut Gutachter rund tausend Euro Schaden, und bei Vandalismus zahlt meine Teilkasko-Versicherung nicht“, erklärte der Delitzscher verärgert. Andere Anwohner hatten die Schlägerei nur vom Fenster aus beobachtet und dabei nicht erkennen können, welche Rolle die Asylbewerber spielten. Einer der Ausländer hatte bei der Polizei ausgesagt, von Dirk H. an der Hand verletzt worden zu sein. Der Ladung zur Gerichtsverhandlung folgte er nicht.
Auch nicht die drei anderen aus der Gruppe, wobei zwei gar nicht mehr auffindbar waren. Die beiden anderen sollen nun per richterlicher Anordnung vorgeführt werden – im Februar, zum voraussichtlichen Prozessfinale.
Von Kay Würker